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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

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Sinn-Gedichte.
Und dennoch fehlet es die rechten erben nicht.
Die kirche steht erlöst/ die freyheit auffgericht:
Und was man in Paris durch so viel hundert wochen
Mit klugheit überlegt/ ist nun wie glaß zerbrochen.
Mein leser dencke nicht/ aus furcht der prahlerey/
Daß diese that ein werck von hundert jahren sey:
Diß alles was man hier dich läst beysammen sehen?
Ist eine zeit/ ein jahr/ und einen tag geschehen.


Auff den tod Friederich Wilhelms/
Churfürstens zu Brandenburg.
SChau Deutschland! wo du kanst für blut und thränen sehn
Es ist um deinen sohn und deine ruh geschehn!
Denn Friedrich Wilhelm fällt und du mit ihm darnieder.
Beym kriege ward er jung/ beym kriege stirbt er wieder.
Damahls zu rechter zwar/ itzt zu verkehrter zeit:
Denn wer vermisset wohl nicht seine tapfferkeit?
Was dir in tausenden kaum wieder wird gebohren/
Hast du in einem hier auff einen tag verlohren.
Er hat am ersten uns die augen auffgethan/
Was/ wenn die noth anbricht/ ein deutscher Churfürst kan.
Zwey reiche fiengen an für seiner macht zu wancken;
Zwey kronen haben ihm auch ihre ruh zu dancken;
Und zwey/ die alle welt zum morden auffgeweckt/
Hat er/ und zwar allein/ durch seinen muth erschreckt.
Viel freunde haben ihn/ er selten sie/ verlassen:
Die feinde konten ihn/ auch wenn er schlug/ nicht hassen;
Es kennt ihn Africa/ und Stambol glaubte gar/
Daß er was mehrers wär/ als er doch würcklich war;
Ja Franckreich wolte sich nicht eh zu felde wagen/
Als biß es diesen held sah tod zu grabe tragen.
Jedoch verzweiffle nicht/ geliebtes vaterland!
Sein geist hat sich von dir nur darum abgewand/
Daß er/ wenn deine noth einst wird am höchsten steigen/
Sich wie Elins kan im sohne doppelt zeigen.
Auff

Sinn-Gedichte.
Und dennoch fehlet es die rechten erben nicht.
Die kirche ſteht erloͤſt/ die freyheit auffgericht:
Und was man in Paris durch ſo viel hundert wochen
Mit klugheit uͤberlegt/ iſt nun wie glaß zerbrochen.
Mein leſer dencke nicht/ aus furcht der prahlerey/
Daß dieſe that ein werck von hundert jahren ſey:
Diß alles was man hier dich laͤſt beyſammen ſehen?
Iſt eine zeit/ ein jahr/ und einen tag geſchehen.


Auff den tod Friederich Wilhelms/
Churfuͤrſtens zu Brandenburg.
SChau Deutſchland! wo du kanſt fuͤr blut und thraͤnen ſehn
Es iſt um deinen ſohn und deine ruh geſchehn!
Denn Friedrich Wilhelm faͤllt und du mit ihm darnieder.
Beym kriege ward er jung/ beym kriege ſtirbt er wieder.
Damahls zu rechter zwar/ itzt zu verkehrter zeit:
Denn wer vermiſſet wohl nicht ſeine tapfferkeit?
Was dir in tauſenden kaum wieder wird gebohren/
Haſt du in einem hier auff einen tag verlohren.
Er hat am erſten uns die augen auffgethan/
Was/ wenn die noth anbricht/ ein deutſcher Churfuͤrſt kan.
Zwey reiche fiengen an fuͤr ſeiner macht zu wancken;
Zwey kronen haben ihm auch ihre ruh zu dancken;
Und zwey/ die alle welt zum morden auffgeweckt/
Hat er/ und zwar allein/ durch ſeinen muth erſchreckt.
Viel freunde haben ihn/ er ſelten ſie/ verlaſſen:
Die feinde konten ihn/ auch wenn er ſchlug/ nicht haſſen;
Es kennt ihn Africa/ und Stambol glaubte gar/
Daß er was mehrers waͤr/ als er doch wuͤrcklich war;
Ja Franckreich wolte ſich nicht eh zu felde wagen/
Als biß es dieſen held ſah tod zu grabe tragen.
Jedoch verzweiffle nicht/ geliebtes vaterland!
Sein geiſt hat ſich von dir nur darum abgewand/
Daß er/ wenn deine noth einſt wird am hoͤchſten ſteigen/
Sich wie Elins kan im ſohne doppelt zeigen.
Auff
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[92/0136] Sinn-Gedichte. Und dennoch fehlet es die rechten erben nicht. Die kirche ſteht erloͤſt/ die freyheit auffgericht: Und was man in Paris durch ſo viel hundert wochen Mit klugheit uͤberlegt/ iſt nun wie glaß zerbrochen. Mein leſer dencke nicht/ aus furcht der prahlerey/ Daß dieſe that ein werck von hundert jahren ſey: Diß alles was man hier dich laͤſt beyſammen ſehen? Iſt eine zeit/ ein jahr/ und einen tag geſchehen. Auff den tod Friederich Wilhelms/ Churfuͤrſtens zu Brandenburg. B. N. SChau Deutſchland! wo du kanſt fuͤr blut und thraͤnen ſehn Es iſt um deinen ſohn und deine ruh geſchehn! Denn Friedrich Wilhelm faͤllt und du mit ihm darnieder. Beym kriege ward er jung/ beym kriege ſtirbt er wieder. Damahls zu rechter zwar/ itzt zu verkehrter zeit: Denn wer vermiſſet wohl nicht ſeine tapfferkeit? Was dir in tauſenden kaum wieder wird gebohren/ Haſt du in einem hier auff einen tag verlohren. Er hat am erſten uns die augen auffgethan/ Was/ wenn die noth anbricht/ ein deutſcher Churfuͤrſt kan. Zwey reiche fiengen an fuͤr ſeiner macht zu wancken; Zwey kronen haben ihm auch ihre ruh zu dancken; Und zwey/ die alle welt zum morden auffgeweckt/ Hat er/ und zwar allein/ durch ſeinen muth erſchreckt. Viel freunde haben ihn/ er ſelten ſie/ verlaſſen: Die feinde konten ihn/ auch wenn er ſchlug/ nicht haſſen; Es kennt ihn Africa/ und Stambol glaubte gar/ Daß er was mehrers waͤr/ als er doch wuͤrcklich war; Ja Franckreich wolte ſich nicht eh zu felde wagen/ Als biß es dieſen held ſah tod zu grabe tragen. Jedoch verzweiffle nicht/ geliebtes vaterland! Sein geiſt hat ſich von dir nur darum abgewand/ Daß er/ wenn deine noth einſt wird am hoͤchſten ſteigen/ Sich wie Elins kan im ſohne doppelt zeigen. Auff

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/136>, abgerufen am 27.04.2024.