ihnen und dem Koch, der im Erdgeschoß ein großes Gemach neben der Küche inne hatte, wankte in den hohen Zimmern und Sälen des Hauptgebäudes nur noch ein abgelebter Jäger umher, der zugleich die Dienste des Castellans versah. Die übrige Diener¬ schaft wohnte im Dorfe bei dem Wirthschaftsin¬ spektor. Nur in später Herbstzeit, wenn der erste Schnee zu fallen begann, und die Wolfs- die Schweinsjagden aufgingen, wurde das öde, ver¬ lassene Schloß lebendig. Dann kam Freiherr Ro¬ derich mit seiner Gemahlin, begleitet von Verwand¬ ten, Freunden und zahlreichem Jagdgefolge herüber aus Curland. Der benachbarte Adel, ja selbst jagdlustige Freunde aus der nahe liegenden Stadt fanden sich ein, kaum vermochten Hauptgebäude und Nebenflügel die zuströmenden Gäste zu fassen, in allen Oefen und Kaminen knisterten reichlich zu¬ geschürte Feuer, vom grauen Morgen bis in die Nacht hinein schnurrten die Bratenwender, Trepp' auf, Trepp' ab liefen hundert lustige Leute, Herren und Diener, dort erklangen angestoßene
ihnen und dem Koch, der im Erdgeſchoß ein großes Gemach neben der Kuͤche inne hatte, wankte in den hohen Zimmern und Saͤlen des Hauptgebaͤudes nur noch ein abgelebter Jaͤger umher, der zugleich die Dienſte des Caſtellans verſah. Die uͤbrige Diener¬ ſchaft wohnte im Dorfe bei dem Wirthſchaftsin¬ ſpektor. Nur in ſpaͤter Herbſtzeit, wenn der erſte Schnee zu fallen begann, und die Wolfs- die Schweinsjagden aufgingen, wurde das oͤde, ver¬ laſſene Schloß lebendig. Dann kam Freiherr Ro¬ derich mit ſeiner Gemahlin, begleitet von Verwand¬ ten, Freunden und zahlreichem Jagdgefolge heruͤber aus Curland. Der benachbarte Adel, ja ſelbſt jagdluſtige Freunde aus der nahe liegenden Stadt fanden ſich ein, kaum vermochten Hauptgebaͤude und Nebenfluͤgel die zuſtroͤmenden Gaͤſte zu faſſen, in allen Oefen und Kaminen kniſterten reichlich zu¬ geſchuͤrte Feuer, vom grauen Morgen bis in die Nacht hinein ſchnurrten die Bratenwender, Trepp' auf, Trepp' ab liefen hundert luſtige Leute, Herren und Diener, dort erklangen angeſtoßene
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ihnen und dem Koch, der im Erdgeſchoß ein großes
Gemach neben der Kuͤche inne hatte, wankte in den
hohen Zimmern und Saͤlen des Hauptgebaͤudes nur
noch ein abgelebter Jaͤger umher, der zugleich die
Dienſte des Caſtellans verſah. Die uͤbrige Diener¬
ſchaft wohnte im Dorfe bei dem Wirthſchaftsin¬
ſpektor. Nur in ſpaͤter Herbſtzeit, wenn der erſte
Schnee zu fallen begann, und die Wolfs- die
Schweinsjagden aufgingen, wurde das oͤde, ver¬
laſſene Schloß lebendig. Dann kam Freiherr Ro¬
derich mit ſeiner Gemahlin, begleitet von Verwand¬
ten, Freunden und zahlreichem Jagdgefolge heruͤber
aus Curland. Der benachbarte Adel, ja ſelbſt
jagdluſtige Freunde aus der nahe liegenden Stadt
fanden ſich ein, kaum vermochten Hauptgebaͤude
und Nebenfluͤgel die zuſtroͤmenden Gaͤſte zu faſſen,
in allen Oefen und Kaminen kniſterten reichlich zu¬
geſchuͤrte Feuer, vom grauen Morgen bis in
die Nacht hinein ſchnurrten die Bratenwender,
Trepp' auf, Trepp' ab liefen hundert luſtige Leute,
Herren und Diener, dort erklangen angeſtoßene
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/87>, abgerufen am 25.11.2024.
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