Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

noch hinzu, daß der Fürst mir mit den eindring¬
lichsten Worten die sorgsamste Pflege der Dame
empfohlen und für die ersten Auslagen und Be¬
mühungen einen tüchtigen Beutel mit Dukaten,
den du in meiner Commode finden und beäugeln
kannst, beigefügt hat, so werden wohl alle Be¬
denken aufhören." "So müssen wir," sprach die
Hausfrau, "vielleicht arger Sünde, wie sie die
Vornehmen treiben, die Hand bieten." Noch ehe
der Alte darauf etwas erwiedern konnte, trat die
Tochter zum Zimmer heraus, und rief ihn zur
Dame, welche sich nach Ruhe sehne und in das
für sie bestimmte Gemach geführt zu werden
wünsche. Der Alte hatte die beiden Zimmerchen
des obern Stocks so gut ausschmücken lassen, als
er es nur vermochte, und war nicht wenig betreten,
als Cölestine frug, ob er außer diesen Gemächern
nicht noch eins, dessen Fenster hinten heraus gin¬
gen, besitze. Er verneinte das und fügte nur, um
ganz gewissenhaft zu seyn, hinzu, daß zwar noch
ein einziges Gemach mit einem Fenster nach dem

noch hinzu, daß der Fuͤrſt mir mit den eindring¬
lichſten Worten die ſorgſamſte Pflege der Dame
empfohlen und fuͤr die erſten Auslagen und Be¬
muͤhungen einen tuͤchtigen Beutel mit Dukaten,
den du in meiner Commode finden und beaͤugeln
kannſt, beigefuͤgt hat, ſo werden wohl alle Be¬
denken aufhoͤren.“ „So muͤſſen wir,“ ſprach die
Hausfrau, „vielleicht arger Suͤnde, wie ſie die
Vornehmen treiben, die Hand bieten.“ Noch ehe
der Alte darauf etwas erwiedern konnte, trat die
Tochter zum Zimmer heraus, und rief ihn zur
Dame, welche ſich nach Ruhe ſehne und in das
fuͤr ſie beſtimmte Gemach gefuͤhrt zu werden
wuͤnſche. Der Alte hatte die beiden Zimmerchen
des obern Stocks ſo gut ausſchmuͤcken laſſen, als
er es nur vermochte, und war nicht wenig betreten,
als Coͤleſtine frug, ob er außer dieſen Gemaͤchern
nicht noch eins, deſſen Fenſter hinten heraus gin¬
gen, beſitze. Er verneinte das und fuͤgte nur, um
ganz gewiſſenhaft zu ſeyn, hinzu, daß zwar noch
ein einziges Gemach mit einem Fenſter nach dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0269" n="261"/>
noch hinzu, daß der Fu&#x0364;r&#x017F;t mir mit den eindring¬<lb/>
lich&#x017F;ten Worten die &#x017F;org&#x017F;am&#x017F;te Pflege der Dame<lb/>
empfohlen und fu&#x0364;r die er&#x017F;ten Auslagen und Be¬<lb/>
mu&#x0364;hungen einen tu&#x0364;chtigen Beutel mit Dukaten,<lb/>
den du in meiner Commode finden und bea&#x0364;ugeln<lb/>
kann&#x017F;t, beigefu&#x0364;gt hat, &#x017F;o werden wohl alle Be¬<lb/>
denken aufho&#x0364;ren.&#x201C; &#x201E;So mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir,&#x201C; &#x017F;prach die<lb/>
Hausfrau, &#x201E;vielleicht arger Su&#x0364;nde, wie &#x017F;ie die<lb/>
Vornehmen treiben, die Hand bieten.&#x201C; Noch ehe<lb/>
der Alte darauf etwas erwiedern konnte, trat die<lb/>
Tochter zum Zimmer heraus, und rief ihn zur<lb/>
Dame, welche &#x017F;ich nach Ruhe &#x017F;ehne und in das<lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ie be&#x017F;timmte Gemach gefu&#x0364;hrt zu werden<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;che. Der Alte hatte die beiden Zimmerchen<lb/>
des obern Stocks &#x017F;o gut aus&#x017F;chmu&#x0364;cken la&#x017F;&#x017F;en, als<lb/>
er es nur vermochte, und war nicht wenig betreten,<lb/>
als Co&#x0364;le&#x017F;tine frug, ob er außer die&#x017F;en Gema&#x0364;chern<lb/>
nicht noch eins, de&#x017F;&#x017F;en Fen&#x017F;ter hinten heraus gin¬<lb/>
gen, be&#x017F;itze. Er verneinte das und fu&#x0364;gte nur, um<lb/>
ganz gewi&#x017F;&#x017F;enhaft zu &#x017F;eyn, hinzu, daß zwar noch<lb/>
ein einziges Gemach mit einem Fen&#x017F;ter nach dem<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0269] noch hinzu, daß der Fuͤrſt mir mit den eindring¬ lichſten Worten die ſorgſamſte Pflege der Dame empfohlen und fuͤr die erſten Auslagen und Be¬ muͤhungen einen tuͤchtigen Beutel mit Dukaten, den du in meiner Commode finden und beaͤugeln kannſt, beigefuͤgt hat, ſo werden wohl alle Be¬ denken aufhoͤren.“ „So muͤſſen wir,“ ſprach die Hausfrau, „vielleicht arger Suͤnde, wie ſie die Vornehmen treiben, die Hand bieten.“ Noch ehe der Alte darauf etwas erwiedern konnte, trat die Tochter zum Zimmer heraus, und rief ihn zur Dame, welche ſich nach Ruhe ſehne und in das fuͤr ſie beſtimmte Gemach gefuͤhrt zu werden wuͤnſche. Der Alte hatte die beiden Zimmerchen des obern Stocks ſo gut ausſchmuͤcken laſſen, als er es nur vermochte, und war nicht wenig betreten, als Coͤleſtine frug, ob er außer dieſen Gemaͤchern nicht noch eins, deſſen Fenſter hinten heraus gin¬ gen, beſitze. Er verneinte das und fuͤgte nur, um ganz gewiſſenhaft zu ſeyn, hinzu, daß zwar noch ein einziges Gemach mit einem Fenſter nach dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/269
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/269>, abgerufen am 24.11.2024.