Verfasser der Fantasiestücke in Callots Manier hätte es eben nach seiner tollen Manier arg zu¬ geschnitten und gleich drucken lassen, welches ich nicht von ihnen zu erwarten habe."
Der Professor Aloysius Walther wußte nicht, daß er wirklich den reisenden Enthusiasten vor sich hatte, wiewol er es hätte merken können, und so gebe ich Dir, mein günstiger Leser! des Je¬ suiten Studenten kurze Erzählung von dem Mah¬ ler Berthold. Die Weise, wie er sich mir zeigte, wird dadurch ganz erklärt, und Du, o mein Leser! wirst dann auch gewahren, wie des Schicksals wunderliches Spiel uns oft zu verderb¬ lichem Irrthum treibt.
"Laßt Euern Sohn nur getrost nach Italien reisen! Schon jetzt ist er ein wackrer Künstler, und es fehlt ihm hier in D. keinesweges an Ge¬ legenheit, nach den treflichsten Originalen jeder Art zu studiren, aber dennoch darf er nicht hier bleiben. Das freie Künstlerleben muß ihm in
Verfaſſer der Fantaſieſtuͤcke in Callots Manier haͤtte es eben nach ſeiner tollen Manier arg zu¬ geſchnitten und gleich drucken laſſen, welches ich nicht von ihnen zu erwarten habe.“
Der Profeſſor Aloyſius Walther wußte nicht, daß er wirklich den reiſenden Enthuſiaſten vor ſich hatte, wiewol er es haͤtte merken koͤnnen, und ſo gebe ich Dir, mein guͤnſtiger Leſer! des Je¬ ſuiten Studenten kurze Erzaͤhlung von dem Mah¬ ler Berthold. Die Weiſe, wie er ſich mir zeigte, wird dadurch ganz erklaͤrt, und Du, o mein Leſer! wirſt dann auch gewahren, wie des Schickſals wunderliches Spiel uns oft zu verderb¬ lichem Irrthum treibt.
„Laßt Euern Sohn nur getroſt nach Italien reiſen! Schon jetzt iſt er ein wackrer Kuͤnſtler, und es fehlt ihm hier in D. keinesweges an Ge¬ legenheit, nach den treflichſten Originalen jeder Art zu ſtudiren, aber dennoch darf er nicht hier bleiben. Das freie Kuͤnſtlerleben muß ihm in
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0250"n="242"/>
Verfaſſer der Fantaſieſtuͤcke in <hirendition="#g">Callots</hi> Manier<lb/>
haͤtte es eben nach ſeiner tollen Manier arg zu¬<lb/>
geſchnitten und gleich drucken laſſen, welches ich<lb/>
nicht von ihnen zu erwarten habe.“</p><lb/><p>Der Profeſſor <hirendition="#g">Aloyſius Walther</hi> wußte<lb/>
nicht, daß er wirklich den reiſenden Enthuſiaſten vor<lb/>ſich hatte, wiewol er es haͤtte merken koͤnnen, und<lb/>ſo gebe ich Dir, mein guͤnſtiger Leſer! des Je¬<lb/>ſuiten Studenten kurze Erzaͤhlung von dem Mah¬<lb/>
ler <hirendition="#g">Berthold</hi>. Die Weiſe, wie er ſich mir<lb/>
zeigte, wird dadurch ganz erklaͤrt, und Du, o<lb/>
mein Leſer! wirſt dann auch gewahren, wie des<lb/>
Schickſals wunderliches Spiel uns oft zu verderb¬<lb/>
lichem Irrthum treibt.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>„Laßt Euern Sohn nur getroſt nach Italien<lb/>
reiſen! Schon jetzt iſt er ein wackrer Kuͤnſtler,<lb/>
und es fehlt ihm hier in D. keinesweges an Ge¬<lb/>
legenheit, nach den treflichſten Originalen jeder<lb/>
Art zu ſtudiren, aber dennoch darf er nicht hier<lb/>
bleiben. Das freie Kuͤnſtlerleben muß ihm in<lb/></p></div></body></text></TEI>
[242/0250]
Verfaſſer der Fantaſieſtuͤcke in Callots Manier
haͤtte es eben nach ſeiner tollen Manier arg zu¬
geſchnitten und gleich drucken laſſen, welches ich
nicht von ihnen zu erwarten habe.“
Der Profeſſor Aloyſius Walther wußte
nicht, daß er wirklich den reiſenden Enthuſiaſten vor
ſich hatte, wiewol er es haͤtte merken koͤnnen, und
ſo gebe ich Dir, mein guͤnſtiger Leſer! des Je¬
ſuiten Studenten kurze Erzaͤhlung von dem Mah¬
ler Berthold. Die Weiſe, wie er ſich mir
zeigte, wird dadurch ganz erklaͤrt, und Du, o
mein Leſer! wirſt dann auch gewahren, wie des
Schickſals wunderliches Spiel uns oft zu verderb¬
lichem Irrthum treibt.
„Laßt Euern Sohn nur getroſt nach Italien
reiſen! Schon jetzt iſt er ein wackrer Kuͤnſtler,
und es fehlt ihm hier in D. keinesweges an Ge¬
legenheit, nach den treflichſten Originalen jeder
Art zu ſtudiren, aber dennoch darf er nicht hier
bleiben. Das freie Kuͤnſtlerleben muß ihm in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/250>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.