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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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an einem von diesen und ich stoße mir dieses Messer
in die Brust!" -- Damit schwang die Gräfin ein
spiegelblankes Messer in den Lüften und sank ohn¬
mächtig nieder. "Ei mein schönes Püppchen, mein
trautes Goldkind, das wußt ich ja wohl, daß du es
nicht leiden würdest!" -- So meckerte die rothe
Alte. Dann kauerte sie nieder neben der Gräfin
und bedeckte Gesicht und Busen mit ekelhaften Küs¬
sen, indem sie fortwährend murmelte: "Blanke
Tochter, blanke Tochter -- wach'auf, wach' auf,
der Bräutigam kommt -- hei hei blanker Bräuti¬
gam kommt." Damit nahm die Alte eine Phiole
hervor, in der ein kleiner Goldfisch in silberhellem
Spiritus auf und ab zu gaukeln schien. Diese Phiole
hielt die Alte der Gräfin an das Herz, augenblick¬
lich erwachte sie, aber kaum erblickte sie das Zigeu¬
nerweib, als sie aufsprang, das Weib heftig und
brünstig umarmte und dann mit ihr davon eilte in
das Schloß hinein. Der Graf von Z. -- Gabriele,
ihr Bräutigam, die unterdessen erschienen, schauten
ganz erstarrt und von seltsamen Grauen ergriffen, das

an einem von dieſen und ich ſtoße mir dieſes Meſſer
in die Bruſt!“ — Damit ſchwang die Graͤfin ein
ſpiegelblankes Meſſer in den Luͤften und ſank ohn¬
maͤchtig nieder. „Ei mein ſchoͤnes Puͤppchen, mein
trautes Goldkind, das wußt ich ja wohl, daß du es
nicht leiden wuͤrdeſt!“ — So meckerte die rothe
Alte. Dann kauerte ſie nieder neben der Graͤfin
und bedeckte Geſicht und Buſen mit ekelhaften Kuͤſ¬
ſen, indem ſie fortwaͤhrend murmelte: „Blanke
Tochter, blanke Tochter — wach'auf, wach' auf,
der Braͤutigam kommt — hei hei blanker Braͤuti¬
gam kommt.“ Damit nahm die Alte eine Phiole
hervor, in der ein kleiner Goldfiſch in ſilberhellem
Spiritus auf und ab zu gaukeln ſchien. Dieſe Phiole
hielt die Alte der Graͤfin an das Herz, augenblick¬
lich erwachte ſie, aber kaum erblickte ſie das Zigeu¬
nerweib, als ſie aufſprang, das Weib heftig und
bruͤnſtig umarmte und dann mit ihr davon eilte in
das Schloß hinein. Der Graf von Z. — Gabriele,
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[66/0074] an einem von dieſen und ich ſtoße mir dieſes Meſſer in die Bruſt!“ — Damit ſchwang die Graͤfin ein ſpiegelblankes Meſſer in den Luͤften und ſank ohn¬ maͤchtig nieder. „Ei mein ſchoͤnes Puͤppchen, mein trautes Goldkind, das wußt ich ja wohl, daß du es nicht leiden wuͤrdeſt!“ — So meckerte die rothe Alte. Dann kauerte ſie nieder neben der Graͤfin und bedeckte Geſicht und Buſen mit ekelhaften Kuͤſ¬ ſen, indem ſie fortwaͤhrend murmelte: „Blanke Tochter, blanke Tochter — wach'auf, wach' auf, der Braͤutigam kommt — hei hei blanker Braͤuti¬ gam kommt.“ Damit nahm die Alte eine Phiole hervor, in der ein kleiner Goldfiſch in ſilberhellem Spiritus auf und ab zu gaukeln ſchien. Dieſe Phiole hielt die Alte der Graͤfin an das Herz, augenblick¬ lich erwachte ſie, aber kaum erblickte ſie das Zigeu¬ nerweib, als ſie aufſprang, das Weib heftig und bruͤnſtig umarmte und dann mit ihr davon eilte in das Schloß hinein. Der Graf von Z. — Gabriele, ihr Braͤutigam, die unterdeſſen erſchienen, ſchauten ganz erſtarrt und von ſeltſamen Grauen ergriffen, das

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/74>, abgerufen am 24.11.2024.