die nöthigen Erkundigungen einzog. Max wurde verklagt und sah, da er nicht wohl leugnen konnte, einer empfindlichen Gefängnißstrafe entgegen. Da rannte er voll Verzweiflung zu seinem Gönner, dem General Rixendorf; bei allen Advokaten war er schon gewesen. Die runzelten die Stirn, schüttel¬ ten die Köpfe und sprachen von hartnäckigem Ab¬ leugnen u. s. w., was dem ehrlichen Max nicht wohlgefiel. Der General sprach dagegen, du hast einen dummen Streich gemacht, lieber Sohn! die Advokaten werden dich nicht retten, aber ich, und blos darum, weil in deinem Bilde, das ich bereits gesehen, korrekte Zeichnung und verständige Anord¬ nung ist. Der Bock, als Hauptfigur, hat Aus¬ druck und Haltung, so wie die bereits auf dem Bo¬ den liegenden Schneider eine gute Pyramidalgrup¬ pe bilden, die reich ist, ohne das Auge zu verwir¬ ren. Sehr weise hast du den im Schmerz der Quetschung sich hervorarbeitenden Schneider wieder als Hauptfigur der untern Gruppe behandelt, in seinem Gesicht liegt laokoontisches Weh! Eben so rühmlich ist es, daß die fallenden Schneider nicht etwa schweben, sondern wirklich fallen, wiewohl nicht aus dem Himmel; manche zu gewagte Ver¬ kürzungen sind recht hübsch durch die Bügeleisen
die noͤthigen Erkundigungen einzog. Max wurde verklagt und ſah, da er nicht wohl leugnen konnte, einer empfindlichen Gefaͤngnißſtrafe entgegen. Da rannte er voll Verzweiflung zu ſeinem Goͤnner, dem General Rixendorf; bei allen Advokaten war er ſchon geweſen. Die runzelten die Stirn, ſchuͤttel¬ ten die Koͤpfe und ſprachen von hartnaͤckigem Ab¬ leugnen u. ſ. w., was dem ehrlichen Max nicht wohlgefiel. Der General ſprach dagegen, du haſt einen dummen Streich gemacht, lieber Sohn! die Advokaten werden dich nicht retten, aber ich, und blos darum, weil in deinem Bilde, das ich bereits geſehen, korrekte Zeichnung und verſtaͤndige Anord¬ nung iſt. Der Bock, als Hauptfigur, hat Aus¬ druck und Haltung, ſo wie die bereits auf dem Bo¬ den liegenden Schneider eine gute Pyramidalgrup¬ pe bilden, die reich iſt, ohne das Auge zu verwir¬ ren. Sehr weiſe haſt du den im Schmerz der Quetſchung ſich hervorarbeitenden Schneider wieder als Hauptfigur der untern Gruppe behandelt, in ſeinem Geſicht liegt laokoontiſches Weh! Eben ſo ruͤhmlich iſt es, daß die fallenden Schneider nicht etwa ſchweben, ſondern wirklich fallen, wiewohl nicht aus dem Himmel; manche zu gewagte Ver¬ kuͤrzungen ſind recht huͤbſch durch die Buͤgeleiſen
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die noͤthigen Erkundigungen einzog. Max wurde
verklagt und ſah, da er nicht wohl leugnen konnte,
einer empfindlichen Gefaͤngnißſtrafe entgegen. Da
rannte er voll Verzweiflung zu ſeinem Goͤnner, dem
General Rixendorf; bei allen Advokaten war er
ſchon geweſen. Die runzelten die Stirn, ſchuͤttel¬
ten die Koͤpfe und ſprachen von hartnaͤckigem Ab¬
leugnen u. ſ. w., was dem ehrlichen Max nicht
wohlgefiel. Der General ſprach dagegen, du haſt
einen dummen Streich gemacht, lieber Sohn! die
Advokaten werden dich nicht retten, aber ich, und
blos darum, weil in deinem Bilde, das ich bereits
geſehen, korrekte Zeichnung und verſtaͤndige Anord¬
nung iſt. Der Bock, als Hauptfigur, hat Aus¬
druck und Haltung, ſo wie die bereits auf dem Bo¬
den liegenden Schneider eine gute Pyramidalgrup¬
pe bilden, die reich iſt, ohne das Auge zu verwir¬
ren. Sehr weiſe haſt du den im Schmerz der
Quetſchung ſich hervorarbeitenden Schneider wieder
als Hauptfigur der untern Gruppe behandelt, in
ſeinem Geſicht liegt laokoontiſches Weh! Eben ſo
ruͤhmlich iſt es, daß die fallenden Schneider nicht
etwa ſchweben, ſondern wirklich fallen, wiewohl
nicht aus dem Himmel; manche zu gewagte Ver¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/365>, abgerufen am 24.11.2024.
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