finstern Hain von Trauerweiden, Hängebirken und Weymoutskiefern. Der Gärtner sagt dir, daß dies Wäldchen, wie man es von der Höhe des Hauses hinabschauend, deutlich wahrnehmen kann, die Form eines Herzens hat. Mitten darin ist ein Pavillon von dunklem schlesischen Marmor in der Form eines Herzens erbaut. Du trittst hin¬ ein, der Boden ist mit weißen Marmorplatten ausgelegt, in der Mitte erblickst du ein Herz in gewöhnlicher Größe. Es ist ein dunkelrother in den weißen Marmor eingefugter Stein. Du bückst dich herab, und entdeckest die in den Stein ein¬ gegrabenen Worte: Es ruht! In diesem Pa¬ villon, bei diesem dunkelrothen steinernen Herzen, das damals jene Inschrift noch nicht trug, stan¬ den am Tage Mariä Geburt, das heißt am achten September des Jahres 180 -- ein großer stattli¬ cher alter Herr und eine alte Dame, beide sehr reich und schön nach der Mode der sechsziger Jahre gekleidet. "Aber," sprach die alte Dame, "aber wie kam Ihnen, lieber Hofrath, denn wieder die
finſtern Hain von Trauerweiden, Haͤngebirken und Weymoutskiefern. Der Gaͤrtner ſagt dir, daß dies Waͤldchen, wie man es von der Hoͤhe des Hauſes hinabſchauend, deutlich wahrnehmen kann, die Form eines Herzens hat. Mitten darin iſt ein Pavillon von dunklem ſchleſiſchen Marmor in der Form eines Herzens erbaut. Du trittſt hin¬ ein, der Boden iſt mit weißen Marmorplatten ausgelegt, in der Mitte erblickſt du ein Herz in gewoͤhnlicher Groͤße. Es iſt ein dunkelrother in den weißen Marmor eingefugter Stein. Du buͤckſt dich herab, und entdeckeſt die in den Stein ein¬ gegrabenen Worte: Es ruht! In dieſem Pa¬ villon, bei dieſem dunkelrothen ſteinernen Herzen, das damals jene Inſchrift noch nicht trug, ſtan¬ den am Tage Mariaͤ Geburt, das heißt am achten September des Jahres 180 — ein großer ſtattli¬ cher alter Herr und eine alte Dame, beide ſehr reich und ſchoͤn nach der Mode der ſechsziger Jahre gekleidet. „Aber,“ ſprach die alte Dame, „aber wie kam Ihnen, lieber Hofrath, denn wieder die
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finſtern Hain von Trauerweiden, Haͤngebirken und
Weymoutskiefern. Der Gaͤrtner ſagt dir, daß
dies Waͤldchen, wie man es von der Hoͤhe des
Hauſes hinabſchauend, deutlich wahrnehmen kann,
die Form eines Herzens hat. Mitten darin iſt
ein Pavillon von dunklem ſchleſiſchen Marmor in
der Form eines Herzens erbaut. Du trittſt hin¬
ein, der Boden iſt mit weißen Marmorplatten
ausgelegt, in der Mitte erblickſt du ein Herz in
gewoͤhnlicher Groͤße. Es iſt ein dunkelrother in
den weißen Marmor eingefugter Stein. Du buͤckſt
dich herab, und entdeckeſt die in den Stein ein¬
gegrabenen Worte: Es ruht! In dieſem Pa¬
villon, bei dieſem dunkelrothen ſteinernen Herzen,
das damals jene Inſchrift noch nicht trug, ſtan¬
den am Tage Mariaͤ Geburt, das heißt am achten
September des Jahres 180 — ein großer ſtattli¬
cher alter Herr und eine alte Dame, beide ſehr
reich und ſchoͤn nach der Mode der ſechsziger Jahre
gekleidet. „Aber,“ ſprach die alte Dame, „aber
wie kam Ihnen, lieber Hofrath, denn wieder die
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/335>, abgerufen am 22.11.2024.
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