daß Franz uns nicht besser einlogirt habe, und for¬ derte den Alten recht gemüthlich auf, doch nur zu gebieten, wenn ihm irgend etwas in dem neuen Gemach, das doch viel schlechter sey, als das, was er sonst bewohnt, an seiner Bequemlichkeit abginge. Ueberhaupt war das Betragen des Barons gegen den alten Großonkel nicht allein herzlich, sondern ihm mischte sich eine gewisse kindliche Ehrfurcht bei, als stehe der Baron mit dem Alten in verwandt¬ schaftlichem Respektsverhältniß. Dies war aber auch das Einzige, was mich mit dem rauhen, ge¬ bieterischen Wesen des Barons, das er immer mehr und mehr entwickelte, einigermaßen zu versöhnen vermochte. Mich schien er wenig oder gar nicht zu beachten, er sah in mir den gewöhnlichen Schrei¬ ber. Gleich das erste Mal, als ich eine Verhand¬ lung aufgenommen, wollte er etwas in der Fassung unrichtig finden, das Blut wallte mir auf und ich war im Begriff, irgend etwas Schneidendes zu er¬ wiedern, als der Großonkel das Wort nehmend, versicherte, daß ich denn nun einmahl alles recht
daß Franz uns nicht beſſer einlogirt habe, und for¬ derte den Alten recht gemuͤthlich auf, doch nur zu gebieten, wenn ihm irgend etwas in dem neuen Gemach, das doch viel ſchlechter ſey, als das, was er ſonſt bewohnt, an ſeiner Bequemlichkeit abginge. Ueberhaupt war das Betragen des Barons gegen den alten Großonkel nicht allein herzlich, ſondern ihm miſchte ſich eine gewiſſe kindliche Ehrfurcht bei, als ſtehe der Baron mit dem Alten in verwandt¬ ſchaftlichem Reſpektsverhaͤltniß. Dies war aber auch das Einzige, was mich mit dem rauhen, ge¬ bieteriſchen Weſen des Barons, das er immer mehr und mehr entwickelte, einigermaßen zu verſoͤhnen vermochte. Mich ſchien er wenig oder gar nicht zu beachten, er ſah in mir den gewoͤhnlichen Schrei¬ ber. Gleich das erſte Mal, als ich eine Verhand¬ lung aufgenommen, wollte er etwas in der Faſſung unrichtig finden, das Blut wallte mir auf und ich war im Begriff, irgend etwas Schneidendes zu er¬ wiedern, als der Großonkel das Wort nehmend, verſicherte, daß ich denn nun einmahl alles recht
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daß Franz uns nicht beſſer einlogirt habe, und for¬
derte den Alten recht gemuͤthlich auf, doch nur zu
gebieten, wenn ihm irgend etwas in dem neuen
Gemach, das doch viel ſchlechter ſey, als das, was
er ſonſt bewohnt, an ſeiner Bequemlichkeit abginge.
Ueberhaupt war das Betragen des Barons gegen
den alten Großonkel nicht allein herzlich, ſondern
ihm miſchte ſich eine gewiſſe kindliche Ehrfurcht bei,
als ſtehe der Baron mit dem Alten in verwandt¬
ſchaftlichem Reſpektsverhaͤltniß. Dies war aber
auch das Einzige, was mich mit dem rauhen, ge¬
bieteriſchen Weſen des Barons, das er immer mehr
und mehr entwickelte, einigermaßen zu verſoͤhnen
vermochte. Mich ſchien er wenig oder gar nicht zu
beachten, er ſah in mir den gewoͤhnlichen Schrei¬
ber. Gleich das erſte Mal, als ich eine Verhand¬
lung aufgenommen, wollte er etwas in der Faſſung
unrichtig finden, das Blut wallte mir auf und ich
war im Begriff, irgend etwas Schneidendes zu er¬
wiedern, als der Großonkel das Wort nehmend,
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 2. Berlin, 1817, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke02_1817/114>, abgerufen am 13.10.2024.
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