Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.Armin begann zu lesen, er schüttelte das Haupt; Daß er sein Latein verlernet, das hätt' er nicht geglaubt. Er ließ von einem Professor sich die Bulla klassisch vertiern Und dann zu besserm Verständniß im Tacitusstile expliciern. Seine Heiligkeit begehret, daß sich der Held Armin Bei seinem großen Einfluß jetzt wolle gern unterziehn, Ein Friedenswerk zu stiften von wegen gemischter Eh'n, In Germania könn' und dürf' es so uncanonisch nicht mehr gehn. Um dazu anzuspornen, erfolg' hier ein Symbol; Wer's Wohl der Kirche wolle, erlang' auch so sein Wohl, Und wen die Kirche begnade, sei begnadet für alle Zeit: So, meinte der Philologe, so schriebe Seine Heiligkeit. Ihm war so angst geworden, dem edlen Helden Armin, Trotz aller Freud' und Wonne wollt' er nach Walhalla ziehn. Da hielt den großen Deutschen zu unserm hohen Glück Auf einige Minuten ein frohes Ereigniß noch zurück. Es kam ein Fürst geritten, der erhob mit eigener Hand Und sportelfrei den Helden in den deutschen Adelstand. Das war zu viel -- da starb er. Nun heißt es doch fortan: Das Vaterland hat gerettet ein alter deutscher Edelmann. Armin begann zu leſen, er ſchüttelte das Haupt; Daß er ſein Latein verlernet, das hätt' er nicht geglaubt. Er ließ von einem Profeſſor ſich die Bulla klaſſiſch vertiern Und dann zu beſſerm Verſtändniß im Tacitusſtile expliciern. Seine Heiligkeit begehret, daß ſich der Held Armin Bei ſeinem großen Einfluß jetzt wolle gern unterziehn, Ein Friedenswerk zu ſtiften von wegen gemiſchter Eh'n, In Germania könn' und dürf' es ſo uncanoniſch nicht mehr gehn. Um dazu anzuſpornen, erfolg' hier ein Symbol; Wer's Wohl der Kirche wolle, erlang' auch ſo ſein Wohl, Und wen die Kirche begnade, ſei begnadet für alle Zeit: So, meinte der Philologe, ſo ſchriebe Seine Heiligkeit. Ihm war ſo angſt geworden, dem edlen Helden Armin, Trotz aller Freud' und Wonne wollt' er nach Walhalla ziehn. Da hielt den großen Deutſchen zu unſerm hohen Glück Auf einige Minuten ein frohes Ereigniß noch zurück. Es kam ein Fürſt geritten, der erhob mit eigener Hand Und ſportelfrei den Helden in den deutſchen Adelſtand. Das war zu viel — da ſtarb er. Nun heißt es doch fortan: Das Vaterland hat gerettet ein alter deutſcher Edelmann. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0199" n="181"/> <lg n="33"> <l>Armin begann zu leſen, er ſchüttelte das Haupt;</l><lb/> <l>Daß er ſein Latein verlernet, das hätt' er nicht geglaubt.</l><lb/> <l>Er ließ von einem Profeſſor ſich die Bulla klaſſiſch vertiern</l><lb/> <l>Und dann zu beſſerm Verſtändniß im Tacitusſtile expliciern.</l><lb/> </lg> <lg n="34"> <l>Seine Heiligkeit begehret, daß ſich der Held Armin</l><lb/> <l>Bei ſeinem großen Einfluß jetzt wolle gern unterziehn,</l><lb/> <l>Ein Friedenswerk zu ſtiften von wegen gemiſchter Eh'n,</l><lb/> <l>In Germania könn' und dürf' es ſo uncanoniſch nicht mehr gehn.</l><lb/> </lg> <lg n="35"> <l>Um dazu anzuſpornen, erfolg' hier ein Symbol;</l><lb/> <l>Wer's Wohl der Kirche wolle, erlang' auch ſo <hi rendition="#g">ſein</hi> Wohl,</l><lb/> <l>Und wen die Kirche begnade, ſei begnadet für alle Zeit:</l><lb/> <l>So, meinte der Philologe, ſo ſchriebe Seine Heiligkeit.</l><lb/> </lg> <lg n="36"> <l>Ihm war ſo angſt geworden, dem edlen Helden Armin,</l><lb/> <l>Trotz aller Freud' und Wonne wollt' er nach Walhalla ziehn.</l><lb/> <l>Da hielt den großen Deutſchen zu unſerm hohen Glück</l><lb/> <l>Auf einige Minuten ein frohes Ereigniß noch zurück.</l><lb/> </lg> <lg n="37"> <l>Es kam ein Fürſt geritten, der erhob mit eigener Hand</l><lb/> <l>Und ſportelfrei den Helden in den deutſchen Adelſtand.</l><lb/> <l>Das war zu viel — da ſtarb er. Nun heißt es doch fortan:</l><lb/> <l>Das Vaterland hat gerettet ein alter deutſcher Edelmann.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0199]
Armin begann zu leſen, er ſchüttelte das Haupt;
Daß er ſein Latein verlernet, das hätt' er nicht geglaubt.
Er ließ von einem Profeſſor ſich die Bulla klaſſiſch vertiern
Und dann zu beſſerm Verſtändniß im Tacitusſtile expliciern.
Seine Heiligkeit begehret, daß ſich der Held Armin
Bei ſeinem großen Einfluß jetzt wolle gern unterziehn,
Ein Friedenswerk zu ſtiften von wegen gemiſchter Eh'n,
In Germania könn' und dürf' es ſo uncanoniſch nicht mehr gehn.
Um dazu anzuſpornen, erfolg' hier ein Symbol;
Wer's Wohl der Kirche wolle, erlang' auch ſo ſein Wohl,
Und wen die Kirche begnade, ſei begnadet für alle Zeit:
So, meinte der Philologe, ſo ſchriebe Seine Heiligkeit.
Ihm war ſo angſt geworden, dem edlen Helden Armin,
Trotz aller Freud' und Wonne wollt' er nach Walhalla ziehn.
Da hielt den großen Deutſchen zu unſerm hohen Glück
Auf einige Minuten ein frohes Ereigniß noch zurück.
Es kam ein Fürſt geritten, der erhob mit eigener Hand
Und ſportelfrei den Helden in den deutſchen Adelſtand.
Das war zu viel — da ſtarb er. Nun heißt es doch fortan:
Das Vaterland hat gerettet ein alter deutſcher Edelmann.
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