Granada; sie stürzte vor ihm nieder, indem sie den Schleier zurückschlug. Da rief Aguillar wie außer sich: Bist Du denn nicht Zulema, das Licht des Gesanges in Granada? -- Zulema, die der Feldherr bei einer Sendung an Boab¬ dil's Hof gesehen, deren wunderbarer Gesang seitdem tief in seiner Brust wiederhallte, war es wirklich. "Ich gebe Dir die Freiheit," rief Aguillar, aber da sprach der ehrwürdige Va¬ ter Agostino Sanchez, der das Kreuz in der Hand mitgezogen: "Erinnere Dich, Herr! daß Du, indem Du die Gefangene frei lässest, ihr großes Unrecht thust, da sie dem Götzendienst entrissen, vielleicht bei uns von der Gnade des Herrn erleuchtet, in den Schooß der Kirche zu¬ rückgekehrt wäre." Aguillar sprach, "Sie mag bei uns bleiben einen Monat hindurch und dann, fühlt sie sich nicht durchdrungen von dem Geist des Herrn, zurückgebracht werden nach Granada." So kam es, o Herrin! daß Zulema von uns in dem Kloster aufgenommen wurde. Anfangs über¬
Granada; ſie ſtuͤrzte vor ihm nieder, indem ſie den Schleier zuruͤckſchlug. Da rief Aguillar wie außer ſich: Biſt Du denn nicht Zulema, das Licht des Geſanges in Granada? — Zulema, die der Feldherr bei einer Sendung an Boab¬ dil's Hof geſehen, deren wunderbarer Geſang ſeitdem tief in ſeiner Bruſt wiederhallte, war es wirklich. „Ich gebe Dir die Freiheit,“ rief Aguillar, aber da ſprach der ehrwuͤrdige Va¬ ter Agoſtino Sanchez, der das Kreuz in der Hand mitgezogen: „Erinnere Dich, Herr! daß Du, indem Du die Gefangene frei laͤſſeſt, ihr großes Unrecht thuſt, da ſie dem Goͤtzendienſt entriſſen, vielleicht bei uns von der Gnade des Herrn erleuchtet, in den Schooß der Kirche zu¬ ruͤckgekehrt waͤre.“ Aguillar ſprach, „Sie mag bei uns bleiben einen Monat hindurch und dann, fuͤhlt ſie ſich nicht durchdrungen von dem Geiſt des Herrn, zuruͤckgebracht werden nach Granada.“ So kam es, o Herrin! daß Zulema von uns in dem Kloſter aufgenommen wurde. Anfangs uͤber¬
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Granada; ſie ſtuͤrzte vor ihm nieder, indem ſie
den Schleier zuruͤckſchlug. Da rief Aguillar
wie außer ſich: Biſt Du denn nicht Zulema,
das Licht des Geſanges in Granada? — Zulema,
die der Feldherr bei einer Sendung an Boab¬
dil's Hof geſehen, deren wunderbarer Geſang
ſeitdem tief in ſeiner Bruſt wiederhallte, war es
wirklich. „Ich gebe Dir die Freiheit,“ rief
Aguillar, aber da ſprach der ehrwuͤrdige Va¬
ter Agoſtino Sanchez, der das Kreuz in der
Hand mitgezogen: „Erinnere Dich, Herr! daß
Du, indem Du die Gefangene frei laͤſſeſt, ihr
großes Unrecht thuſt, da ſie dem Goͤtzendienſt
entriſſen, vielleicht bei uns von der Gnade des
Herrn erleuchtet, in den Schooß der Kirche zu¬
ruͤckgekehrt waͤre.“ Aguillar ſprach, „Sie mag
bei uns bleiben einen Monat hindurch und dann,
fuͤhlt ſie ſich nicht durchdrungen von dem Geiſt
des Herrn, zuruͤckgebracht werden nach Granada.“
So kam es, o Herrin! daß Zulema von uns in
dem Kloſter aufgenommen wurde. Anfangs uͤber¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/309>, abgerufen am 22.11.2024.
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