maskirt, auch hast du mit reger Fantasie die Hoff¬ nung neuer Geburten angedeutet." -- Die Damen fingen an ungeduldig zu murmeln, und der Gold¬ stoffne lispelte: "Aber Maxens Prozeß, Ver¬ ehrter?" -- "Indessen nimm mirs nicht übel, sprach der General, (so fuhr Willibald fort) die Idee des Bildes ist nicht die Deinige, sondern uralt; doch das ist es eben, was dich rettet. Mit diesen Worten kramte der General in seinem alten Schreibschranke, holte einen Tabaksbeutel hervor, auf dem sich Maxens Gedanke sauber und zwar beinahe ganz nach Maxens Weise ausgeführt befand, überließ denselben seinem Liebling zum Gebrauch und nun war alles gut." "Wie das, wie das?" rief alles durch einander, aber die Juristen, die sich in der Gesellschaft befanden, lachten laut, und der geheime Rath Foerd, der unterdessen auch hineingetreten war, sprach lächelnd: "Er leugnete den animum inju¬ riandi, die Absicht zu beleidigen, und wurde freige¬ sprochen." "Will so viel heißen," fiel Willibald ihm im die Rede, "als daß Max sprach: Ich kann nicht leugnen, daß das Bild von meiner Hand ist; absichtslos und ohne irgend die von mir so hochver¬ ehrte Schneiderzunft kränken zu wollen, kopirte ich das Blatt nach dem Original, das ich hier mit die¬
maskirt, auch haſt du mit reger Fantaſie die Hoff¬ nung neuer Geburten angedeutet.“ — Die Damen fingen an ungeduldig zu murmeln, und der Gold¬ ſtoffne liſpelte: „Aber Maxens Prozeß, Ver¬ ehrter?“ — „Indeſſen nimm mirs nicht uͤbel, ſprach der General, (ſo fuhr Willibald fort) die Idee des Bildes iſt nicht die Deinige, ſondern uralt; doch das iſt es eben, was dich rettet. Mit dieſen Worten kramte der General in ſeinem alten Schreibſchranke, holte einen Tabaksbeutel hervor, auf dem ſich Maxens Gedanke ſauber und zwar beinahe ganz nach Maxens Weiſe ausgefuͤhrt befand, uͤberließ denſelben ſeinem Liebling zum Gebrauch und nun war alles gut.“ „Wie das, wie das?“ rief alles durch einander, aber die Juriſten, die ſich in der Geſellſchaft befanden, lachten laut, und der geheime Rath Foerd, der unterdeſſen auch hineingetreten war, ſprach laͤchelnd: „Er leugnete den animum inju¬ riandi, die Abſicht zu beleidigen, und wurde freige¬ ſprochen.“ „Will ſo viel heißen,“ fiel Willibald ihm im die Rede, „als daß Max ſprach: Ich kann nicht leugnen, daß das Bild von meiner Hand iſt; abſichtslos und ohne irgend die von mir ſo hochver¬ ehrte Schneiderzunft kraͤnken zu wollen, kopirte ich das Blatt nach dem Original, das ich hier mit die¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0366"n="358"/>
maskirt, auch haſt du mit reger Fantaſie die Hoff¬<lb/>
nung neuer Geburten angedeutet.“— Die Damen<lb/>
fingen an ungeduldig zu murmeln, und der Gold¬<lb/>ſtoffne liſpelte: „Aber Maxens Prozeß, Ver¬<lb/>
ehrter?“—„Indeſſen nimm mirs nicht uͤbel, ſprach<lb/>
der General, (ſo fuhr Willibald fort) die Idee des<lb/>
Bildes iſt nicht die Deinige, ſondern uralt; doch das<lb/>
iſt es eben, was dich rettet. Mit dieſen Worten<lb/>
kramte der General in ſeinem alten Schreibſchranke,<lb/>
holte einen Tabaksbeutel hervor, auf dem ſich<lb/>
Maxens Gedanke ſauber und zwar beinahe ganz<lb/>
nach Maxens Weiſe ausgefuͤhrt befand, uͤberließ<lb/>
denſelben ſeinem Liebling zum Gebrauch und nun<lb/>
war alles gut.“„Wie das, wie das?“ rief alles<lb/>
durch einander, aber die Juriſten, die ſich in der<lb/>
Geſellſchaft befanden, lachten laut, und der geheime<lb/>
Rath Foerd, der unterdeſſen auch hineingetreten war,<lb/>ſprach laͤchelnd: „Er leugnete den <hirendition="#aq">animum inju¬<lb/>
riandi</hi>, die Abſicht zu beleidigen, und wurde freige¬<lb/>ſprochen.“„Will ſo viel heißen,“ fiel Willibald<lb/>
ihm im die Rede, „als daß Max ſprach: Ich kann<lb/>
nicht leugnen, daß das Bild von meiner Hand iſt;<lb/>
abſichtslos und ohne irgend die von mir ſo hochver¬<lb/>
ehrte Schneiderzunft kraͤnken zu wollen, kopirte ich<lb/>
das Blatt nach dem Original, das ich hier mit die¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[358/0366]
maskirt, auch haſt du mit reger Fantaſie die Hoff¬
nung neuer Geburten angedeutet.“ — Die Damen
fingen an ungeduldig zu murmeln, und der Gold¬
ſtoffne liſpelte: „Aber Maxens Prozeß, Ver¬
ehrter?“ — „Indeſſen nimm mirs nicht uͤbel, ſprach
der General, (ſo fuhr Willibald fort) die Idee des
Bildes iſt nicht die Deinige, ſondern uralt; doch das
iſt es eben, was dich rettet. Mit dieſen Worten
kramte der General in ſeinem alten Schreibſchranke,
holte einen Tabaksbeutel hervor, auf dem ſich
Maxens Gedanke ſauber und zwar beinahe ganz
nach Maxens Weiſe ausgefuͤhrt befand, uͤberließ
denſelben ſeinem Liebling zum Gebrauch und nun
war alles gut.“ „Wie das, wie das?“ rief alles
durch einander, aber die Juriſten, die ſich in der
Geſellſchaft befanden, lachten laut, und der geheime
Rath Foerd, der unterdeſſen auch hineingetreten war,
ſprach laͤchelnd: „Er leugnete den animum inju¬
riandi, die Abſicht zu beleidigen, und wurde freige¬
ſprochen.“ „Will ſo viel heißen,“ fiel Willibald
ihm im die Rede, „als daß Max ſprach: Ich kann
nicht leugnen, daß das Bild von meiner Hand iſt;
abſichtslos und ohne irgend die von mir ſo hochver¬
ehrte Schneiderzunft kraͤnken zu wollen, kopirte ich
das Blatt nach dem Original, das ich hier mit die¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/366>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.