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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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ihren daran gehängten Haarbeuteln und Zöpfchen,
ein kurioses Spielzeug des launigten Südwinds,
auf und niederschaukelten. Lautes Lachen verkün¬
dete was hinter den Büschen verborgen. Eine gan¬
ze Gesellschaft alter gemüthlicher lebenskräftiger
Herren hatte sich auf einem breiten von buntem
Buschwerk umgebenen Rasenplatz versammelt. Die
Röcke ausgezogen, die lästigen Perücken in den Ho¬
lunder gehängt, schlugen sie Ballon. Aber niemand
übertraf den Hofrath Reutlinger, der den Ballon
bis zu einer unglaublichen Höhe und so geschickt zu
treiben wußte, daß er jedesmahl dem Gegenspieler
schlaggerecht niederfiel. In dem Augenblick ließ sich
eine abscheuliche Musik von kleinen Pfeifen und
dumpfen Trommeln hören. Die Herren endeten
schnell ihr Spiel und griffen nach ihren Röcken und
Perücken. "Was ist denn das nun wieder?" sprach
Ernst. "Ich wette," erwiederte Wilibald, "der
türkische Gesandte zieht ein." "Der türkische Ge¬
sandte?" frug Ernst ganz erstaunt. "So nenne
ich," fuhr Wilibald fort, "den Baron von Exter,
der sich in G. aufhält und den Du noch viel zu we¬

ihren daran gehaͤngten Haarbeuteln und Zoͤpfchen,
ein kurioſes Spielzeug des launigten Suͤdwinds,
auf und niederſchaukelten. Lautes Lachen verkuͤn¬
dete was hinter den Buͤſchen verborgen. Eine gan¬
ze Geſellſchaft alter gemuͤthlicher lebenskraͤftiger
Herren hatte ſich auf einem breiten von buntem
Buſchwerk umgebenen Raſenplatz verſammelt. Die
Roͤcke ausgezogen, die laͤſtigen Peruͤcken in den Ho¬
lunder gehaͤngt, ſchlugen ſie Ballon. Aber niemand
uͤbertraf den Hofrath Reutlinger, der den Ballon
bis zu einer unglaublichen Hoͤhe und ſo geſchickt zu
treiben wußte, daß er jedesmahl dem Gegenſpieler
ſchlaggerecht niederfiel. In dem Augenblick ließ ſich
eine abſcheuliche Muſik von kleinen Pfeifen und
dumpfen Trommeln hoͤren. Die Herren endeten
ſchnell ihr Spiel und griffen nach ihren Roͤcken und
Peruͤcken. „Was iſt denn das nun wieder?“ ſprach
Ernſt. „Ich wette,“ erwiederte Wilibald, „der
tuͤrkiſche Geſandte zieht ein.“ „Der tuͤrkiſche Ge¬
ſandte?“ frug Ernſt ganz erſtaunt. „So nenne
ich,“ fuhr Wilibald fort, „den Baron von Exter,
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[340/0348] ihren daran gehaͤngten Haarbeuteln und Zoͤpfchen, ein kurioſes Spielzeug des launigten Suͤdwinds, auf und niederſchaukelten. Lautes Lachen verkuͤn¬ dete was hinter den Buͤſchen verborgen. Eine gan¬ ze Geſellſchaft alter gemuͤthlicher lebenskraͤftiger Herren hatte ſich auf einem breiten von buntem Buſchwerk umgebenen Raſenplatz verſammelt. Die Roͤcke ausgezogen, die laͤſtigen Peruͤcken in den Ho¬ lunder gehaͤngt, ſchlugen ſie Ballon. Aber niemand uͤbertraf den Hofrath Reutlinger, der den Ballon bis zu einer unglaublichen Hoͤhe und ſo geſchickt zu treiben wußte, daß er jedesmahl dem Gegenſpieler ſchlaggerecht niederfiel. In dem Augenblick ließ ſich eine abſcheuliche Muſik von kleinen Pfeifen und dumpfen Trommeln hoͤren. Die Herren endeten ſchnell ihr Spiel und griffen nach ihren Roͤcken und Peruͤcken. „Was iſt denn das nun wieder?“ ſprach Ernſt. „Ich wette,“ erwiederte Wilibald, „der tuͤrkiſche Geſandte zieht ein.“ „Der tuͤrkiſche Ge¬ ſandte?“ frug Ernſt ganz erſtaunt. „So nenne ich,“ fuhr Wilibald fort, „den Baron von Exter, der ſich in G. aufhaͤlt und den Du noch viel zu we¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/348>, abgerufen am 25.11.2024.