Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
Es saß Armin im Sessel, wusste nicht wohin? woher?
Von allem Sehen und Hören war ihm das Herz so schwer.
Was andre gerne möchten, das fühlte recht der Held;
Den Drang nach Ruhme fühlet nur wer berühmt ist in der Welt.
Armin in heiterem Ernste nahm den Römer in die Hand:
"Hoch lebe die deutsche Freiheit! hoch lebe das Vaterland!"
Und alle, alle riefen: "sie lebe früh und spat!"
Zwar war im Saale zugegen gar mancher geheime Rath.
Armin in heiterem Ernste nahm den Becher wieder jetzund:
"Hoch alle Majestäten und hoch der deutsche Bund!"
Und alle, alle riefen: "recht lang' in Einigkeit!"
Zwar waren im Saale zugegen Cherusker genug zur Zeit.
Kaum war es ausgesprochen, da kam vom Leinestrom
Ein Zug von Professoren mit einem schönen Diplom.
Georgia Augusta hatte einstimmig sich resolviert
Und Armin den hehren Helden zum Doctor juris utriusque creiert.
Armin in heiterem Ernste nahm in die Hand das Diplom:
"Gut daß ich es noch erfahre -- was ich gethan an Rom
Ist also Recht gewesen ist Recht bis auf diesen Tag!
Gott gebe, daß es den Sieben, wie's mir jetzt geht, ergehen mag!"
Schon war es Nacht geworden, der Wächter blies ins Horn,
Da kam ein Bote geritten mit einem goldenen Sporn
Und einem Pergamentbriefe, -- er kam noch zu rechter Zeit, --
Es war darin eine Bulla von Seiner Heiligkeit.
Es ſaß Armin im Seſſel, wuſſte nicht wohin? woher?
Von allem Sehen und Hören war ihm das Herz ſo ſchwer.
Was andre gerne möchten, das fühlte recht der Held;
Den Drang nach Ruhme fühlet nur wer berühmt iſt in der Welt.
Armin in heiterem Ernſte nahm den Römer in die Hand:
„Hoch lebe die deutſche Freiheit! hoch lebe das Vaterland!“
Und alle, alle riefen: „ſie lebe früh und ſpat!“
Zwar war im Saale zugegen gar mancher geheime Rath.
Armin in heiterem Ernſte nahm den Becher wieder jetzund:
„Hoch alle Majeſtäten und hoch der deutſche Bund!“
Und alle, alle riefen: „recht lang' in Einigkeit!“
Zwar waren im Saale zugegen Cherusker genug zur Zeit.
Kaum war es ausgeſprochen, da kam vom Leineſtrom
Ein Zug von Profeſſoren mit einem ſchönen Diplom.
Georgia Auguſta hatte einſtimmig ſich reſolviert
Und Armin den hehren Helden zum Doctor juris utriusque creiert.
Armin in heiterem Ernſte nahm in die Hand das Diplom:
„Gut daß ich es noch erfahre — was ich gethan an Rom
Iſt alſo Recht geweſen iſt Recht bis auf dieſen Tag!
Gott gebe, daß es den Sieben, wie's mir jetzt geht, ergehen mag!“
Schon war es Nacht geworden, der Wächter blies ins Horn,
Da kam ein Bote geritten mit einem goldenen Sporn
Und einem Pergamentbriefe, — er kam noch zu rechter Zeit, —
Es war darin eine Bulla von Seiner Heiligkeit.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0198" n="180"/>
            <lg n="27">
              <l>Es &#x017F;aß Armin im Se&#x017F;&#x017F;el, wu&#x017F;&#x017F;te nicht wohin? woher?</l><lb/>
              <l>Von allem Sehen und Hören war ihm das Herz &#x017F;o &#x017F;chwer.</l><lb/>
              <l>Was andre gerne möchten, das fühlte recht der Held;</l><lb/>
              <l>Den Drang nach Ruhme fühlet nur wer berühmt i&#x017F;t in der Welt.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="28">
              <l>Armin in heiterem Ern&#x017F;te nahm den Römer in die Hand:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Hoch lebe die deut&#x017F;che Freiheit! hoch lebe das Vaterland!&#x201C;</l><lb/>
              <l>Und alle, alle riefen: &#x201E;&#x017F;ie lebe früh und &#x017F;pat!&#x201C;</l><lb/>
              <l>Zwar war im Saale zugegen gar mancher geheime Rath.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="29">
              <l>Armin in heiterem Ern&#x017F;te nahm den Becher wieder jetzund:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Hoch alle Maje&#x017F;täten und hoch der deut&#x017F;che Bund!&#x201C;</l><lb/>
              <l>Und alle, alle riefen: &#x201E;recht lang' in Einigkeit!&#x201C;</l><lb/>
              <l>Zwar waren im Saale zugegen Cherusker genug zur Zeit.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="30">
              <l>Kaum war es ausge&#x017F;prochen, da kam vom Leine&#x017F;trom</l><lb/>
              <l>Ein Zug von Profe&#x017F;&#x017F;oren mit einem &#x017F;chönen Diplom.</l><lb/>
              <l>Georgia Augu&#x017F;ta hatte ein&#x017F;timmig &#x017F;ich re&#x017F;olviert</l><lb/>
              <l>Und Armin den hehren Helden zum <hi rendition="#aq">Doctor juris utriusque</hi> creiert.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="31">
              <l>Armin in heiterem Ern&#x017F;te nahm in die Hand das Diplom:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Gut daß ich es noch erfahre &#x2014; was ich gethan an Rom</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t al&#x017F;o Recht gewe&#x017F;en i&#x017F;t Recht bis auf die&#x017F;en Tag!</l><lb/>
              <l>Gott gebe, daß es den Sieben, wie's mir jetzt geht, ergehen mag!&#x201C;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="32">
              <l>Schon war es Nacht geworden, der Wächter blies ins Horn,</l><lb/>
              <l>Da kam ein Bote geritten mit einem goldenen Sporn</l><lb/>
              <l>Und einem Pergamentbriefe, &#x2014; er kam noch zu rechter Zeit, &#x2014;</l><lb/>
              <l>Es war darin eine Bulla von Seiner Heiligkeit.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0198] Es ſaß Armin im Seſſel, wuſſte nicht wohin? woher? Von allem Sehen und Hören war ihm das Herz ſo ſchwer. Was andre gerne möchten, das fühlte recht der Held; Den Drang nach Ruhme fühlet nur wer berühmt iſt in der Welt. Armin in heiterem Ernſte nahm den Römer in die Hand: „Hoch lebe die deutſche Freiheit! hoch lebe das Vaterland!“ Und alle, alle riefen: „ſie lebe früh und ſpat!“ Zwar war im Saale zugegen gar mancher geheime Rath. Armin in heiterem Ernſte nahm den Becher wieder jetzund: „Hoch alle Majeſtäten und hoch der deutſche Bund!“ Und alle, alle riefen: „recht lang' in Einigkeit!“ Zwar waren im Saale zugegen Cherusker genug zur Zeit. Kaum war es ausgeſprochen, da kam vom Leineſtrom Ein Zug von Profeſſoren mit einem ſchönen Diplom. Georgia Auguſta hatte einſtimmig ſich reſolviert Und Armin den hehren Helden zum Doctor juris utriusque creiert. Armin in heiterem Ernſte nahm in die Hand das Diplom: „Gut daß ich es noch erfahre — was ich gethan an Rom Iſt alſo Recht geweſen iſt Recht bis auf dieſen Tag! Gott gebe, daß es den Sieben, wie's mir jetzt geht, ergehen mag!“ Schon war es Nacht geworden, der Wächter blies ins Horn, Da kam ein Bote geritten mit einem goldenen Sporn Und einem Pergamentbriefe, — er kam noch zu rechter Zeit, — Es war darin eine Bulla von Seiner Heiligkeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/198
Zitationshilfe: Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische01_1840/198>, abgerufen am 21.11.2024.