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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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nig gesehn hast, um in ihm nicht eins der wunder¬
lichsten Originale zu erkennen, die es geben mag.
Er ist ehemahls Gesandter unseres Hofes in Con¬
stantinopel gewesen und noch immer sonnt er sich in
dem Reflex dieser wahrscheinlich genußreichsten Früh¬
lingszeit seines Lebens. Seine Beschreibung des
Pallastes, den er in Pera bewohnte, erinnert an die
diamantnen Feen-Palläste in Tausend und einer
Nacht, und seine Lebensweise an den weisen König
Salomo, dem er auch darin gleichen will, daß er
sich wirklich der Herrschaft über unbekannte Natur¬
kräfte rühmt. In der That hat dieser Baron Ex¬
ter seiner lügnerischen Prahlerey, seiner Charlatane¬
rie unerachtet, doch etwas mystisches, das mich
wenigstens in drolligem Abstich mit seiner äußern
etwas skurrilen Erscheinung oft wirklich mystifizirt.
Davon, ich meine von seinem wirklich mystischen
Treiben geheimer Wissenschaften, rührt auch seine
enge Verbindung mit Reutlingern her, der diesem We¬
sen ganz ergeben ist mit Leib und Seele -- Bei¬
de sind wunderliche Träumer, aber jeder auf seine
Weise, übrigens aber entschiedene Mesmerianer.

nig geſehn haſt, um in ihm nicht eins der wunder¬
lichſten Originale zu erkennen, die es geben mag.
Er iſt ehemahls Geſandter unſeres Hofes in Con¬
ſtantinopel geweſen und noch immer ſonnt er ſich in
dem Reflex dieſer wahrſcheinlich genußreichſten Fruͤh¬
lingszeit ſeines Lebens. Seine Beſchreibung des
Pallaſtes, den er in Pera bewohnte, erinnert an die
diamantnen Feen-Pallaͤſte in Tauſend und einer
Nacht, und ſeine Lebensweiſe an den weiſen Koͤnig
Salomo, dem er auch darin gleichen will, daß er
ſich wirklich der Herrſchaft uͤber unbekannte Natur¬
kraͤfte ruͤhmt. In der That hat dieſer Baron Ex¬
ter ſeiner luͤgneriſchen Prahlerey, ſeiner Charlatane¬
rie unerachtet, doch etwas myſtiſches, das mich
wenigſtens in drolligem Abſtich mit ſeiner aͤußern
etwas ſkurrilen Erſcheinung oft wirklich myſtifizirt.
Davon, ich meine von ſeinem wirklich myſtiſchen
Treiben geheimer Wiſſenſchaften, ruͤhrt auch ſeine
enge Verbindung mit Reutlingern her, der dieſem We¬
ſen ganz ergeben iſt mit Leib und Seele — Bei¬
de ſind wunderliche Traͤumer, aber jeder auf ſeine
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[341/0349] nig geſehn haſt, um in ihm nicht eins der wunder¬ lichſten Originale zu erkennen, die es geben mag. Er iſt ehemahls Geſandter unſeres Hofes in Con¬ ſtantinopel geweſen und noch immer ſonnt er ſich in dem Reflex dieſer wahrſcheinlich genußreichſten Fruͤh¬ lingszeit ſeines Lebens. Seine Beſchreibung des Pallaſtes, den er in Pera bewohnte, erinnert an die diamantnen Feen-Pallaͤſte in Tauſend und einer Nacht, und ſeine Lebensweiſe an den weiſen Koͤnig Salomo, dem er auch darin gleichen will, daß er ſich wirklich der Herrſchaft uͤber unbekannte Natur¬ kraͤfte ruͤhmt. In der That hat dieſer Baron Ex¬ ter ſeiner luͤgneriſchen Prahlerey, ſeiner Charlatane¬ rie unerachtet, doch etwas myſtiſches, das mich wenigſtens in drolligem Abſtich mit ſeiner aͤußern etwas ſkurrilen Erſcheinung oft wirklich myſtifizirt. Davon, ich meine von ſeinem wirklich myſtiſchen Treiben geheimer Wiſſenſchaften, ruͤhrt auch ſeine enge Verbindung mit Reutlingern her, der dieſem We¬ ſen ganz ergeben iſt mit Leib und Seele — Bei¬ de ſind wunderliche Traͤumer, aber jeder auf ſeine Weiſe, uͤbrigens aber entſchiedene Mesmerianer.

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/349>, abgerufen am 22.11.2024.