geschnitten und das Herz herausgenommen. Je¬ desmal sei der Satan bei dieser Operation, bald in dieser, bald in jener Gestalt, meistens aber als Fledermaus mit menschlicher Larve, erschienen, und habe mit breiten Flügeln das Kohlfeuer ange¬ facht, bei dem Trabacchio aus des Kindes Herzblut köstliche Tropfen bereitet, die jeder Siechheit kräftig widerständen. Die Weiber hätte Trabacchio bald nachher auf diese, oder jene heimliche Weise getödtet, so daß der schärfste Blick des Arztes wohl nie auch die kleinste Spur der Ermordung habe auffinden können. Nur Trabacchio's letztes Weib, die ihm einen Sohn geboren, der noch lebe, sei des natürlichen Todes gestorben. --
Der Doktor Trabacchio gestand alles unver¬ holen ein und schien eine Freude daran zu finden, das Gericht mit den schauerlichen Erzählungen seiner Unthaten und vorzüglich der nähern Um¬ stände seines entsetzlichen Bündnisses mit dem Satan in Verwirrung zu setzen. Die Geistlichen,
geſchnitten und das Herz herausgenommen. Je¬ desmal ſei der Satan bei dieſer Operation, bald in dieſer, bald in jener Geſtalt, meiſtens aber als Fledermaus mit menſchlicher Larve, erſchienen, und habe mit breiten Fluͤgeln das Kohlfeuer ange¬ facht, bei dem Trabacchio aus des Kindes Herzblut koͤſtliche Tropfen bereitet, die jeder Siechheit kraͤftig widerſtaͤnden. Die Weiber haͤtte Trabacchio bald nachher auf dieſe, oder jene heimliche Weiſe getoͤdtet, ſo daß der ſchaͤrfſte Blick des Arztes wohl nie auch die kleinſte Spur der Ermordung habe auffinden koͤnnen. Nur Trabacchio's letztes Weib, die ihm einen Sohn geboren, der noch lebe, ſei des natuͤrlichen Todes geſtorben. —
Der Doktor Trabacchio geſtand alles unver¬ holen ein und ſchien eine Freude daran zu finden, das Gericht mit den ſchauerlichen Erzaͤhlungen ſeiner Unthaten und vorzuͤglich der naͤhern Um¬ ſtaͤnde ſeines entſetzlichen Buͤndniſſes mit dem Satan in Verwirrung zu ſetzen. Die Geiſtlichen,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0192"n="184"/>
geſchnitten und das Herz herausgenommen. Je¬<lb/>
desmal ſei der Satan bei dieſer Operation, bald<lb/>
in dieſer, bald in jener Geſtalt, meiſtens aber<lb/>
als Fledermaus mit menſchlicher Larve, erſchienen,<lb/>
und habe mit breiten Fluͤgeln das Kohlfeuer ange¬<lb/>
facht, bei dem <hirendition="#g">Trabacchio</hi> aus des Kindes<lb/>
Herzblut koͤſtliche Tropfen bereitet, die jeder<lb/>
Siechheit kraͤftig widerſtaͤnden. Die Weiber haͤtte<lb/><hirendition="#g">Trabacchio</hi> bald nachher auf dieſe, oder jene<lb/>
heimliche Weiſe getoͤdtet, ſo daß der ſchaͤrfſte<lb/>
Blick des Arztes wohl nie auch die kleinſte Spur<lb/>
der Ermordung habe auffinden koͤnnen. Nur<lb/><hirendition="#g">Trabacchio's</hi> letztes Weib, die ihm einen Sohn<lb/>
geboren, der noch lebe, ſei des natuͤrlichen Todes<lb/>
geſtorben. —</p><lb/><p>Der Doktor <hirendition="#g">Trabacchio</hi> geſtand alles unver¬<lb/>
holen ein und ſchien eine Freude daran zu finden,<lb/>
das Gericht mit den ſchauerlichen Erzaͤhlungen<lb/>ſeiner Unthaten und vorzuͤglich der naͤhern Um¬<lb/>ſtaͤnde ſeines entſetzlichen Buͤndniſſes mit dem<lb/>
Satan in Verwirrung zu ſetzen. Die Geiſtlichen,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[184/0192]
geſchnitten und das Herz herausgenommen. Je¬
desmal ſei der Satan bei dieſer Operation, bald
in dieſer, bald in jener Geſtalt, meiſtens aber
als Fledermaus mit menſchlicher Larve, erſchienen,
und habe mit breiten Fluͤgeln das Kohlfeuer ange¬
facht, bei dem Trabacchio aus des Kindes
Herzblut koͤſtliche Tropfen bereitet, die jeder
Siechheit kraͤftig widerſtaͤnden. Die Weiber haͤtte
Trabacchio bald nachher auf dieſe, oder jene
heimliche Weiſe getoͤdtet, ſo daß der ſchaͤrfſte
Blick des Arztes wohl nie auch die kleinſte Spur
der Ermordung habe auffinden koͤnnen. Nur
Trabacchio's letztes Weib, die ihm einen Sohn
geboren, der noch lebe, ſei des natuͤrlichen Todes
geſtorben. —
Der Doktor Trabacchio geſtand alles unver¬
holen ein und ſchien eine Freude daran zu finden,
das Gericht mit den ſchauerlichen Erzaͤhlungen
ſeiner Unthaten und vorzuͤglich der naͤhern Um¬
ſtaͤnde ſeines entſetzlichen Buͤndniſſes mit dem
Satan in Verwirrung zu ſetzen. Die Geiſtlichen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/192>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.