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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Begräbniß-Gedichte.
Ein pestgeschwüre weicht vor schimmernden saphiren:
Sein noth- und gifft-saphier war GOtt und frömmigkeit/
Durch die er seinen geist wie David lernte führen/
Und zeigte: daß ein fürst erst rechten purpur streut/
Wenn der gestählte muth der tapfferen Ottonen/
Und Lüneburgs August in seiner seele wohnen.

Wiewohl wen fässelt nicht der kärcker dieser welt?
Wer weiß nicht/ daß sich hier nur gold und koth verbinden?
Ein drache läst das gifft doch eher nicht verschwinden/
Biß der beschäumte leib vom donner niederfällt:
So läufft der seelen krafft auch nur auff schnecken-füssen/
So lange fleisch und blut den willen hemmen kan:
Drum muste sich sein geist hier länger nicht verschliessen/
Und trat des leibes angst mit steiffen augen an/
Biß endlich ihm der tod der sünden-gifft benommen/
Und er im himmel ist zur vollen klarheit kommen.
Und also/ hoher Printz/ ist deines vaters geist
Durch tugend und natur acht sternen durchgestiegen;
Doch sein gedächtniß bleibt auch noch auff erden liegen/
Weil sich sein ebenbild in deinen augen weist.
Epaminondas fieng mit freuden an zu sterben/
Weil ihm die feinde nur nicht seinen schild geraubt;
Dein vater aber wird den grossen ruhm erwerben/
Daß er nechst GOttes schild auch dieses noch behaupt:
Daß/ da er hertzog ist im hohen engel-orden/
Du auff der erden bist zu seinem bilde worden.
Drum auff/ und rüste dich/ zeug schmertz und thränen ein!
Und fiedre deinen geist/ dem vater nachzufliegen.
Philippus kan auch noch in seinem tode siegen/
Weil er sich kleiner sieht als Alexandern seyn.
Der Schweden neundter Carl verdoppelt ruhm und leben/
Weil muth und tugend auch aus seinem Adolph plitzt:
Wo wird dein vater auch in aller augen schweben/
Weil seiner strahlen gold auff deiner stirne sitzt;
Die nach-welt aber wird aus deinen thaten lesen:
Daß nur ein unterscheid im namen sey gewesen.
Fuge
J 3

Begraͤbniß-Gedichte.
Ein peſtgeſchwuͤre weicht vor ſchimmernden ſaphiren:
Sein noth- und gifft-ſaphier war GOtt und froͤmmigkeit/
Durch die er ſeinen geiſt wie David lernte fuͤhren/
Und zeigte: daß ein fuͤrſt erſt rechten purpur ſtreut/
Wenn der geſtaͤhlte muth der tapfferen Ottonen/
Und Luͤneburgs Auguſt in ſeiner ſeele wohnen.

Wiewohl wen faͤſſelt nicht der kaͤrcker dieſer welt?
Wer weiß nicht/ daß ſich hier nur gold und koth verbinden?
Ein drache laͤſt das gifft doch eher nicht verſchwinden/
Biß der beſchaͤumte leib vom donner niederfaͤllt:
So laͤufft der ſeelen krafft auch nur auff ſchnecken-fuͤſſen/
So lange fleiſch und blut den willen hemmen kan:
Drum muſte ſich ſein geiſt hier laͤnger nicht verſchlieſſen/
Und trat des leibes angſt mit ſteiffen augen an/
Biß endlich ihm der tod der ſuͤnden-gifft benommen/
Und er im himmel iſt zur vollen klarheit kommen.
Und alſo/ hoher Printz/ iſt deines vaters geiſt
Durch tugend und natur acht ſternen durchgeſtiegen;
Doch ſein gedaͤchtniß bleibt auch noch auff erden liegen/
Weil ſich ſein ebenbild in deinen augen weiſt.
Epaminondas fieng mit freuden an zu ſterben/
Weil ihm die feinde nur nicht ſeinen ſchild geraubt;
Dein vater aber wird den groſſen ruhm erwerben/
Daß er nechſt GOttes ſchild auch dieſes noch behaupt:
Daß/ da er hertzog iſt im hohen engel-orden/
Du auff der erden biſt zu ſeinem bilde worden.
Drum auff/ und ruͤſte dich/ zeug ſchmertz und thraͤnen ein!
Und fiedre deinen geiſt/ dem vater nachzufliegen.
Philippus kan auch noch in ſeinem tode ſiegen/
Weil er ſich kleiner ſieht als Alexandern ſeyn.
Der Schweden neundter Carl verdoppelt ruhm und leben/
Weil muth und tugend auch aus ſeinem Adolph plitzt:
Wo wird dein vater auch in aller augen ſchweben/
Weil ſeiner ſtrahlen gold auff deiner ſtirne ſitzt;
Die nach-welt aber wird aus deinen thaten leſen:
Daß nur ein unterſcheid im namen ſey geweſen.
Fuge
J 3
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[133/0177] Begraͤbniß-Gedichte. Ein peſtgeſchwuͤre weicht vor ſchimmernden ſaphiren: Sein noth- und gifft-ſaphier war GOtt und froͤmmigkeit/ Durch die er ſeinen geiſt wie David lernte fuͤhren/ Und zeigte: daß ein fuͤrſt erſt rechten purpur ſtreut/ Wenn der geſtaͤhlte muth der tapfferen Ottonen/ Und Luͤneburgs Auguſt in ſeiner ſeele wohnen. Wiewohl wen faͤſſelt nicht der kaͤrcker dieſer welt? Wer weiß nicht/ daß ſich hier nur gold und koth verbinden? Ein drache laͤſt das gifft doch eher nicht verſchwinden/ Biß der beſchaͤumte leib vom donner niederfaͤllt: So laͤufft der ſeelen krafft auch nur auff ſchnecken-fuͤſſen/ So lange fleiſch und blut den willen hemmen kan: Drum muſte ſich ſein geiſt hier laͤnger nicht verſchlieſſen/ Und trat des leibes angſt mit ſteiffen augen an/ Biß endlich ihm der tod der ſuͤnden-gifft benommen/ Und er im himmel iſt zur vollen klarheit kommen. Und alſo/ hoher Printz/ iſt deines vaters geiſt Durch tugend und natur acht ſternen durchgeſtiegen; Doch ſein gedaͤchtniß bleibt auch noch auff erden liegen/ Weil ſich ſein ebenbild in deinen augen weiſt. Epaminondas fieng mit freuden an zu ſterben/ Weil ihm die feinde nur nicht ſeinen ſchild geraubt; Dein vater aber wird den groſſen ruhm erwerben/ Daß er nechſt GOttes ſchild auch dieſes noch behaupt: Daß/ da er hertzog iſt im hohen engel-orden/ Du auff der erden biſt zu ſeinem bilde worden. Drum auff/ und ruͤſte dich/ zeug ſchmertz und thraͤnen ein! Und fiedre deinen geiſt/ dem vater nachzufliegen. Philippus kan auch noch in ſeinem tode ſiegen/ Weil er ſich kleiner ſieht als Alexandern ſeyn. Der Schweden neundter Carl verdoppelt ruhm und leben/ Weil muth und tugend auch aus ſeinem Adolph plitzt: Wo wird dein vater auch in aller augen ſchweben/ Weil ſeiner ſtrahlen gold auff deiner ſtirne ſitzt; Die nach-welt aber wird aus deinen thaten leſen: Daß nur ein unterſcheid im namen ſey geweſen. Fuge J 3

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/177>, abgerufen am 22.11.2024.