Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

wagen mit Meublen, Kleidungsstücken, Wäsche,
kurz, mit einer ganz vollständigen Hauseinrichtung
bepackt wurden und abfuhren. Andern Morgens
erfuhr sie, daß Angelika begleitet von dem Kam¬
merdiener des Grafen S. und einer vermummten
Frau, die der alten rothen Zigeunerin ähnlich ge¬
sehen, Nachts abgereiset sey. Graf Z. löste das
Räthsel, indem er erklärte, daß er sich aus gewis¬
sen Ursachen genöthiget gesehen, den freilich seltsa¬
men Wünschen Angelik'as nachzugeben, und ihr
nicht allein das in ***n belegne Haus in der Allee
als Eigenthum zu schenken, sondern auch zu erlau¬
ben, daß sie dort einen eignen, ganz unabhängigen
Haushalt führe, wobei sie sich bedungen, daß kei¬
ner aus der Familie, ihn selbst nicht ausgenommen,
ohne ihre ausdrückliche Erlaubniß das Haus betre¬
ten solle. Der Graf von S. fügte hinzu, daß
auf Angelikas dringenden Wunsch er seinen Kam¬
merdiener ihr überlassen müssen, der mit gereiset
sey nach ***n. Die Hochzeit wurde vollzogen,
Graf S. ging mit seiner Gemahlin nach D. und

wagen mit Meublen, Kleidungsſtuͤcken, Waͤſche,
kurz, mit einer ganz vollſtaͤndigen Hauseinrichtung
bepackt wurden und abfuhren. Andern Morgens
erfuhr ſie, daß Angelika begleitet von dem Kam¬
merdiener des Grafen S. und einer vermummten
Frau, die der alten rothen Zigeunerin aͤhnlich ge¬
ſehen, Nachts abgereiſet ſey. Graf Z. loͤſte das
Raͤthſel, indem er erklaͤrte, daß er ſich aus gewiſ¬
ſen Urſachen genoͤthiget geſehen, den freilich ſeltſa¬
men Wuͤnſchen Angelik'as nachzugeben, und ihr
nicht allein das in ***n belegne Haus in der Allee
als Eigenthum zu ſchenken, ſondern auch zu erlau¬
ben, daß ſie dort einen eignen, ganz unabhaͤngigen
Haushalt fuͤhre, wobei ſie ſich bedungen, daß kei¬
ner aus der Familie, ihn ſelbſt nicht ausgenommen,
ohne ihre ausdruͤckliche Erlaubniß das Haus betre¬
ten ſolle. Der Graf von S. fuͤgte hinzu, daß
auf Angelikas dringenden Wunſch er ſeinen Kam¬
merdiener ihr uͤberlaſſen muͤſſen, der mit gereiſet
ſey nach ***n. Die Hochzeit wurde vollzogen,
Graf S. ging mit ſeiner Gemahlin nach D. und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0076" n="68"/>
wagen mit Meublen, Kleidungs&#x017F;tu&#x0364;cken, Wa&#x0364;&#x017F;che,<lb/>
kurz, mit einer ganz voll&#x017F;ta&#x0364;ndigen Hauseinrichtung<lb/>
bepackt wurden und abfuhren. Andern Morgens<lb/>
erfuhr &#x017F;ie, daß Angelika begleitet von dem Kam¬<lb/>
merdiener des Grafen S. und einer vermummten<lb/>
Frau, die der alten rothen Zigeunerin a&#x0364;hnlich ge¬<lb/>
&#x017F;ehen, Nachts abgerei&#x017F;et &#x017F;ey. Graf Z. lo&#x0364;&#x017F;te das<lb/>
Ra&#x0364;th&#x017F;el, indem er erkla&#x0364;rte, daß er &#x017F;ich aus gewi&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en Ur&#x017F;achen geno&#x0364;thiget ge&#x017F;ehen, den freilich &#x017F;elt&#x017F;<lb/>
men Wu&#x0364;n&#x017F;chen Angelik'as nachzugeben, und ihr<lb/>
nicht allein das in ***n belegne Haus in der Allee<lb/>
als Eigenthum zu &#x017F;chenken, &#x017F;ondern auch zu erlau¬<lb/>
ben, daß &#x017F;ie dort einen eignen, ganz unabha&#x0364;ngigen<lb/>
Haushalt fu&#x0364;hre, wobei &#x017F;ie &#x017F;ich bedungen, daß kei¬<lb/>
ner aus der Familie, ihn &#x017F;elb&#x017F;t nicht ausgenommen,<lb/>
ohne ihre ausdru&#x0364;ckliche Erlaubniß das Haus betre¬<lb/>
ten &#x017F;olle. Der Graf von S. fu&#x0364;gte hinzu, daß<lb/>
auf Angelikas dringenden Wun&#x017F;ch er &#x017F;einen Kam¬<lb/>
merdiener ihr u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, der mit gerei&#x017F;et<lb/>
&#x017F;ey nach ***n. Die Hochzeit wurde vollzogen,<lb/>
Graf S. ging mit &#x017F;einer Gemahlin nach D. und<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0076] wagen mit Meublen, Kleidungsſtuͤcken, Waͤſche, kurz, mit einer ganz vollſtaͤndigen Hauseinrichtung bepackt wurden und abfuhren. Andern Morgens erfuhr ſie, daß Angelika begleitet von dem Kam¬ merdiener des Grafen S. und einer vermummten Frau, die der alten rothen Zigeunerin aͤhnlich ge¬ ſehen, Nachts abgereiſet ſey. Graf Z. loͤſte das Raͤthſel, indem er erklaͤrte, daß er ſich aus gewiſ¬ ſen Urſachen genoͤthiget geſehen, den freilich ſeltſa¬ men Wuͤnſchen Angelik'as nachzugeben, und ihr nicht allein das in ***n belegne Haus in der Allee als Eigenthum zu ſchenken, ſondern auch zu erlau¬ ben, daß ſie dort einen eignen, ganz unabhaͤngigen Haushalt fuͤhre, wobei ſie ſich bedungen, daß kei¬ ner aus der Familie, ihn ſelbſt nicht ausgenommen, ohne ihre ausdruͤckliche Erlaubniß das Haus betre¬ ten ſolle. Der Graf von S. fuͤgte hinzu, daß auf Angelikas dringenden Wunſch er ſeinen Kam¬ merdiener ihr uͤberlaſſen muͤſſen, der mit gereiſet ſey nach ***n. Die Hochzeit wurde vollzogen, Graf S. ging mit ſeiner Gemahlin nach D. und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/76
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/76>, abgerufen am 24.11.2024.