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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Vorrede.
leben auch zugleich zu einer zeit/ da die Deutschen
fast nicht mehr Deutsche seyn; Da die ausländi-
schen sprachen den vorzug haben/ und es eben so
schimpfflich ist/ deutsch zu reden/ als einen schwei-
tzerischen latz oder wamst zu tragen. Hierzu kom-
met unsre eigne unachtsamkeit/ daß wir unsere feh-
ler gar zu geringe achten/ alles hinsudeln/ wie es
uns in die feder fleust/ und lieber zehen bogen schlim-
me verße/ weder sechs zeilen gute machen; Und
denn ferner die thorheit derjenigen/ welche den lor-
beer-krantz um 10. thaler erkauffen/ und dadurch
den herrlichen namen eines Poeten/ welcher über
drey oder vieren in der welt noch nicht gebührt/ vie-
len ehrlichen gemüthern vereckeln/ ungeachtet sie
nichts davon haben/ als die mühe/ daß sie bey unter-
zeichnung ihres namens etliche buchstaben mehr/ als
andere/ schreiben. Und dieses alles ist ursache/
warum die Poesie in Deutschland nicht höher ge-
stiegen. Allein/ so schlecht sie ist/ so ist sie doch noch
in solchem stande/ daß wir uns derselben nicht gäntz-
lich schämen dürffen; und handelt der gute Jesuit
Bouhours sehr thöricht/ wenn er uns unter die
Moscowiter und Barbarn zehlet. Wenn man de-
nen frantzösischen verßen den reim/ und den einhalt
ihrer lobgedichte die lügen benähme/ so würden sie
alle beyde sehr kahl aussehen. Denn die ersten sind
ohne reimen nichts weniger als verße/ indem sie al-
lenthalben den thon verletzen; Die andern aber so

schmei-

Vorrede.
leben auch zugleich zu einer zeit/ da die Deutſchen
faſt nicht mehr Deutſche ſeyn; Da die auslaͤndi-
ſchen ſprachen den vorzug haben/ und es eben ſo
ſchimpfflich iſt/ deutſch zu reden/ als einen ſchwei-
tzeriſchen latz oder wamſt zu tragen. Hierzu kom-
met unſre eigne unachtſamkeit/ daß wir unſere feh-
ler gar zu geringe achten/ alles hinſudeln/ wie es
uns in die feder fleuſt/ und lieber zehen bogen ſchlim-
me verße/ weder ſechs zeilen gute machen; Und
denn ferner die thorheit derjenigen/ welche den lor-
beer-krantz um 10. thaler erkauffen/ und dadurch
den herrlichen namen eines Poeten/ welcher uͤber
drey oder vieren in der welt noch nicht gebuͤhrt/ vie-
len ehrlichen gemuͤthern vereckeln/ ungeachtet ſie
nichts davon haben/ als die muͤhe/ daß ſie bey unter-
zeichnung ihres namens etliche buchſtaben mehr/ als
andere/ ſchreiben. Und dieſes alles iſt urſache/
warum die Poeſie in Deutſchland nicht hoͤher ge-
ſtiegen. Allein/ ſo ſchlecht ſie iſt/ ſo iſt ſie doch noch
in ſolchem ſtande/ daß wir uns derſelben nicht gaͤntz-
lich ſchaͤmen duͤrffen; und handelt der gute Jeſuit
Bouhours ſehr thoͤricht/ wenn er uns unter die
Moſcowiter und Barbarn zehlet. Wenn man de-
nen frantzoͤſiſchen verßen den reim/ und den einhalt
ihrer lobgedichte die luͤgen benaͤhme/ ſo wuͤrden ſie
alle beyde ſehr kahl ausſehen. Denn die erſten ſind
ohne reimen nichts weniger als verße/ indem ſie al-
lenthalben den thon verletzen; Die andern aber ſo

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[0017] Vorrede. leben auch zugleich zu einer zeit/ da die Deutſchen faſt nicht mehr Deutſche ſeyn; Da die auslaͤndi- ſchen ſprachen den vorzug haben/ und es eben ſo ſchimpfflich iſt/ deutſch zu reden/ als einen ſchwei- tzeriſchen latz oder wamſt zu tragen. Hierzu kom- met unſre eigne unachtſamkeit/ daß wir unſere feh- ler gar zu geringe achten/ alles hinſudeln/ wie es uns in die feder fleuſt/ und lieber zehen bogen ſchlim- me verße/ weder ſechs zeilen gute machen; Und denn ferner die thorheit derjenigen/ welche den lor- beer-krantz um 10. thaler erkauffen/ und dadurch den herrlichen namen eines Poeten/ welcher uͤber drey oder vieren in der welt noch nicht gebuͤhrt/ vie- len ehrlichen gemuͤthern vereckeln/ ungeachtet ſie nichts davon haben/ als die muͤhe/ daß ſie bey unter- zeichnung ihres namens etliche buchſtaben mehr/ als andere/ ſchreiben. Und dieſes alles iſt urſache/ warum die Poeſie in Deutſchland nicht hoͤher ge- ſtiegen. Allein/ ſo ſchlecht ſie iſt/ ſo iſt ſie doch noch in ſolchem ſtande/ daß wir uns derſelben nicht gaͤntz- lich ſchaͤmen duͤrffen; und handelt der gute Jeſuit Bouhours ſehr thoͤricht/ wenn er uns unter die Moſcowiter und Barbarn zehlet. Wenn man de- nen frantzoͤſiſchen verßen den reim/ und den einhalt ihrer lobgedichte die luͤgen benaͤhme/ ſo wuͤrden ſie alle beyde ſehr kahl ausſehen. Denn die erſten ſind ohne reimen nichts weniger als verße/ indem ſie al- lenthalben den thon verletzen; Die andern aber ſo ſchmei-

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/17>, abgerufen am 22.12.2024.