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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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Verfasser der Fantasiestücke in Callots Manier
hätte es eben nach seiner tollen Manier arg zu¬
geschnitten und gleich drucken lassen, welches ich
nicht von ihnen zu erwarten habe."

Der Professor Aloysius Walther wußte
nicht, daß er wirklich den reisenden Enthusiasten vor
sich hatte, wiewol er es hätte merken können, und
so gebe ich Dir, mein günstiger Leser! des Je¬
suiten Studenten kurze Erzählung von dem Mah¬
ler Berthold. Die Weise, wie er sich mir
zeigte, wird dadurch ganz erklärt, und Du, o
mein Leser! wirst dann auch gewahren, wie des
Schicksals wunderliches Spiel uns oft zu verderb¬
lichem Irrthum treibt.


"Laßt Euern Sohn nur getrost nach Italien
reisen! Schon jetzt ist er ein wackrer Künstler,
und es fehlt ihm hier in D. keinesweges an Ge¬
legenheit, nach den treflichsten Originalen jeder
Art zu studiren, aber dennoch darf er nicht hier
bleiben. Das freie Künstlerleben muß ihm in

Verfaſſer der Fantaſieſtuͤcke in Callots Manier
haͤtte es eben nach ſeiner tollen Manier arg zu¬
geſchnitten und gleich drucken laſſen, welches ich
nicht von ihnen zu erwarten habe.“

Der Profeſſor Aloyſius Walther wußte
nicht, daß er wirklich den reiſenden Enthuſiaſten vor
ſich hatte, wiewol er es haͤtte merken koͤnnen, und
ſo gebe ich Dir, mein guͤnſtiger Leſer! des Je¬
ſuiten Studenten kurze Erzaͤhlung von dem Mah¬
ler Berthold. Die Weiſe, wie er ſich mir
zeigte, wird dadurch ganz erklaͤrt, und Du, o
mein Leſer! wirſt dann auch gewahren, wie des
Schickſals wunderliches Spiel uns oft zu verderb¬
lichem Irrthum treibt.


„Laßt Euern Sohn nur getroſt nach Italien
reiſen! Schon jetzt iſt er ein wackrer Kuͤnſtler,
und es fehlt ihm hier in D. keinesweges an Ge¬
legenheit, nach den treflichſten Originalen jeder
Art zu ſtudiren, aber dennoch darf er nicht hier
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[242/0250] Verfaſſer der Fantaſieſtuͤcke in Callots Manier haͤtte es eben nach ſeiner tollen Manier arg zu¬ geſchnitten und gleich drucken laſſen, welches ich nicht von ihnen zu erwarten habe.“ Der Profeſſor Aloyſius Walther wußte nicht, daß er wirklich den reiſenden Enthuſiaſten vor ſich hatte, wiewol er es haͤtte merken koͤnnen, und ſo gebe ich Dir, mein guͤnſtiger Leſer! des Je¬ ſuiten Studenten kurze Erzaͤhlung von dem Mah¬ ler Berthold. Die Weiſe, wie er ſich mir zeigte, wird dadurch ganz erklaͤrt, und Du, o mein Leſer! wirſt dann auch gewahren, wie des Schickſals wunderliches Spiel uns oft zu verderb¬ lichem Irrthum treibt. „Laßt Euern Sohn nur getroſt nach Italien reiſen! Schon jetzt iſt er ein wackrer Kuͤnſtler, und es fehlt ihm hier in D. keinesweges an Ge¬ legenheit, nach den treflichſten Originalen jeder Art zu ſtudiren, aber dennoch darf er nicht hier bleiben. Das freie Kuͤnſtlerleben muß ihm in

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/250>, abgerufen am 22.11.2024.