unzureichend und aus der Luft gegriffen schie¬ nen. --
Wie vom Donner gerührt starrte der Baron den Gerichtsschreiber an, der mit eintöniger schnar¬ render Stimme alles Unheil verkündete. Als er geendet, stand V. auf, nahm den jungen Menschen, den er mitgebracht, bei der Hand, und sprach, in¬ dem er sich gegen die Anwesenden verbeugte: "Hier, meine Herren, habe ich die Ehre, Ihnen den Frei¬ herrn Roderich von R., Majoratsherrn von R -- sitten vorzustellen!" Baron Hubert blickte den Jüng¬ ling, der, wie vom Himmel gefallen, ihn um das reiche Majorat, um die Hälfte des freien Vermö¬ gens in Curland brachte, verhaltenen Grimm im glühenden Auge, an, drohte dann mit geballter Faust, und rannte, ohne ein Wort hervorbringen zu können, zum Gerichtssaal hinaus. Von den Gerichtspersonen dazu aufgefordert, holte jetzt Ba¬ ron Roderich die Urkunden hervor, die ihn als die Person, für die er sich ausgab, legitimiren sollten. Er überreichte den beglaubigten Auszug aus den
unzureichend und aus der Luft gegriffen ſchie¬ nen. —
Wie vom Donner geruͤhrt ſtarrte der Baron den Gerichtsſchreiber an, der mit eintoͤniger ſchnar¬ render Stimme alles Unheil verkuͤndete. Als er geendet, ſtand V. auf, nahm den jungen Menſchen, den er mitgebracht, bei der Hand, und ſprach, in¬ dem er ſich gegen die Anweſenden verbeugte: „Hier, meine Herren, habe ich die Ehre, Ihnen den Frei¬ herrn Roderich von R., Majoratsherrn von R — ſitten vorzuſtellen!“ Baron Hubert blickte den Juͤng¬ ling, der, wie vom Himmel gefallen, ihn um das reiche Majorat, um die Haͤlfte des freien Vermoͤ¬ gens in Curland brachte, verhaltenen Grimm im gluͤhenden Auge, an, drohte dann mit geballter Fauſt, und rannte, ohne ein Wort hervorbringen zu koͤnnen, zum Gerichtsſaal hinaus. Von den Gerichtsperſonen dazu aufgefordert, holte jetzt Ba¬ ron Roderich die Urkunden hervor, die ihn als die Perſon, fuͤr die er ſich ausgab, legitimiren ſollten. Er uͤberreichte den beglaubigten Auszug aus den
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0224"n="216"/>
unzureichend und aus der Luft gegriffen ſchie¬<lb/>
nen. —</p><lb/><p>Wie vom Donner geruͤhrt ſtarrte der Baron<lb/>
den Gerichtsſchreiber an, der mit eintoͤniger ſchnar¬<lb/>
render Stimme alles Unheil verkuͤndete. Als er<lb/>
geendet, ſtand V. auf, nahm den jungen Menſchen,<lb/>
den er mitgebracht, bei der Hand, und ſprach, in¬<lb/>
dem er ſich gegen die Anweſenden verbeugte: „Hier,<lb/>
meine Herren, habe ich die Ehre, Ihnen den Frei¬<lb/>
herrn Roderich von R., Majoratsherrn von R —ſitten<lb/>
vorzuſtellen!“ Baron Hubert blickte den Juͤng¬<lb/>
ling, der, wie vom Himmel gefallen, ihn um das<lb/>
reiche Majorat, um die Haͤlfte des freien Vermoͤ¬<lb/>
gens in Curland brachte, verhaltenen Grimm im<lb/>
gluͤhenden Auge, an, drohte dann mit geballter<lb/>
Fauſt, und rannte, ohne ein Wort hervorbringen<lb/>
zu koͤnnen, zum Gerichtsſaal hinaus. Von den<lb/>
Gerichtsperſonen dazu aufgefordert, holte jetzt Ba¬<lb/>
ron Roderich die Urkunden hervor, die ihn als die<lb/>
Perſon, fuͤr die er ſich ausgab, legitimiren ſollten.<lb/>
Er uͤberreichte den beglaubigten Auszug aus den<lb/></p></div></body></text></TEI>
[216/0224]
unzureichend und aus der Luft gegriffen ſchie¬
nen. —
Wie vom Donner geruͤhrt ſtarrte der Baron
den Gerichtsſchreiber an, der mit eintoͤniger ſchnar¬
render Stimme alles Unheil verkuͤndete. Als er
geendet, ſtand V. auf, nahm den jungen Menſchen,
den er mitgebracht, bei der Hand, und ſprach, in¬
dem er ſich gegen die Anweſenden verbeugte: „Hier,
meine Herren, habe ich die Ehre, Ihnen den Frei¬
herrn Roderich von R., Majoratsherrn von R — ſitten
vorzuſtellen!“ Baron Hubert blickte den Juͤng¬
ling, der, wie vom Himmel gefallen, ihn um das
reiche Majorat, um die Haͤlfte des freien Vermoͤ¬
gens in Curland brachte, verhaltenen Grimm im
gluͤhenden Auge, an, drohte dann mit geballter
Fauſt, und rannte, ohne ein Wort hervorbringen
zu koͤnnen, zum Gerichtsſaal hinaus. Von den
Gerichtsperſonen dazu aufgefordert, holte jetzt Ba¬
ron Roderich die Urkunden hervor, die ihn als die
Perſon, fuͤr die er ſich ausgab, legitimiren ſollten.
Er uͤberreichte den beglaubigten Auszug aus den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/224>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.