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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Vermischte Gedichte.
Die ärtzte setzen uns zum schlafe sieben stunden.
Aus sieben theilen muß der gantze mensch bestehn.
Der schlimmste zucker wird wie silber gut befunden/
Wenn man ihn siebenmahl läst durch die flamme gehn.
Und Rom/ vor dem die welt den scepter solte beugen/
Muß ohne schicksal nicht aus sieben bergen steigen.

Was die natur geliebt/ hat auch die kunst gethan.
Denn wessen hoher witz ist mächtig zu ergründen/
Warum wir in der welt nur sieben stücke finden/
Die man mit rechte noch vor wunder schelten kan?
Warum Jerusalem muß fieben jahre zehlen/
Eh Salomo den bau des tempels auffgestellt?
Die schulen sieben nur zu freyen känsten wehlen?
Ein ieder sänger sich an sieben noten hält?
Und sieben Araber in sternen hoch erfahren/
Gleichwie in Griechenland nur sieben Weisen waren?
Schickt man das auge gar biß in den bürger-stand;
So öffnet sich ein buch von hundert tausend zeugen.
Denn muß Darius nicht durch sieben Fürsten steigen?
Sind sieben könige den Römern nicht bekandt?
Die Türcken hatten vor nur sieben grosse Bassen/
In sieben thürmen wird des käysers schatz bewacht;
Das kleine niederland/ das alle welt verlassen/
Hat zu der freyheit sich durch sieben stände bracht;
Und Deutschlands vierdter Carl hat selber haben wollen/
Daß sieben Fürsten nur den Käyser wählen sollen.
So herrlich ist der ruhm/ den diese zahl erlangt.
Wie aber macht sie sich dir selber nicht zum knechte/
Beglückter Danckelmann/ wann dein berühmt geschlechte/
So wie die Plejaden mit sieben sternen prangt?
Metellus/ der den muth der Griechen fast vergraben/
Schwang/ da er sterbend fiel/ erst seine macht empor;
Weil er vier söhne ließ von ungemeinen gaben:
Hier aber stellet uns ein vater sieben vor/
Da ieder würdig ist ein wunderwerck der erden/
Wie Cäsar und August/ das haupt der welt zu werden.
Ein eintzig ehren-tritt/ den das verhängniß weist/
Ist besser/ weder zehn mit blut-erlangte kronen.
So steckt in Fabiern und allen Scipionen/
Schon etwas von natur/ das ieden feind zerschmeist:
Die

Vermiſchte Gedichte.
Die aͤrtzte ſetzen uns zum ſchlafe ſieben ſtunden.
Aus ſieben theilen muß der gantze menſch beſtehn.
Der ſchlimmſte zucker wird wie ſilber gut befunden/
Wenn man ihn ſiebenmahl laͤſt durch die flamme gehn.
Und Rom/ vor dem die welt den ſcepter ſolte beugen/
Muß ohne ſchickſal nicht aus ſieben bergen ſteigen.

Was die natur geliebt/ hat auch die kunſt gethan.
Denn weſſen hoher witz iſt maͤchtig zu ergruͤnden/
Warum wir in der welt nur ſieben ſtuͤcke finden/
Die man mit rechte noch vor wunder ſchelten kan?
Warum Jeruſalem muß fieben jahre zehlen/
Eh Salomo den bau des tempels auffgeſtellt?
Die ſchulen ſieben nur zu freyen kaͤnſten wehlen?
Ein ieder ſaͤnger ſich an ſieben noten haͤlt?
Und ſieben Araber in ſternen hoch erfahren/
Gleichwie in Griechenland nur ſieben Weiſen waren?
Schickt man das auge gar biß in den buͤrger-ſtand;
So oͤffnet ſich ein buch von hundert tauſend zeugen.
Denn muß Darius nicht durch ſieben Fuͤrſten ſteigen?
Sind ſieben koͤnige den Roͤmern nicht bekandt?
Die Tuͤrcken hatten vor nur ſieben groſſe Baſſen/
In ſieben thuͤrmen wird des kaͤyſers ſchatz bewacht;
Das kleine niederland/ das alle welt verlaſſen/
Hat zu der freyheit ſich durch ſieben ſtaͤnde bracht;
Und Deutſchlands vierdter Carl hat ſelber haben wollen/
Daß ſieben Fuͤrſten nur den Kaͤyſer waͤhlen ſollen.
So herrlich iſt der ruhm/ den dieſe zahl erlangt.
Wie aber macht ſie ſich dir ſelber nicht zum knechte/
Begluͤckter Danckelmann/ wann dein beruͤhmt geſchlechte/
So wie die Plejaden mit ſieben ſternen prangt?
Metellus/ der den muth der Griechen faſt vergraben/
Schwang/ da er ſterbend fiel/ erſt ſeine macht empor;
Weil er vier ſoͤhne ließ von ungemeinen gaben:
Hier aber ſtellet uns ein vater ſieben vor/
Da ieder wuͤrdig iſt ein wunderwerck der erden/
Wie Caͤſar und Auguſt/ das haupt der welt zu werden.
Ein eintzig ehren-tritt/ den das verhaͤngniß weiſt/
Iſt beſſer/ weder zehn mit blut-erlangte kronen.
So ſteckt in Fabiern und allen Scipionen/
Schon etwas von natur/ das ieden feind zerſchmeiſt:
Die
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[175/0219] Vermiſchte Gedichte. Die aͤrtzte ſetzen uns zum ſchlafe ſieben ſtunden. Aus ſieben theilen muß der gantze menſch beſtehn. Der ſchlimmſte zucker wird wie ſilber gut befunden/ Wenn man ihn ſiebenmahl laͤſt durch die flamme gehn. Und Rom/ vor dem die welt den ſcepter ſolte beugen/ Muß ohne ſchickſal nicht aus ſieben bergen ſteigen. Was die natur geliebt/ hat auch die kunſt gethan. Denn weſſen hoher witz iſt maͤchtig zu ergruͤnden/ Warum wir in der welt nur ſieben ſtuͤcke finden/ Die man mit rechte noch vor wunder ſchelten kan? Warum Jeruſalem muß fieben jahre zehlen/ Eh Salomo den bau des tempels auffgeſtellt? Die ſchulen ſieben nur zu freyen kaͤnſten wehlen? Ein ieder ſaͤnger ſich an ſieben noten haͤlt? Und ſieben Araber in ſternen hoch erfahren/ Gleichwie in Griechenland nur ſieben Weiſen waren? Schickt man das auge gar biß in den buͤrger-ſtand; So oͤffnet ſich ein buch von hundert tauſend zeugen. Denn muß Darius nicht durch ſieben Fuͤrſten ſteigen? Sind ſieben koͤnige den Roͤmern nicht bekandt? Die Tuͤrcken hatten vor nur ſieben groſſe Baſſen/ In ſieben thuͤrmen wird des kaͤyſers ſchatz bewacht; Das kleine niederland/ das alle welt verlaſſen/ Hat zu der freyheit ſich durch ſieben ſtaͤnde bracht; Und Deutſchlands vierdter Carl hat ſelber haben wollen/ Daß ſieben Fuͤrſten nur den Kaͤyſer waͤhlen ſollen. So herrlich iſt der ruhm/ den dieſe zahl erlangt. Wie aber macht ſie ſich dir ſelber nicht zum knechte/ Begluͤckter Danckelmann/ wann dein beruͤhmt geſchlechte/ So wie die Plejaden mit ſieben ſternen prangt? Metellus/ der den muth der Griechen faſt vergraben/ Schwang/ da er ſterbend fiel/ erſt ſeine macht empor; Weil er vier ſoͤhne ließ von ungemeinen gaben: Hier aber ſtellet uns ein vater ſieben vor/ Da ieder wuͤrdig iſt ein wunderwerck der erden/ Wie Caͤſar und Auguſt/ das haupt der welt zu werden. Ein eintzig ehren-tritt/ den das verhaͤngniß weiſt/ Iſt beſſer/ weder zehn mit blut-erlangte kronen. So ſteckt in Fabiern und allen Scipionen/ Schon etwas von natur/ das ieden feind zerſchmeiſt: Die

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/219>, abgerufen am 03.05.2024.