stürzte die Treppe herab, schwang sich auf's Pferd ohne das Kind zu lassen, und sprengte in vollem Galopp davon. -- Die Hausfrau voll Herzens¬ angst, wie es nun um Cölestinen stehen, und was nun mit ihr anzufangen seyn würde, über¬ wand ihr Grauen vor der entsetzlichen Todten¬ maske, und eilte herauf ihr beizustehen. Wie er¬ staunte sie, als sie Cölestinen mitten im Zimmer gleich einer Statue mit herabhängenden Armen lautlos stehend fand. -- Sie redete sie an, keine Antwort. Nicht vermögend den Anblick der Maske zu tragen, hing sie ihr die Schleier um, die auf dem Boden lagen, kein Regen und Bewegen. Cölestine war in einen automatähnlichen Zustand gesunken, der die Hausfrau mit neuer Angst und Pein erfüllte, so daß sie ganz inbrünstig zu Gott flehte, sie nur von dieser unheimlichen Fremden zu befreien. Ihre Bitte wurde zur Stelle erhört, denn eben hielt derselbe Wagen, der Cölestinen ge¬ bracht, vor der Thüre. Die Aebtissin kam, mit ihr Fürst Z. des alten Bürgermeisters hoher Gönner.
ſtuͤrzte die Treppe herab, ſchwang ſich auf's Pferd ohne das Kind zu laſſen, und ſprengte in vollem Galopp davon. — Die Hausfrau voll Herzens¬ angſt, wie es nun um Coͤleſtinen ſtehen, und was nun mit ihr anzufangen ſeyn wuͤrde, uͤber¬ wand ihr Grauen vor der entſetzlichen Todten¬ maske, und eilte herauf ihr beizuſtehen. Wie er¬ ſtaunte ſie, als ſie Coͤleſtinen mitten im Zimmer gleich einer Statue mit herabhaͤngenden Armen lautlos ſtehend fand. — Sie redete ſie an, keine Antwort. Nicht vermoͤgend den Anblick der Maske zu tragen, hing ſie ihr die Schleier um, die auf dem Boden lagen, kein Regen und Bewegen. Coͤleſtine war in einen automataͤhnlichen Zuſtand geſunken, der die Hausfrau mit neuer Angſt und Pein erfuͤllte, ſo daß ſie ganz inbruͤnſtig zu Gott flehte, ſie nur von dieſer unheimlichen Fremden zu befreien. Ihre Bitte wurde zur Stelle erhoͤrt, denn eben hielt derſelbe Wagen, der Coͤleſtinen ge¬ bracht, vor der Thuͤre. Die Aebtiſſin kam, mit ihr Fuͤrſt Z. des alten Buͤrgermeiſters hoher Goͤnner.
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ſtuͤrzte die Treppe herab, ſchwang ſich auf's Pferd
ohne das Kind zu laſſen, und ſprengte in vollem
Galopp davon. — Die Hausfrau voll Herzens¬
angſt, wie es nun um Coͤleſtinen ſtehen, und
was nun mit ihr anzufangen ſeyn wuͤrde, uͤber¬
wand ihr Grauen vor der entſetzlichen Todten¬
maske, und eilte herauf ihr beizuſtehen. Wie er¬
ſtaunte ſie, als ſie Coͤleſtinen mitten im Zimmer
gleich einer Statue mit herabhaͤngenden Armen
lautlos ſtehend fand. — Sie redete ſie an, keine
Antwort. Nicht vermoͤgend den Anblick der Maske
zu tragen, hing ſie ihr die Schleier um, die auf
dem Boden lagen, kein Regen und Bewegen.
Coͤleſtine war in einen automataͤhnlichen Zuſtand
geſunken, der die Hausfrau mit neuer Angſt und
Pein erfuͤllte, ſo daß ſie ganz inbruͤnſtig zu Gott
flehte, ſie nur von dieſer unheimlichen Fremden
zu befreien. Ihre Bitte wurde zur Stelle erhoͤrt,
denn eben hielt derſelbe Wagen, der Coͤleſtinen ge¬
bracht, vor der Thuͤre. Die Aebtiſſin kam, mit ihr
Fuͤrſt Z. des alten Buͤrgermeiſters hoher Goͤnner.
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/280>, abgerufen am 24.11.2024.
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