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Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Geheimnisses, der Glaube an Olivier's Unschuld. Bedrängt von den widersprechendsten Gefühlen, ganz außer sich, rief die Scudery: Welcher Geist der Hölle hat mich in die entsetzliche Geschichte verwickelt, die mir das Leben kosten wird! -- In dem Augenblick trat Baptiste hinein, bleich und erschrocken, mit der Nachricht, daß Desgrais draußen sei. Seit dem abscheulichen Prozeß der la Voisin war Desgrais' Erscheinung in einem Hause der gewisse Vorbote irgend einer peinlichen Anklage, daher kam Baptiste's Schreck, deshalb fragte ihn das Fräulein mit mildem Lächeln: was ist dir, Baptiste? Nicht wahr? der Name Scudery befand sich auf der Liste der la Voisin? -- Ach, um Christus willen, erwiderte Baptiste, am ganzen Leibe zitternd, wie möget Ihr nur so etwas aussprechen, aber Desgrais -- der entsetzliche Desgrais thut so geheimnißvoll, so dringend, er scheint es gar nicht erwarten zu können, Euch zu sehen! -- Nun, sprach die Scudery, nun Baptiste, so führt ihn nur gleich herein, den Menschen, der Euch so fürchterlich ist, und der mir wenigstens keine Besorgniß erregen kann. -- Der Präsident, sprach Desgrais, als er ins Gemach getreten, der Präsident la Regnie schickt mich zu Euch, mein Fräulein, mit einer Bitte, auf deren Erfüllung er gar nicht hoffen würde, kennte er nicht Eure Tugend, Euren Muth, läge nicht das letzte Mittel, eine böse Blutschuld an den Tag zu bringen, in Euern Händen, hättet Ihr nicht selbst schon Theil genommen an dem bösen Prozeß, der die Chambre ardente, uns

Geheimnisses, der Glaube an Olivier's Unschuld. Bedrängt von den widersprechendsten Gefühlen, ganz außer sich, rief die Scudery: Welcher Geist der Hölle hat mich in die entsetzliche Geschichte verwickelt, die mir das Leben kosten wird! — In dem Augenblick trat Baptiste hinein, bleich und erschrocken, mit der Nachricht, daß Desgrais draußen sei. Seit dem abscheulichen Prozeß der la Voisin war Desgrais' Erscheinung in einem Hause der gewisse Vorbote irgend einer peinlichen Anklage, daher kam Baptiste's Schreck, deshalb fragte ihn das Fräulein mit mildem Lächeln: was ist dir, Baptiste? Nicht wahr? der Name Scudery befand sich auf der Liste der la Voisin? — Ach, um Christus willen, erwiderte Baptiste, am ganzen Leibe zitternd, wie möget Ihr nur so etwas aussprechen, aber Desgrais — der entsetzliche Desgrais thut so geheimnißvoll, so dringend, er scheint es gar nicht erwarten zu können, Euch zu sehen! — Nun, sprach die Scudery, nun Baptiste, so führt ihn nur gleich herein, den Menschen, der Euch so fürchterlich ist, und der mir wenigstens keine Besorgniß erregen kann. — Der Präsident, sprach Desgrais, als er ins Gemach getreten, der Präsident la Regnie schickt mich zu Euch, mein Fräulein, mit einer Bitte, auf deren Erfüllung er gar nicht hoffen würde, kennte er nicht Eure Tugend, Euren Muth, läge nicht das letzte Mittel, eine böse Blutschuld an den Tag zu bringen, in Euern Händen, hättet Ihr nicht selbst schon Theil genommen an dem bösen Prozeß, der die Chambre ardente, uns

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Geheimnisses, der Glaube an                Olivier's Unschuld. Bedrängt von den widersprechendsten Gefühlen, ganz außer sich,                rief die Scudery: Welcher Geist der Hölle hat mich in die entsetzliche Geschichte                verwickelt, die mir das Leben kosten wird! &#x2014; In dem Augenblick trat Baptiste hinein,                bleich und erschrocken, mit der Nachricht, daß Desgrais draußen sei. Seit dem                abscheulichen Prozeß der la Voisin war Desgrais' Erscheinung in einem Hause der                gewisse Vorbote irgend einer peinlichen Anklage, daher kam Baptiste's Schreck,                deshalb fragte ihn das Fräulein mit mildem Lächeln: was ist dir, Baptiste? Nicht                wahr? der Name Scudery befand sich auf der Liste der la Voisin? &#x2014; Ach, um Christus                willen, erwiderte Baptiste, am ganzen Leibe zitternd, wie möget Ihr nur so etwas                aussprechen, aber Desgrais &#x2014; der entsetzliche Desgrais thut so geheimnißvoll, so                dringend, er scheint es gar nicht erwarten zu können, Euch zu sehen! &#x2014; Nun, sprach                die Scudery, nun Baptiste, so führt ihn nur gleich herein, den Menschen, der Euch so                fürchterlich ist, und der mir wenigstens keine Besorgniß erregen kann. &#x2014; Der                Präsident, sprach Desgrais, als er ins Gemach getreten, der Präsident la Regnie                schickt mich zu Euch, mein Fräulein, mit einer Bitte, auf deren Erfüllung er gar                nicht hoffen würde, kennte er nicht Eure Tugend, Euren Muth, läge nicht das letzte                Mittel, eine böse Blutschuld an den Tag zu bringen, in Euern Händen, hättet Ihr nicht                selbst schon Theil genommen an dem bösen Prozeß, der die Chambre ardente, uns<lb/></p>
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[0066] Geheimnisses, der Glaube an Olivier's Unschuld. Bedrängt von den widersprechendsten Gefühlen, ganz außer sich, rief die Scudery: Welcher Geist der Hölle hat mich in die entsetzliche Geschichte verwickelt, die mir das Leben kosten wird! — In dem Augenblick trat Baptiste hinein, bleich und erschrocken, mit der Nachricht, daß Desgrais draußen sei. Seit dem abscheulichen Prozeß der la Voisin war Desgrais' Erscheinung in einem Hause der gewisse Vorbote irgend einer peinlichen Anklage, daher kam Baptiste's Schreck, deshalb fragte ihn das Fräulein mit mildem Lächeln: was ist dir, Baptiste? Nicht wahr? der Name Scudery befand sich auf der Liste der la Voisin? — Ach, um Christus willen, erwiderte Baptiste, am ganzen Leibe zitternd, wie möget Ihr nur so etwas aussprechen, aber Desgrais — der entsetzliche Desgrais thut so geheimnißvoll, so dringend, er scheint es gar nicht erwarten zu können, Euch zu sehen! — Nun, sprach die Scudery, nun Baptiste, so führt ihn nur gleich herein, den Menschen, der Euch so fürchterlich ist, und der mir wenigstens keine Besorgniß erregen kann. — Der Präsident, sprach Desgrais, als er ins Gemach getreten, der Präsident la Regnie schickt mich zu Euch, mein Fräulein, mit einer Bitte, auf deren Erfüllung er gar nicht hoffen würde, kennte er nicht Eure Tugend, Euren Muth, läge nicht das letzte Mittel, eine böse Blutschuld an den Tag zu bringen, in Euern Händen, hättet Ihr nicht selbst schon Theil genommen an dem bösen Prozeß, der die Chambre ardente, uns

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Das Fräulein von Scuderi. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 1. München, [1871], S. [203]–312. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_scuderi_1910/66>, abgerufen am 25.11.2024.