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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817.

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vor Grausen. Dann, den Armleuchter auf den
Fußboden gestellt, den Schlüsselbund an den Gürtel
gehängt, fing Daniel an mit beiden Händen an der
Mauer zu kratzen, daß bald das Blut unter den
Nägeln hervorquoll, und dabei stöhnte er und ächzte,
wie gepeinigt von einer nahmenlosen Todesqual.
Nun legte er das Ohr an die Mauer, als wolle er
irgend etwas erlauschen, dann winkte er mit der
Hand, wie jemanden beschwichtigend, bückte sich,
den Armleuchter wieder vom Boden aufhebend, und
schlich mit leisen gemessenen Schritten nach der
Thüre zurück. V. folgte ihm behutsam mit dem
Leuchter in der Hand. Es ging die Treppe herab,
der Alte schloß die große Hauptthür des Schlosses
auf, V. schlüpfte geschickt hindurch; nun begab er
sich nach dem Stall, und nachdem er zu V..s
tiefem Erstaunen den Armleuchter so geschickt hin¬
gestellt hatte, daß das ganze Gebäude genugsam
erhellt wurde, ohne irgend eine Gefahr, holte er
Sattel und Zeug herbei, und rüstete mit großer
Sorglichkeit, den Gurt fest, die Steigbügel hinauf¬

vor Grauſen. Dann, den Armleuchter auf den
Fußboden geſtellt, den Schluͤſſelbund an den Guͤrtel
gehaͤngt, fing Daniel an mit beiden Haͤnden an der
Mauer zu kratzen, daß bald das Blut unter den
Naͤgeln hervorquoll, und dabei ſtoͤhnte er und aͤchzte,
wie gepeinigt von einer nahmenloſen Todesqual.
Nun legte er das Ohr an die Mauer, als wolle er
irgend etwas erlauſchen, dann winkte er mit der
Hand, wie jemanden beſchwichtigend, buͤckte ſich,
den Armleuchter wieder vom Boden aufhebend, und
ſchlich mit leiſen gemeſſenen Schritten nach der
Thuͤre zuruͤck. V. folgte ihm behutſam mit dem
Leuchter in der Hand. Es ging die Treppe herab,
der Alte ſchloß die große Hauptthuͤr des Schloſſes
auf, V. ſchluͤpfte geſchickt hindurch; nun begab er
ſich nach dem Stall, und nachdem er zu V..s
tiefem Erſtaunen den Armleuchter ſo geſchickt hin¬
geſtellt hatte, daß das ganze Gebaͤude genugſam
erhellt wurde, ohne irgend eine Gefahr, holte er
Sattel und Zeug herbei, und ruͤſtete mit großer
Sorglichkeit, den Gurt feſt, die Steigbuͤgel hinauf¬

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[222/0230] vor Grauſen. Dann, den Armleuchter auf den Fußboden geſtellt, den Schluͤſſelbund an den Guͤrtel gehaͤngt, fing Daniel an mit beiden Haͤnden an der Mauer zu kratzen, daß bald das Blut unter den Naͤgeln hervorquoll, und dabei ſtoͤhnte er und aͤchzte, wie gepeinigt von einer nahmenloſen Todesqual. Nun legte er das Ohr an die Mauer, als wolle er irgend etwas erlauſchen, dann winkte er mit der Hand, wie jemanden beſchwichtigend, buͤckte ſich, den Armleuchter wieder vom Boden aufhebend, und ſchlich mit leiſen gemeſſenen Schritten nach der Thuͤre zuruͤck. V. folgte ihm behutſam mit dem Leuchter in der Hand. Es ging die Treppe herab, der Alte ſchloß die große Hauptthuͤr des Schloſſes auf, V. ſchluͤpfte geſchickt hindurch; nun begab er ſich nach dem Stall, und nachdem er zu V..s tiefem Erſtaunen den Armleuchter ſo geſchickt hin¬ geſtellt hatte, daß das ganze Gebaͤude genugſam erhellt wurde, ohne irgend eine Gefahr, holte er Sattel und Zeug herbei, und ruͤſtete mit großer Sorglichkeit, den Gurt feſt, die Steigbuͤgel hinauf¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/230>, abgerufen am 24.11.2024.