treiben. Graf Nepomuk meinte, daß er dann auf einen recht langen Aufenthalt rechnen könne, übri¬ gens aber erlauben müsse, daß er seiner Seits das Schloß verlasse. Alle, Graf Nepomuk, der Fürst und seine Gemahlin giengen hierauf aus dem Zimmer, um so schnell als möglich Hermenegilda fortzuschaffen. Der Zufall wollte indessen, daß sie gerade in dieser Stunde, ganz wider ihre sonstige Gewohnheit, in den Park gegangen war. Xaver, durch das Fenster blickend, an dem er saß, gewahrte sie ganz in der Ferne wandelnd. Er rannte hinun¬ ter in den Park und erreichte endlich Hermenegilda, als sie eben in jenen verhängnißvollen Pavillon an der Südseite des Parks trat. Ihr Zustand war nun schon beinahe jedem Auge sichtlich. "O all' ihr Mächte des Himmels," rief Xaver, als er vor Hermenegilda stand, dann stürzte er aber zu ihren Füßen und beschwor sie, unter den heiligsten Be¬ theurungen seiner glühendsten Liebe, ihn zum glück¬ lichsten Gatten aufzunehmen. Hermenegilda, ganz außer sich vor Schreck und Ueberraschung, sagte
treiben. Graf Nepomuk meinte, daß er dann auf einen recht langen Aufenthalt rechnen koͤnne, uͤbri¬ gens aber erlauben muͤſſe, daß er ſeiner Seits das Schloß verlaſſe. Alle, Graf Nepomuk, der Fuͤrſt und ſeine Gemahlin giengen hierauf aus dem Zimmer, um ſo ſchnell als moͤglich Hermenegilda fortzuſchaffen. Der Zufall wollte indeſſen, daß ſie gerade in dieſer Stunde, ganz wider ihre ſonſtige Gewohnheit, in den Park gegangen war. Xaver, durch das Fenſter blickend, an dem er ſaß, gewahrte ſie ganz in der Ferne wandelnd. Er rannte hinun¬ ter in den Park und erreichte endlich Hermenegilda, als ſie eben in jenen verhaͤngnißvollen Pavillon an der Suͤdſeite des Parks trat. Ihr Zuſtand war nun ſchon beinahe jedem Auge ſichtlich. „O all' ihr Maͤchte des Himmels,“ rief Xaver, als er vor Hermenegilda ſtand, dann ſtuͤrzte er aber zu ihren Fuͤßen und beſchwor ſie, unter den heiligſten Be¬ theurungen ſeiner gluͤhendſten Liebe, ihn zum gluͤck¬ lichſten Gatten aufzunehmen. Hermenegilda, ganz außer ſich vor Schreck und Ueberraſchung, ſagte
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treiben. Graf Nepomuk meinte, daß er dann auf
einen recht langen Aufenthalt rechnen koͤnne, uͤbri¬
gens aber erlauben muͤſſe, daß er ſeiner Seits
das Schloß verlaſſe. Alle, Graf Nepomuk, der
Fuͤrſt und ſeine Gemahlin giengen hierauf aus dem
Zimmer, um ſo ſchnell als moͤglich Hermenegilda
fortzuſchaffen. Der Zufall wollte indeſſen, daß ſie
gerade in dieſer Stunde, ganz wider ihre ſonſtige
Gewohnheit, in den Park gegangen war. Xaver,
durch das Fenſter blickend, an dem er ſaß, gewahrte
ſie ganz in der Ferne wandelnd. Er rannte hinun¬
ter in den Park und erreichte endlich Hermenegilda,
als ſie eben in jenen verhaͤngnißvollen Pavillon an
der Suͤdſeite des Parks trat. Ihr Zuſtand war
nun ſchon beinahe jedem Auge ſichtlich. „O all' ihr
Maͤchte des Himmels,“ rief Xaver, als er vor
Hermenegilda ſtand, dann ſtuͤrzte er aber zu ihren
Fuͤßen und beſchwor ſie, unter den heiligſten Be¬
theurungen ſeiner gluͤhendſten Liebe, ihn zum gluͤck¬
lichſten Gatten aufzunehmen. Hermenegilda, ganz
außer ſich vor Schreck und Ueberraſchung, ſagte
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/321>, abgerufen am 25.11.2024.
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