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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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noch hinzu, daß der Fürst mir mit den eindring¬
lichsten Worten die sorgsamste Pflege der Dame
empfohlen und für die ersten Auslagen und Be¬
mühungen einen tüchtigen Beutel mit Dukaten,
den du in meiner Commode finden und beäugeln
kannst, beigefügt hat, so werden wohl alle Be¬
denken aufhören." "So müssen wir," sprach die
Hausfrau, "vielleicht arger Sünde, wie sie die
Vornehmen treiben, die Hand bieten." Noch ehe
der Alte darauf etwas erwiedern konnte, trat die
Tochter zum Zimmer heraus, und rief ihn zur
Dame, welche sich nach Ruhe sehne und in das
für sie bestimmte Gemach geführt zu werden
wünsche. Der Alte hatte die beiden Zimmerchen
des obern Stocks so gut ausschmücken lassen, als
er es nur vermochte, und war nicht wenig betreten,
als Cölestine frug, ob er außer diesen Gemächern
nicht noch eins, dessen Fenster hinten heraus gin¬
gen, besitze. Er verneinte das und fügte nur, um
ganz gewissenhaft zu seyn, hinzu, daß zwar noch
ein einziges Gemach mit einem Fenster nach dem

noch hinzu, daß der Fuͤrſt mir mit den eindring¬
lichſten Worten die ſorgſamſte Pflege der Dame
empfohlen und fuͤr die erſten Auslagen und Be¬
muͤhungen einen tuͤchtigen Beutel mit Dukaten,
den du in meiner Commode finden und beaͤugeln
kannſt, beigefuͤgt hat, ſo werden wohl alle Be¬
denken aufhoͤren.“ „So muͤſſen wir,“ ſprach die
Hausfrau, „vielleicht arger Suͤnde, wie ſie die
Vornehmen treiben, die Hand bieten.“ Noch ehe
der Alte darauf etwas erwiedern konnte, trat die
Tochter zum Zimmer heraus, und rief ihn zur
Dame, welche ſich nach Ruhe ſehne und in das
fuͤr ſie beſtimmte Gemach gefuͤhrt zu werden
wuͤnſche. Der Alte hatte die beiden Zimmerchen
des obern Stocks ſo gut ausſchmuͤcken laſſen, als
er es nur vermochte, und war nicht wenig betreten,
als Coͤleſtine frug, ob er außer dieſen Gemaͤchern
nicht noch eins, deſſen Fenſter hinten heraus gin¬
gen, beſitze. Er verneinte das und fuͤgte nur, um
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[261/0269] noch hinzu, daß der Fuͤrſt mir mit den eindring¬ lichſten Worten die ſorgſamſte Pflege der Dame empfohlen und fuͤr die erſten Auslagen und Be¬ muͤhungen einen tuͤchtigen Beutel mit Dukaten, den du in meiner Commode finden und beaͤugeln kannſt, beigefuͤgt hat, ſo werden wohl alle Be¬ denken aufhoͤren.“ „So muͤſſen wir,“ ſprach die Hausfrau, „vielleicht arger Suͤnde, wie ſie die Vornehmen treiben, die Hand bieten.“ Noch ehe der Alte darauf etwas erwiedern konnte, trat die Tochter zum Zimmer heraus, und rief ihn zur Dame, welche ſich nach Ruhe ſehne und in das fuͤr ſie beſtimmte Gemach gefuͤhrt zu werden wuͤnſche. Der Alte hatte die beiden Zimmerchen des obern Stocks ſo gut ausſchmuͤcken laſſen, als er es nur vermochte, und war nicht wenig betreten, als Coͤleſtine frug, ob er außer dieſen Gemaͤchern nicht noch eins, deſſen Fenſter hinten heraus gin¬ gen, beſitze. Er verneinte das und fuͤgte nur, um ganz gewiſſenhaft zu ſeyn, hinzu, daß zwar noch ein einziges Gemach mit einem Fenſter nach dem

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/269>, abgerufen am 01.06.2024.