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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Begräbniß-Gedichte.
Soll sie noch länger hier auff erden elend seyn?
Soll sie noch einmahl sich vom tode martern lassen?
Ach! gönnet andern diß/ die GOtt und himmel hassen/
Und stimmet itzt mit mir in diese lieder ein:
Wohl iedem/ welcher so wie Leonora fliehet/
Wie Leonora schweigt/ wie Leonora blühet!


An Herrn D. Wegnern in Franckfurt
an der Oder/ als demselben zwey wohlgerathene
söhne starben.
MEin Herr/ wann durch die last/ der auffgelegten bürde
Sein hertze thränen-saltz/ das saltz zu blute würde/
So könte dieses wohl ein zeugniß seiner pein/
Doch keine schilderey so grosser schmertzen seyn.
Denn wem ist nicht bekandt/ wie man um freunde trauret?
Wie lange der verlust von einem kinde dauret?
Zwey aber auff einmahl/ scheint warlich allzuviel/
Wenn sie des himmels schluß und sein verborgnes ziel
Aus unsern augen reist: Noch mehr/ wann ihre gaben
Als wunderwercke sich der welt gewiesen haben/
Und sie ein vater schon auff erden so erhöht/
Daß ihrer jugend baum in vollen früchten steht.
Doch sein gesetztes hertz/ das die gedult regieret/
Wird durch den donnerschlag des todes zwar gerühret/
Nicht aber unterdrückt; denn seine seele denckt/
Daß GOtt und himmel offt im giffte zucker schenckt.
Er hat mit saurer müh den einen lehren müssen/
Wie auch ein tauber kan der reden deutung wissen.
Den andern hat er gar durch fleiß dahin gebracht/
Daß er sich vor der zeit durch sprachen groß gemacht.
Allein der höchste will die lehre selbst vollenden/
Drum müssen beyde sich in seine schule wenden:
Er aber giebet sich mit grossen ruhme drein;
Weil hier auff erden doch nur lauter pfuscher seyn.
An

Begraͤbniß-Gedichte.
Soll ſie noch laͤnger hier auff erden elend ſeyn?
Soll ſie noch einmahl ſich vom tode martern laſſen?
Ach! goͤnnet andern diß/ die GOtt und himmel haſſen/
Und ſtimmet itzt mit mir in dieſe lieder ein:
Wohl iedem/ welcher ſo wie Leonora fliehet/
Wie Leonora ſchweigt/ wie Leonora bluͤhet!


An Herrn D. Wegnern in Franckfurt
an der Oder/ als demſelben zwey wohlgerathene
ſoͤhne ſtarben.
MEin Herr/ wann durch die laſt/ der auffgelegten buͤrde
Sein hertze thraͤnen-ſaltz/ das ſaltz zu blute wuͤrde/
So koͤnte dieſes wohl ein zeugniß ſeiner pein/
Doch keine ſchilderey ſo groſſer ſchmertzen ſeyn.
Denn wem iſt nicht bekandt/ wie man um freunde trauret?
Wie lange der verluſt von einem kinde dauret?
Zwey aber auff einmahl/ ſcheint warlich allzuviel/
Wenn ſie des himmels ſchluß und ſein verborgnes ziel
Aus unſern augen reiſt: Noch mehr/ wann ihre gaben
Als wunderwercke ſich der welt gewieſen haben/
Und ſie ein vater ſchon auff erden ſo erhoͤht/
Daß ihrer jugend baum in vollen fruͤchten ſteht.
Doch ſein geſetztes hertz/ das die gedult regieret/
Wird durch den donnerſchlag des todes zwar geruͤhret/
Nicht aber unterdruͤckt; denn ſeine ſeele denckt/
Daß GOtt und himmel offt im giffte zucker ſchenckt.
Er hat mit ſaurer muͤh den einen lehren muͤſſen/
Wie auch ein tauber kan der reden deutung wiſſen.
Den andern hat er gar durch fleiß dahin gebracht/
Daß er ſich vor der zeit durch ſprachen groß gemacht.
Allein der hoͤchſte will die lehre ſelbſt vollenden/
Drum muͤſſen beyde ſich in ſeine ſchule wenden:
Er aber giebet ſich mit groſſen ruhme drein;
Weil hier auff erden doch nur lauter pfuſcher ſeyn.
An
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[144/0188] Begraͤbniß-Gedichte. Soll ſie noch laͤnger hier auff erden elend ſeyn? Soll ſie noch einmahl ſich vom tode martern laſſen? Ach! goͤnnet andern diß/ die GOtt und himmel haſſen/ Und ſtimmet itzt mit mir in dieſe lieder ein: Wohl iedem/ welcher ſo wie Leonora fliehet/ Wie Leonora ſchweigt/ wie Leonora bluͤhet! An Herrn D. Wegnern in Franckfurt an der Oder/ als demſelben zwey wohlgerathene ſoͤhne ſtarben. B. N. MEin Herr/ wann durch die laſt/ der auffgelegten buͤrde Sein hertze thraͤnen-ſaltz/ das ſaltz zu blute wuͤrde/ So koͤnte dieſes wohl ein zeugniß ſeiner pein/ Doch keine ſchilderey ſo groſſer ſchmertzen ſeyn. Denn wem iſt nicht bekandt/ wie man um freunde trauret? Wie lange der verluſt von einem kinde dauret? Zwey aber auff einmahl/ ſcheint warlich allzuviel/ Wenn ſie des himmels ſchluß und ſein verborgnes ziel Aus unſern augen reiſt: Noch mehr/ wann ihre gaben Als wunderwercke ſich der welt gewieſen haben/ Und ſie ein vater ſchon auff erden ſo erhoͤht/ Daß ihrer jugend baum in vollen fruͤchten ſteht. Doch ſein geſetztes hertz/ das die gedult regieret/ Wird durch den donnerſchlag des todes zwar geruͤhret/ Nicht aber unterdruͤckt; denn ſeine ſeele denckt/ Daß GOtt und himmel offt im giffte zucker ſchenckt. Er hat mit ſaurer muͤh den einen lehren muͤſſen/ Wie auch ein tauber kan der reden deutung wiſſen. Den andern hat er gar durch fleiß dahin gebracht/ Daß er ſich vor der zeit durch ſprachen groß gemacht. Allein der hoͤchſte will die lehre ſelbſt vollenden/ Drum muͤſſen beyde ſich in ſeine ſchule wenden: Er aber giebet ſich mit groſſen ruhme drein; Weil hier auff erden doch nur lauter pfuſcher ſeyn. An

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/188>, abgerufen am 22.11.2024.