joratsherr, aber mein Herz ist zermalmt, ich kann, ich werde niemals glücklich seyn. Ich bestätige Sie im Amte, Sie erhalten die ausgedehntesten Voll¬ machten, Rücksichts der Verwaltung des Majorats, auf dem ich nicht zu hausen vermag!" -- Hubert verließ das Zimmer, und war in ein paar Stunden schon auf dem Wege nach K. Es schien, daß der unglückliche Wolfgang in der Nacht aufgestanden war, und sich vielleicht in das andere Kabinet, wo eine Bibliothek aufgestellt, begeben wollen. In der Schlaftrunkenheit verfehlte er die Thür, öffnete statt derselben die Pforte, schritt vor, und stürzte hinab. Diese Erklärung enthielt indessen immer viel Erzwun¬ genes. Konnte der Baron nicht schlafen, wollte er sich noch ein Buch aus der Bibliothek holen, um zu lesen, so schloß dieses alle Schlaftrunkenheit aus, aber nur so war es möglich, die Thür des Kabinets zu verfehlen, und statt dieser die Pforte zu öffnen. Ueberdem war diese fest verschlossen und mußte erst mit vieler Mühe aufgeschlossen werden. "Ach," fing endlich, als V. diese Unwahrscheinlichkeiten vor ver¬
joratsherr, aber mein Herz iſt zermalmt, ich kann, ich werde niemals gluͤcklich ſeyn. Ich beſtaͤtige Sie im Amte, Sie erhalten die ausgedehnteſten Voll¬ machten, Ruͤckſichts der Verwaltung des Majorats, auf dem ich nicht zu hauſen vermag!“ — Hubert verließ das Zimmer, und war in ein paar Stunden ſchon auf dem Wege nach K. Es ſchien, daß der ungluͤckliche Wolfgang in der Nacht aufgeſtanden war, und ſich vielleicht in das andere Kabinet, wo eine Bibliothek aufgeſtellt, begeben wollen. In der Schlaftrunkenheit verfehlte er die Thuͤr, oͤffnete ſtatt derſelben die Pforte, ſchritt vor, und ſtuͤrzte hinab. Dieſe Erklaͤrung enthielt indeſſen immer viel Erzwun¬ genes. Konnte der Baron nicht ſchlafen, wollte er ſich noch ein Buch aus der Bibliothek holen, um zu leſen, ſo ſchloß dieſes alle Schlaftrunkenheit aus, aber nur ſo war es moͤglich, die Thuͤr des Kabinets zu verfehlen, und ſtatt dieſer die Pforte zu oͤffnen. Ueberdem war dieſe feſt verſchloſſen und mußte erſt mit vieler Muͤhe aufgeſchloſſen werden. „Ach,“ fing endlich, als V. dieſe Unwahrſcheinlichkeiten vor ver¬
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[208/0216]
joratsherr, aber mein Herz iſt zermalmt, ich kann,
ich werde niemals gluͤcklich ſeyn. Ich beſtaͤtige Sie
im Amte, Sie erhalten die ausgedehnteſten Voll¬
machten, Ruͤckſichts der Verwaltung des Majorats,
auf dem ich nicht zu hauſen vermag!“ — Hubert
verließ das Zimmer, und war in ein paar Stunden
ſchon auf dem Wege nach K. Es ſchien, daß der
ungluͤckliche Wolfgang in der Nacht aufgeſtanden
war, und ſich vielleicht in das andere Kabinet, wo
eine Bibliothek aufgeſtellt, begeben wollen. In der
Schlaftrunkenheit verfehlte er die Thuͤr, oͤffnete ſtatt
derſelben die Pforte, ſchritt vor, und ſtuͤrzte hinab.
Dieſe Erklaͤrung enthielt indeſſen immer viel Erzwun¬
genes. Konnte der Baron nicht ſchlafen, wollte er
ſich noch ein Buch aus der Bibliothek holen, um zu
leſen, ſo ſchloß dieſes alle Schlaftrunkenheit aus,
aber nur ſo war es moͤglich, die Thuͤr des Kabinets
zu verfehlen, und ſtatt dieſer die Pforte zu oͤffnen.
Ueberdem war dieſe feſt verſchloſſen und mußte erſt
mit vieler Muͤhe aufgeſchloſſen werden. „Ach,“ fing
endlich, als V. dieſe Unwahrſcheinlichkeiten vor ver¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/216>, abgerufen am 23.11.2024.
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