Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.Breslauer Schillerfest 10. Nov. 1838. 1. Lasst die Philister immer schrei'n: Gar keine Zeit wird bald mehr sein! Wenn wir nur soviel Zeit noch haben In Jugendlust voll Fröhlichkeit Uns zu erfreun an Gottes Gaben, Was kümmert uns dann noch die Zeit! Ob leer ist oder voll die Tasche, Ist nur immer voll die Flasche, Und Herz, Geist und -- Der Magen gesund, Dann kann man sich in unsern Tagen Auch mit der papiernen Zeit vertragen; Und wir lassen ein Jeden Cassenschein, Und mit Geduld ein Jeden Staatsschuldschein, Und ohne weitere Deliberation Jede heitere Obligation, Und wir halten nicht die Hand schief, Wenn uns kommet ein Pfandbrief, Breslauer Schillerfeſt 10. Nov. 1838. 1. Laſſt die Philiſter immer ſchrei'n: Gar keine Zeit wird bald mehr ſein! Wenn wir nur ſoviel Zeit noch haben In Jugendluſt voll Fröhlichkeit Uns zu erfreun an Gottes Gaben, Was kümmert uns dann noch die Zeit! Ob leer iſt oder voll die Taſche, Iſt nur immer voll die Flaſche, Und Herz, Geiſt und — Der Magen geſund, Dann kann man ſich in unſern Tagen Auch mit der papiernen Zeit vertragen; Und wir laſſen ein Jeden Caſſenſchein, Und mit Geduld ein Jeden Staatsſchuldſchein, Und ohne weitere Deliberation Jede heitere Obligation, Und wir halten nicht die Hand ſchief, Wenn uns kommet ein Pfandbrief, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0214" n="196"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Breslauer Schillerfeſt 10. Nov. 1838.</hi><lb/> </head> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">1.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l>Laſſt die Philiſter immer ſchrei'n:</l><lb/> <l>Gar keine Zeit wird bald mehr ſein!</l><lb/> <l>Wenn wir nur ſoviel Zeit noch haben</l><lb/> <l>In Jugendluſt voll Fröhlichkeit</l><lb/> <l>Uns zu erfreun an Gottes Gaben,</l><lb/> <l>Was kümmert uns dann noch die Zeit!</l><lb/> <l>Ob leer iſt oder voll die Taſche,</l><lb/> <l>Iſt nur immer voll die Flaſche,</l><lb/> <l>Und Herz, Geiſt und —</l><lb/> <l>Der Magen geſund,</l><lb/> <l>Dann kann man ſich in unſern Tagen</l><lb/> <l>Auch mit der papiernen Zeit vertragen;</l><lb/> <l>Und wir laſſen ein</l><lb/> <l>Jeden Caſſenſchein,</l><lb/> <l>Und mit Geduld ein</l><lb/> <l>Jeden Staatsſchuldſchein,</l><lb/> <l>Und ohne weitere Deliberation</l><lb/> <l>Jede heitere Obligation,</l><lb/> <l>Und wir halten nicht die Hand ſchief,</l><lb/> <l>Wenn uns kommet ein Pfandbrief,</l><lb/> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [196/0214]
Breslauer Schillerfeſt 10. Nov. 1838.
1.
Laſſt die Philiſter immer ſchrei'n:
Gar keine Zeit wird bald mehr ſein!
Wenn wir nur ſoviel Zeit noch haben
In Jugendluſt voll Fröhlichkeit
Uns zu erfreun an Gottes Gaben,
Was kümmert uns dann noch die Zeit!
Ob leer iſt oder voll die Taſche,
Iſt nur immer voll die Flaſche,
Und Herz, Geiſt und —
Der Magen geſund,
Dann kann man ſich in unſern Tagen
Auch mit der papiernen Zeit vertragen;
Und wir laſſen ein
Jeden Caſſenſchein,
Und mit Geduld ein
Jeden Staatsſchuldſchein,
Und ohne weitere Deliberation
Jede heitere Obligation,
Und wir halten nicht die Hand ſchief,
Wenn uns kommet ein Pfandbrief,
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