den? -- "Fort -- aus meinen Augen, ja du spielst mit meinem Herzen, mit mir! -- Und auch du Rixendorf verschworen zum läppischen Puppen¬ spiel, das ihr mir auftischt? -- fort -- fort aus meinen Augen -- du -- du, der du zu meinem Untergange geboren -- du Sohn des schändlichsten Ver --" "Halt ein, brach Max plötzlich los, indem Zorn und Verzweiflung glühende Blitze aus seinen Augen schossen, halt ein, unnatürlicher Oheim -- herzloser, unnatürlicher Bruder. Schuld auf Schuld, Schande und Schmach hast du auf meines armen unglücklichen Vaters Haupt gehäuft, der verderbli¬ chen Leichtsinn, aber nie Verbrechen in sich hegen konnte! -- Ich wahnsinniger Thor, daß ich glaubte, jemals dein steinernes Herz rühren, jemals, mit Liebe dich umfangend; meines Vaters Vergehen sühnen zu können! -- Elend -- verlassen von aller Welt, aber an der Brust eines Sohnes hauchte mein Vater sein mühseliges Leben aus -- "Max! -- sey brav! -- sühne den unversöhnlichen Bruder -- werde sein Sohn," das war das Letzte, was er sprach -- Aber du verwirfst mich, so wie du alles verwirfst, was sich dir naht mit Liebe und Ergebung, während der Teufel selbst dich mit trügerischen Träumen um¬ gaukelt. -- Nun, so stirb denn einsam und verlas¬
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den? — „Fort — aus meinen Augen, ja du ſpielſt mit meinem Herzen, mit mir! — Und auch du Rixendorf verſchworen zum laͤppiſchen Puppen¬ ſpiel, das ihr mir auftiſcht? — fort — fort aus meinen Augen — du — du, der du zu meinem Untergange geboren — du Sohn des ſchaͤndlichſten Ver —“ „Halt ein, brach Max ploͤtzlich los, indem Zorn und Verzweiflung gluͤhende Blitze aus ſeinen Augen ſchoſſen, halt ein, unnatuͤrlicher Oheim — herzloſer, unnatuͤrlicher Bruder. Schuld auf Schuld, Schande und Schmach haſt du auf meines armen ungluͤcklichen Vaters Haupt gehaͤuft, der verderbli¬ chen Leichtſinn, aber nie Verbrechen in ſich hegen konnte! — Ich wahnſinniger Thor, daß ich glaubte, jemals dein ſteinernes Herz ruͤhren, jemals, mit Liebe dich umfangend; meines Vaters Vergehen ſuͤhnen zu koͤnnen! — Elend — verlaſſen von aller Welt, aber an der Bruſt eines Sohnes hauchte mein Vater ſein muͤhſeliges Leben aus — „Max! — ſey brav! — ſuͤhne den unverſoͤhnlichen Bruder — werde ſein Sohn,“ das war das Letzte, was er ſprach — Aber du verwirfſt mich, ſo wie du alles verwirfſt, was ſich dir naht mit Liebe und Ergebung, waͤhrend der Teufel ſelbſt dich mit truͤgeriſchen Traͤumen um¬ gaukelt. — Nun, ſo ſtirb denn einſam und verlaſ¬
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den? — „Fort — aus meinen Augen, ja du
ſpielſt mit meinem Herzen, mit mir! — Und auch
du Rixendorf verſchworen zum laͤppiſchen Puppen¬
ſpiel, das ihr mir auftiſcht? — fort — fort aus
meinen Augen — du — du, der du zu meinem
Untergange geboren — du Sohn des ſchaͤndlichſten
Ver —“ „Halt ein, brach Max ploͤtzlich los, indem
Zorn und Verzweiflung gluͤhende Blitze aus ſeinen
Augen ſchoſſen, halt ein, unnatuͤrlicher Oheim —
herzloſer, unnatuͤrlicher Bruder. Schuld auf Schuld,
Schande und Schmach haſt du auf meines armen
ungluͤcklichen Vaters Haupt gehaͤuft, der verderbli¬
chen Leichtſinn, aber nie Verbrechen in ſich hegen
konnte! — Ich wahnſinniger Thor, daß ich
glaubte, jemals dein ſteinernes Herz ruͤhren, jemals,
mit Liebe dich umfangend; meines Vaters Vergehen
ſuͤhnen zu koͤnnen! — Elend — verlaſſen von aller
Welt, aber an der Bruſt eines Sohnes hauchte
mein Vater ſein muͤhſeliges Leben aus — „Max! —
ſey brav! — ſuͤhne den unverſoͤhnlichen Bruder —
werde ſein Sohn,“ das war das Letzte, was er ſprach —
Aber du verwirfſt mich, ſo wie du alles verwirfſt,
was ſich dir naht mit Liebe und Ergebung, waͤhrend
der Teufel ſelbſt dich mit truͤgeriſchen Traͤumen um¬
gaukelt. — Nun, ſo ſtirb denn einſam und verlaſ¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/375>, abgerufen am 25.11.2024.
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