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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Begräbniß-Gedichte.
Der kern aller Prediger und
Christen/

Bey der Beerdigung Herrn D. Jo-

hann Acoluths/ in Breßlau fürge-
stellet/ 1689.
DEr zunder der natur/ den Adam noch behielt/
Als klugheit und verstand wie zucker war zerronnen/
Hat zwar in heyden auch so grosses licht gewonnen/
Daß seiner flammen glut durch stumme bilder spielt:
Wenn Rom und Persien unsterblich feuer ehret/
Aus dem die ewigkeit des grossen GOttes plitzt:
Athen der weißheit brunn in der Minerva lehret;
Egypten Isis bild mit hundert brüsten schnitzt/
Zu zeigen: Daß die krafft der geister-vollen erden/
Durch brüste der natur muß unterhalten werden.
Doch mensch und klugheit muß wie grund-eiß untergehn;
Nachdem uns GOtt und schrifft zur sonne selber dienen:
Drum läst der grosse fürst der schwartzen Abyßinen/
Ein edler sinnenbild als alle Griechen sehn:
Wenn seiner sclaven hand ihm nach der Mohren sitten/
Drey schaalen auff das gold der schweren tafel stellt;
Davon die erstre obst/ so wie ein creutz zerschnitten/
Der andern umkreiß feur/ der dritten asche hält/
Und jene Christus bild/ die andere der höllen/
Die letzte tod und grufft ihm soll vor augen stellen.
Denn eben dieses ist des glaubens kern und safft/
So wie gebrandter tranck die krafft von zimmet-rinden.
Auff diese pfeiler muß sich Christ und priester gründen/
Der nicht am sünden-koth verdammter wollust hafft:
Und endlich dieses ist/ was noch bey seinem leben
Des nunmehr seligen erblaßter mund gelehrt:
Wenn er wie Memnons bild des morgens thon gegeben/
Die schulen wie der mond die pflantzen hat vermehrt/
Und allen kurtz gesagt: Calovius im lesen/
Im reden Müller ist/ im schreiben Arndt gewesen.
Der
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Begraͤbniß-Gedichte.
Der kern aller Prediger und
Chriſten/

Bey der Beerdigung Herrn D. Jo-

hann Acoluths/ in Breßlau fuͤrge-
ſtellet/ 1689.
DEr zunder der natur/ den Adam noch behielt/
Als klugheit und verſtand wie zucker war zerronnen/
Hat zwar in heyden auch ſo groſſes licht gewonnen/
Daß ſeiner flammen glut durch ſtumme bilder ſpielt:
Wenn Rom und Perſien unſterblich feuer ehret/
Aus dem die ewigkeit des groſſen GOttes plitzt:
Athen der weißheit brunn in der Minerva lehret;
Egypten Iſis bild mit hundert bruͤſten ſchnitzt/
Zu zeigen: Daß die krafft der geiſter-vollen erden/
Durch bruͤſte der natur muß unterhalten werden.
Doch menſch und klugheit muß wie grund-eiß untergehn;
Nachdem uns GOtt und ſchrifft zur ſonne ſelber dienen:
Drum laͤſt der groſſe fuͤrſt der ſchwartzen Abyßinen/
Ein edler ſinnenbild als alle Griechen ſehn:
Wenn ſeiner ſclaven hand ihm nach der Mohren ſitten/
Drey ſchaalen auff das gold der ſchweren tafel ſtellt;
Davon die erſtre obſt/ ſo wie ein creutz zerſchnitten/
Der andern umkreiß feur/ der dritten aſche haͤlt/
Und jene Chriſtus bild/ die andere der hoͤllen/
Die letzte tod und grufft ihm ſoll vor augen ſtellen.
Denn eben dieſes iſt des glaubens kern und ſafft/
So wie gebrandter tranck die krafft von zimmet-rinden.
Auff dieſe pfeiler muß ſich Chriſt und prieſter gruͤnden/
Der nicht am ſuͤnden-koth verdammter wolluſt hafft:
Und endlich dieſes iſt/ was noch bey ſeinem leben
Des nunmehr ſeligen erblaßter mund gelehrt:
Wenn er wie Memnons bild des morgens thon gegeben/
Die ſchulen wie der mond die pflantzen hat vermehrt/
Und allen kurtz geſagt: Calovius im leſen/
Im reden Muͤller iſt/ im ſchreiben Arndt geweſen.
Der
K 5
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[153/0197] Begraͤbniß-Gedichte. Der kern aller Prediger und Chriſten/ Bey der Beerdigung Herrn D. Jo- hann Acoluths/ in Breßlau fuͤrge- ſtellet/ 1689. B. N. DEr zunder der natur/ den Adam noch behielt/ Als klugheit und verſtand wie zucker war zerronnen/ Hat zwar in heyden auch ſo groſſes licht gewonnen/ Daß ſeiner flammen glut durch ſtumme bilder ſpielt: Wenn Rom und Perſien unſterblich feuer ehret/ Aus dem die ewigkeit des groſſen GOttes plitzt: Athen der weißheit brunn in der Minerva lehret; Egypten Iſis bild mit hundert bruͤſten ſchnitzt/ Zu zeigen: Daß die krafft der geiſter-vollen erden/ Durch bruͤſte der natur muß unterhalten werden. Doch menſch und klugheit muß wie grund-eiß untergehn; Nachdem uns GOtt und ſchrifft zur ſonne ſelber dienen: Drum laͤſt der groſſe fuͤrſt der ſchwartzen Abyßinen/ Ein edler ſinnenbild als alle Griechen ſehn: Wenn ſeiner ſclaven hand ihm nach der Mohren ſitten/ Drey ſchaalen auff das gold der ſchweren tafel ſtellt; Davon die erſtre obſt/ ſo wie ein creutz zerſchnitten/ Der andern umkreiß feur/ der dritten aſche haͤlt/ Und jene Chriſtus bild/ die andere der hoͤllen/ Die letzte tod und grufft ihm ſoll vor augen ſtellen. Denn eben dieſes iſt des glaubens kern und ſafft/ So wie gebrandter tranck die krafft von zimmet-rinden. Auff dieſe pfeiler muß ſich Chriſt und prieſter gruͤnden/ Der nicht am ſuͤnden-koth verdammter wolluſt hafft: Und endlich dieſes iſt/ was noch bey ſeinem leben Des nunmehr ſeligen erblaßter mund gelehrt: Wenn er wie Memnons bild des morgens thon gegeben/ Die ſchulen wie der mond die pflantzen hat vermehrt/ Und allen kurtz geſagt: Calovius im leſen/ Im reden Muͤller iſt/ im ſchreiben Arndt geweſen. Der K 5

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/197>, abgerufen am 03.05.2024.