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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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Kopfschmerzes," erwiderte ich daher mit unbefan¬
genem Ton, "wofür nichts besser hilft, als der
muntre kecke Geist, der in dem Schaum dieses
Dichtergetränks sprudelt." Mit diesen Worten
schenkte ich Champagner, den sie erst abgelehnt, in
ihr Glas ein, und indem sie davon nippte, dankte
ihr Blick meiner Deutung der Thränen, die sie
nicht zu bergen vermochte. Es schien heller gewor¬
den in ihrem Innern und alles wäre gut gegangen,
wenn ich nicht zuletzt unversehends hart an das vor
mir stehende englische Glas gestoßen, so daß es in
gellender schneidender Höhe ertönte. Da erbleichte
meine Nachbarin bis zum Tode, und auch mich
ergriff ein plötzliches Grauen, weil der Ton mir
die Stimme der wahnsinnigen Alten im öden Hause
schien. -- Während daß man Kaffee nahm, fand
ich Gelegenheit, mich dem Grafen P. zu nähern;
er merkte gut, warum. "Wissen Sie wohl, daß
Ihre Nachbarin die Gräfin Edwine von S. war?
-- Wissen Sie wohl, daß in dem öden Hause die
Schwester ihrer Mutter, schon seit Jahren unheil¬

Kopfſchmerzes,“ erwiderte ich daher mit unbefan¬
genem Ton, „wofuͤr nichts beſſer hilft, als der
muntre kecke Geiſt, der in dem Schaum dieſes
Dichtergetraͤnks ſprudelt.“ Mit dieſen Worten
ſchenkte ich Champagner, den ſie erſt abgelehnt, in
ihr Glas ein, und indem ſie davon nippte, dankte
ihr Blick meiner Deutung der Thraͤnen, die ſie
nicht zu bergen vermochte. Es ſchien heller gewor¬
den in ihrem Innern und alles waͤre gut gegangen,
wenn ich nicht zuletzt unverſehends hart an das vor
mir ſtehende engliſche Glas geſtoßen, ſo daß es in
gellender ſchneidender Hoͤhe ertoͤnte. Da erbleichte
meine Nachbarin bis zum Tode, und auch mich
ergriff ein ploͤtzliches Grauen, weil der Ton mir
die Stimme der wahnſinnigen Alten im oͤden Hauſe
ſchien. — Waͤhrend daß man Kaffee nahm, fand
ich Gelegenheit, mich dem Grafen P. zu naͤhern;
er merkte gut, warum. „Wiſſen Sie wohl, daß
Ihre Nachbarin die Graͤfin Edwine von S. war?
— Wiſſen Sie wohl, daß in dem oͤden Hauſe die
Schweſter ihrer Mutter, ſchon ſeit Jahren unheil¬

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[61/0069] Kopfſchmerzes,“ erwiderte ich daher mit unbefan¬ genem Ton, „wofuͤr nichts beſſer hilft, als der muntre kecke Geiſt, der in dem Schaum dieſes Dichtergetraͤnks ſprudelt.“ Mit dieſen Worten ſchenkte ich Champagner, den ſie erſt abgelehnt, in ihr Glas ein, und indem ſie davon nippte, dankte ihr Blick meiner Deutung der Thraͤnen, die ſie nicht zu bergen vermochte. Es ſchien heller gewor¬ den in ihrem Innern und alles waͤre gut gegangen, wenn ich nicht zuletzt unverſehends hart an das vor mir ſtehende engliſche Glas geſtoßen, ſo daß es in gellender ſchneidender Hoͤhe ertoͤnte. Da erbleichte meine Nachbarin bis zum Tode, und auch mich ergriff ein ploͤtzliches Grauen, weil der Ton mir die Stimme der wahnſinnigen Alten im oͤden Hauſe ſchien. — Waͤhrend daß man Kaffee nahm, fand ich Gelegenheit, mich dem Grafen P. zu naͤhern; er merkte gut, warum. „Wiſſen Sie wohl, daß Ihre Nachbarin die Graͤfin Edwine von S. war? — Wiſſen Sie wohl, daß in dem oͤden Hauſe die Schweſter ihrer Mutter, ſchon ſeit Jahren unheil¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/69>, abgerufen am 25.11.2024.