selbst war gewiß sein eigner Dämon -- sein Luzifer, der in sein Leben mit der Höllen¬ fackel hineinleuchtete. Wenigstens geht das aus seinem Leben sehr deutlich hervor." Ich bat den Professor, mir doch nur jetzt gleich Alles zu sagen, was er über des unglücklichen Mah¬ lers Leben wüßte. "Das würde viel zu weit¬ läuftig seyn, und viel zu viel Athem kosten," erwiederte der Professor. "Verderben wir uns den heitern Tag nicht mit dem trüben Zeuge! Lassen Sie uns frühstücken, und dann nach der Mühle gehen, wo uns ein tüchtig zubereitetes Mittags¬ mahl erwartet." Ich hörte nicht auf, in den Professor zu dringen, und nach vielem Hin- und Herreden kam es endlich heraus, daß gleich nach der Ankunft Berthold's sich ein Jüngling, der auf dem Collegio studirte, mit voller Liebe an ihn anschloß, daß diesem Berthold nach und nach die Begebenheiten seines Lebens vertraute, die der junge Mann sorglich aufschrieb und dem Professor Walther das Manuscript übergab. "Es war."
ſelbſt war gewiß ſein eigner Daͤmon — ſein Luzifer, der in ſein Leben mit der Hoͤllen¬ fackel hineinleuchtete. Wenigſtens geht das aus ſeinem Leben ſehr deutlich hervor.“ Ich bat den Profeſſor, mir doch nur jetzt gleich Alles zu ſagen, was er uͤber des ungluͤcklichen Mah¬ lers Leben wuͤßte. „Das wuͤrde viel zu weit¬ laͤuftig ſeyn, und viel zu viel Athem koſten,“ erwiederte der Profeſſor. „Verderben wir uns den heitern Tag nicht mit dem truͤben Zeuge! Laſſen Sie uns fruͤhſtuͤcken, und dann nach der Muͤhle gehen, wo uns ein tuͤchtig zubereitetes Mittags¬ mahl erwartet.“ Ich hoͤrte nicht auf, in den Profeſſor zu dringen, und nach vielem Hin- und Herreden kam es endlich heraus, daß gleich nach der Ankunft Berthold's ſich ein Juͤngling, der auf dem Collegio ſtudirte, mit voller Liebe an ihn anſchloß, daß dieſem Berthold nach und nach die Begebenheiten ſeines Lebens vertraute, die der junge Mann ſorglich aufſchrieb und dem Profeſſor Walther das Manuſcript uͤbergab. „Es war.“
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ſelbſt war gewiß ſein eigner Daͤmon — ſein
Luzifer, der in ſein Leben mit der Hoͤllen¬
fackel hineinleuchtete. Wenigſtens geht das aus
ſeinem Leben ſehr deutlich hervor.“ Ich bat
den Profeſſor, mir doch nur jetzt gleich Alles
zu ſagen, was er uͤber des ungluͤcklichen Mah¬
lers Leben wuͤßte. „Das wuͤrde viel zu weit¬
laͤuftig ſeyn, und viel zu viel Athem koſten,“
erwiederte der Profeſſor. „Verderben wir uns den
heitern Tag nicht mit dem truͤben Zeuge! Laſſen
Sie uns fruͤhſtuͤcken, und dann nach der Muͤhle
gehen, wo uns ein tuͤchtig zubereitetes Mittags¬
mahl erwartet.“ Ich hoͤrte nicht auf, in den
Profeſſor zu dringen, und nach vielem Hin- und
Herreden kam es endlich heraus, daß gleich nach
der Ankunft Berthold's ſich ein Juͤngling, der
auf dem Collegio ſtudirte, mit voller Liebe an ihn
anſchloß, daß dieſem Berthold nach und nach
die Begebenheiten ſeines Lebens vertraute, die der
junge Mann ſorglich aufſchrieb und dem Profeſſor
Walther das Manuſcript uͤbergab. „Es war.“
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/247>, abgerufen am 23.11.2024.
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