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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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Hochzeitstag -- die Gestalt -- ich -- ich lag
auf dem Boden vor dem Herzen, und darauf klo¬
pfend, daß es hohl wiederhallte, murmelte ich:
Nie -- nie kannst du dich erweichen, du stei¬
nernes Herz! -- Regungslos starrte ich hin, wie
der eiskalte Tod rannte es durch meine Adern.
Da trat Julie bräutlich geschmückt, in voller Pracht
der blühendsten Jugend, aus den Gebüschen hervor,
und streckte voll süßen Verlangens die Arme aus
nach der Gestalt, nach mir -- nach mir dem Jüng¬
linge! Bewußtlos stürzte ich zu Boden!"
Der Hofrath sank halb ohnmächtig in den Lehn¬
stuhl zurück, aber Rixendorf faßte seine beiden
Hände, rüttelte sie, und rief mit starker Stimme:
"Das sahst Du, das sahst Du, Bruder, weiter
nichts? -- Viktoria laß ich schießen aus deinen ja¬
panischen Kanonen! -- mit Deinem nahen Tode,
mit der Erscheinung ist es nichts, gar nichts! Ich
rüttle dich auf aus deinen bösen Träumen, damit
du genesen, und noch lange leben mögest auf Er¬
den." -- Damit sprang Rixendorf schneller, als
es sein Alter zuzulassen schien, zum Zimmer heraus.
Der Hofrath hatte wohl wenig von Rixendorfs
Worten vernommen, er saß da mit geschlossenen
Augen. Exter ging mit großen Schritten auf und

Hochzeitstag — die Geſtalt — ichich lag
auf dem Boden vor dem Herzen, und darauf klo¬
pfend, daß es hohl wiederhallte, murmelte ich:
Nie — nie kannſt du dich erweichen, du ſtei¬
nernes Herz! — Regungslos ſtarrte ich hin, wie
der eiskalte Tod rannte es durch meine Adern.
Da trat Julie braͤutlich geſchmuͤckt, in voller Pracht
der bluͤhendſten Jugend, aus den Gebuͤſchen hervor,
und ſtreckte voll ſuͤßen Verlangens die Arme aus
nach der Geſtalt, nach mir — nach mir dem Juͤng¬
linge! Bewußtlos ſtuͤrzte ich zu Boden!“
Der Hofrath ſank halb ohnmaͤchtig in den Lehn¬
ſtuhl zuruͤck, aber Rixendorf faßte ſeine beiden
Haͤnde, ruͤttelte ſie, und rief mit ſtarker Stimme:
„Das ſahſt Du, das ſahſt Du, Bruder, weiter
nichts? — Viktoria laß ich ſchießen aus deinen ja¬
paniſchen Kanonen! — mit Deinem nahen Tode,
mit der Erſcheinung iſt es nichts, gar nichts! Ich
ruͤttle dich auf aus deinen boͤſen Traͤumen, damit
du geneſen, und noch lange leben moͤgeſt auf Er¬
den.“ — Damit ſprang Rixendorf ſchneller, als
es ſein Alter zuzulaſſen ſchien, zum Zimmer heraus.
Der Hofrath hatte wohl wenig von Rixendorfs
Worten vernommen, er ſaß da mit geſchloſſenen
Augen. Exter ging mit großen Schritten auf und

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[364/0372] Hochzeitstag — die Geſtalt — ich — ich lag auf dem Boden vor dem Herzen, und darauf klo¬ pfend, daß es hohl wiederhallte, murmelte ich: Nie — nie kannſt du dich erweichen, du ſtei¬ nernes Herz! — Regungslos ſtarrte ich hin, wie der eiskalte Tod rannte es durch meine Adern. Da trat Julie braͤutlich geſchmuͤckt, in voller Pracht der bluͤhendſten Jugend, aus den Gebuͤſchen hervor, und ſtreckte voll ſuͤßen Verlangens die Arme aus nach der Geſtalt, nach mir — nach mir dem Juͤng¬ linge! Bewußtlos ſtuͤrzte ich zu Boden!“ Der Hofrath ſank halb ohnmaͤchtig in den Lehn¬ ſtuhl zuruͤck, aber Rixendorf faßte ſeine beiden Haͤnde, ruͤttelte ſie, und rief mit ſtarker Stimme: „Das ſahſt Du, das ſahſt Du, Bruder, weiter nichts? — Viktoria laß ich ſchießen aus deinen ja¬ paniſchen Kanonen! — mit Deinem nahen Tode, mit der Erſcheinung iſt es nichts, gar nichts! Ich ruͤttle dich auf aus deinen boͤſen Traͤumen, damit du geneſen, und noch lange leben moͤgeſt auf Er¬ den.“ — Damit ſprang Rixendorf ſchneller, als es ſein Alter zuzulaſſen ſchien, zum Zimmer heraus. Der Hofrath hatte wohl wenig von Rixendorfs Worten vernommen, er ſaß da mit geſchloſſenen Augen. Exter ging mit großen Schritten auf und

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/372>, abgerufen am 25.11.2024.