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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Vermischte Gedichte.
Du wirst doch diesen schatz nicht für dich selbst vergraben;
Wie/ oder soll es gar ein ander als ich haben?
Nein Cloris/ höret mir dein hertze/ wie man spricht/
So wehre mir denn auch des hertzens eingang nicht.
Er fuhr voll eyffers auff/ um dieses unrechts willen.
Doch Cloris wuste bald ihn wieder zubestillen;
Sie zog/ nunmehr erweicht/ nach dem bezeugten haß/
Den ausgesöhnten feind mitleidig in das graß.
Man meynt: daß weil er sich/ bescheiden überwunden/
Der Cloris schooß gesehn/ und einmahl bloß gefunden/
Die Götter ihn hieher auch wunderbar gebracht/
Sie endlich seiner treu beständigkeit bedacht;
Sie endlich ihn getröst nach seinen langen leyden/
So daß auch dessen glück die gegend wollen neiden;
Sie aber nach der zeit/ wenn ihnen was gefehlt/
Diß süsse sorgen-grab zur linderung gewählt.


Die glückselige zahl sieben/
in
Seiner Excellentz dem Herrn geheim-
ten rath von Danckelmann fürgestellet.
GEitz und verschwendung hat der kühnen welt entdeckt/
Wie man durch künste soll den stein der Weisen finden.
Witz aber und vernunfft sind mühsam zuergründen/
Was vor geheinmiß auch in einer ziffer steckt.
Warum ein hirten-kind auff käyser-thröne steiget;
Ein käyser aber gar durch seine kinder fällt:
Gewalt und glücke sich in enckeln abwärts neiget/
Ein fauler Commodus des vatern ruhm verstellt/
Und uns die jahre maaß/ die zahlen grentzen setzen;
Wie tieff ein ieder ihm soll sein gedächtniß etzen.
Der geist Pythagoras/ der Griechenland regiert/
Egyptens Cabala/ die lehre der Druyden/
Zeugt/ daß der alten witz schon längsten unterschieden;
Was die und jene zahl vor hohe würckung führt.
Die

Vermiſchte Gedichte.
Du wirſt doch dieſen ſchatz nicht fuͤr dich ſelbſt vergraben;
Wie/ oder ſoll es gar ein ander als ich haben?
Nein Cloris/ hoͤret mir dein hertze/ wie man ſpricht/
So wehre mir denn auch des hertzens eingang nicht.
Er fuhr voll eyffers auff/ um dieſes unrechts willen.
Doch Cloris wuſte bald ihn wieder zubeſtillen;
Sie zog/ nunmehr erweicht/ nach dem bezeugten haß/
Den ausgeſoͤhnten feind mitleidig in das graß.
Man meynt: daß weil er ſich/ beſcheiden uͤberwunden/
Der Cloris ſchooß geſehn/ und einmahl bloß gefunden/
Die Goͤtter ihn hieher auch wunderbar gebracht/
Sie endlich ſeiner treu beſtaͤndigkeit bedacht;
Sie endlich ihn getroͤſt nach ſeinen langen leyden/
So daß auch deſſen gluͤck die gegend wollen neiden;
Sie aber nach der zeit/ wenn ihnen was gefehlt/
Diß ſuͤſſe ſorgen-grab zur linderung gewaͤhlt.


Die gluͤckſelige zahl ſieben/
in
Seiner Excellentz dem Herrn geheim-
ten rath von Danckelmann fuͤrgeſtellet.
GEitz und verſchwendung hat der kuͤhnen welt entdeckt/
Wie man durch kuͤnſte ſoll den ſtein der Weiſen finden.
Witz aber und vernunfft ſind muͤhſam zuergruͤnden/
Was vor geheinmiß auch in einer ziffer ſteckt.
Warum ein hirten-kind auff kaͤyſer-throͤne ſteiget;
Ein kaͤyſer aber gar durch ſeine kinder faͤllt:
Gewalt und gluͤcke ſich in enckeln abwaͤrts neiget/
Ein fauler Commodus des vatern ruhm verſtellt/
Und uns die jahre maaß/ die zahlen grentzen ſetzen;
Wie tieff ein ieder ihm ſoll ſein gedaͤchtniß etzen.
Der geiſt Pythagoras/ der Griechenland regiert/
Egyptens Cabala/ die lehre der Druyden/
Zeugt/ daß der alten witz ſchon laͤngſten unterſchieden;
Was die und jene zahl vor hohe wuͤrckung fuͤhrt.
Die
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[173/0217] Vermiſchte Gedichte. Du wirſt doch dieſen ſchatz nicht fuͤr dich ſelbſt vergraben; Wie/ oder ſoll es gar ein ander als ich haben? Nein Cloris/ hoͤret mir dein hertze/ wie man ſpricht/ So wehre mir denn auch des hertzens eingang nicht. Er fuhr voll eyffers auff/ um dieſes unrechts willen. Doch Cloris wuſte bald ihn wieder zubeſtillen; Sie zog/ nunmehr erweicht/ nach dem bezeugten haß/ Den ausgeſoͤhnten feind mitleidig in das graß. Man meynt: daß weil er ſich/ beſcheiden uͤberwunden/ Der Cloris ſchooß geſehn/ und einmahl bloß gefunden/ Die Goͤtter ihn hieher auch wunderbar gebracht/ Sie endlich ſeiner treu beſtaͤndigkeit bedacht; Sie endlich ihn getroͤſt nach ſeinen langen leyden/ So daß auch deſſen gluͤck die gegend wollen neiden; Sie aber nach der zeit/ wenn ihnen was gefehlt/ Diß ſuͤſſe ſorgen-grab zur linderung gewaͤhlt. Die gluͤckſelige zahl ſieben/ in Seiner Excellentz dem Herrn geheim- ten rath von Danckelmann fuͤrgeſtellet. B. N. GEitz und verſchwendung hat der kuͤhnen welt entdeckt/ Wie man durch kuͤnſte ſoll den ſtein der Weiſen finden. Witz aber und vernunfft ſind muͤhſam zuergruͤnden/ Was vor geheinmiß auch in einer ziffer ſteckt. Warum ein hirten-kind auff kaͤyſer-throͤne ſteiget; Ein kaͤyſer aber gar durch ſeine kinder faͤllt: Gewalt und gluͤcke ſich in enckeln abwaͤrts neiget/ Ein fauler Commodus des vatern ruhm verſtellt/ Und uns die jahre maaß/ die zahlen grentzen ſetzen; Wie tieff ein ieder ihm ſoll ſein gedaͤchtniß etzen. Der geiſt Pythagoras/ der Griechenland regiert/ Egyptens Cabala/ die lehre der Druyden/ Zeugt/ daß der alten witz ſchon laͤngſten unterſchieden; Was die und jene zahl vor hohe wuͤrckung fuͤhrt. Die

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/217>, abgerufen am 27.11.2024.