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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Begräbniß-Gedichte.
Und endlich hat er selbst der erden abgedanckt/
Sein geist hat kett und strick des todes durchgerissen/
Und legt die schalen nun zu seines GOttes füssen/
Mit denen hier der leib im leben hat geprangt:
Sein JEsus aber füllt sie alle voller sonnen/
Mit diesen worten an: Das licht der traurigkeit.
Der mund der engel/ die vor liebe fast zerronnen/
Küßt mit der losung ihn: Der seelen liebes-streit.
Der himmel aber selbst rieff eh sie ihn noch küßten:
Diß ist der rechte kern der priester und der Christen.
Ob gleich der himmel nun den grossen geist verwahrt/
So muß Alphonsus stein doch seinem ruhme weichen/
Der auff der wagen sich zwar allen konte gleichen/
Von erden aber so/ wie federn/ leichte ward.
Denn wo Martellus sich kan groß und glücklich schätzen/
Weil er drey söhne läst von gleicher tapfferkeit;
Muß man dem seligen sein lob in marmol ätzen/
Weil ihn der kinder glantz auch in der grufft verneut/
Und er drey söhne läst/ durch die er kan auff erden/
Wie Pfeiffer/ Lauterbach und Krafftheim ruchtbar werden.
Drum gebt/ betrübteste/ des himmels donner nach!
Denn schmertz und unglück wird durch thränen nicht verbunden:
Der beste balsam qvillt aus tieff-geritzten wunden/
Und morgen streut offt gold/ was gestern blumen brach.
Der ist nur lobens werth/ der fromm und selig stirbet;
Der aber erst ein Christ/ der seine schwachheit stärckt/
Wie Amianthen-stein im feuer nicht verdirbet/
Als Cedern feste steht/ von Mohren aber merckt:
Daß ieder/ der ihm nicht den himmel will verschlagen/
Muß creutze/ feur nnd asch' in seinem hertzen tragen.


Die
Begraͤbniß-Gedichte.
Und endlich hat er ſelbſt der erden abgedanckt/
Sein geiſt hat kett und ſtrick des todes durchgeriſſen/
Und legt die ſchalen nun zu ſeines GOttes fuͤſſen/
Mit denen hier der leib im leben hat geprangt:
Sein JEſus aber fuͤllt ſie alle voller ſonnen/
Mit dieſen worten an: Das licht der traurigkeit.
Der mund der engel/ die vor liebe faſt zerronnen/
Kuͤßt mit der loſung ihn: Der ſeelen liebes-ſtreit.
Der himmel aber ſelbſt rieff eh ſie ihn noch kuͤßten:
Diß iſt der rechte kern der prieſter und der Chriſten.
Ob gleich der himmel nun den groſſen geiſt verwahrt/
So muß Alphonſus ſtein doch ſeinem ruhme weichen/
Der auff der wagen ſich zwar allen konte gleichen/
Von erden aber ſo/ wie federn/ leichte ward.
Denn wo Martellus ſich kan groß und gluͤcklich ſchaͤtzen/
Weil er drey ſoͤhne laͤſt von gleicher tapfferkeit;
Muß man dem ſeligen ſein lob in marmol aͤtzen/
Weil ihn der kinder glantz auch in der grufft verneut/
Und er drey ſoͤhne laͤſt/ durch die er kan auff erden/
Wie Pfeiffer/ Lauterbach und Krafftheim ruchtbar werden.
Drum gebt/ betruͤbteſte/ des himmels donner nach!
Denn ſchmertz und ungluͤck wird durch thraͤnen nicht verbunden:
Der beſte balſam qvillt aus tieff-geritzten wunden/
Und morgen ſtreut offt gold/ was geſtern blumen brach.
Der iſt nur lobens werth/ der fromm und ſelig ſtirbet;
Der aber erſt ein Chriſt/ der ſeine ſchwachheit ſtaͤrckt/
Wie Amianthen-ſtein im feuer nicht verdirbet/
Als Cedern feſte ſteht/ von Mohren aber merckt:
Daß ieder/ der ihm nicht den himmel will verſchlagen/
Muß creutze/ feur nnd aſch’ in ſeinem hertzen tragen.


Die
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[158/0202] Begraͤbniß-Gedichte. Und endlich hat er ſelbſt der erden abgedanckt/ Sein geiſt hat kett und ſtrick des todes durchgeriſſen/ Und legt die ſchalen nun zu ſeines GOttes fuͤſſen/ Mit denen hier der leib im leben hat geprangt: Sein JEſus aber fuͤllt ſie alle voller ſonnen/ Mit dieſen worten an: Das licht der traurigkeit. Der mund der engel/ die vor liebe faſt zerronnen/ Kuͤßt mit der loſung ihn: Der ſeelen liebes-ſtreit. Der himmel aber ſelbſt rieff eh ſie ihn noch kuͤßten: Diß iſt der rechte kern der prieſter und der Chriſten. Ob gleich der himmel nun den groſſen geiſt verwahrt/ So muß Alphonſus ſtein doch ſeinem ruhme weichen/ Der auff der wagen ſich zwar allen konte gleichen/ Von erden aber ſo/ wie federn/ leichte ward. Denn wo Martellus ſich kan groß und gluͤcklich ſchaͤtzen/ Weil er drey ſoͤhne laͤſt von gleicher tapfferkeit; Muß man dem ſeligen ſein lob in marmol aͤtzen/ Weil ihn der kinder glantz auch in der grufft verneut/ Und er drey ſoͤhne laͤſt/ durch die er kan auff erden/ Wie Pfeiffer/ Lauterbach und Krafftheim ruchtbar werden. Drum gebt/ betruͤbteſte/ des himmels donner nach! Denn ſchmertz und ungluͤck wird durch thraͤnen nicht verbunden: Der beſte balſam qvillt aus tieff-geritzten wunden/ Und morgen ſtreut offt gold/ was geſtern blumen brach. Der iſt nur lobens werth/ der fromm und ſelig ſtirbet; Der aber erſt ein Chriſt/ der ſeine ſchwachheit ſtaͤrckt/ Wie Amianthen-ſtein im feuer nicht verdirbet/ Als Cedern feſte ſteht/ von Mohren aber merckt: Daß ieder/ der ihm nicht den himmel will verſchlagen/ Muß creutze/ feur nnd aſch’ in ſeinem hertzen tragen. Die

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/202>, abgerufen am 03.05.2024.