sie, als sie eben ein festverschlossenes kleines Kist¬ chen forttragen wollte, in dem man kleine Phio¬ len fand, die mit den Namen von allerlei Arz¬ neimitteln versehen waren, unerachtet sie flüssi¬ ges Gift enthielten. Die Alte wollte nichts ein¬ gestehen; als man ihr indessen mit der Tortur drohte, da bekannte sie, daß der Doktor Tra¬ bacchio schon seit vielen Jahren jenes künstliche Gift, das unter dem Namen Aqua Toffana bekannt sei, bereite, und daß der geheime Ver¬ kauf dieses Gifts, der durch sie bewirkt worden, beständig seine reichste Erwerbsquelle gewesen. Ferner sei es nur zu gewiß, daß er mit dem Satan im Bündniß stehe, der in verschiedenen Gestalten bei ihm einkehre. Jedes seiner Weiber habe ihm ein Kind geboren, ohne daß es jemand außer dem Hause geahnet. Das Kind habe er denn allemal, nachdem es neun Wochen, oder neun Monate alt worden, unter besonderen Zu¬ rüstungen und Feierlichkeiten auf unmenschliche Weise geschlachtet, indem er ihm die Brust auf¬
ſie, als ſie eben ein feſtverſchloſſenes kleines Kiſt¬ chen forttragen wollte, in dem man kleine Phio¬ len fand, die mit den Namen von allerlei Arz¬ neimitteln verſehen waren, unerachtet ſie fluͤſſi¬ ges Gift enthielten. Die Alte wollte nichts ein¬ geſtehen; als man ihr indeſſen mit der Tortur drohte, da bekannte ſie, daß der Doktor Tra¬ bacchio ſchon ſeit vielen Jahren jenes kuͤnſtliche Gift, das unter dem Namen Aqua Toffana bekannt ſei, bereite, und daß der geheime Ver¬ kauf dieſes Gifts, der durch ſie bewirkt worden, beſtaͤndig ſeine reichſte Erwerbsquelle geweſen. Ferner ſei es nur zu gewiß, daß er mit dem Satan im Buͤndniß ſtehe, der in verſchiedenen Geſtalten bei ihm einkehre. Jedes ſeiner Weiber habe ihm ein Kind geboren, ohne daß es jemand außer dem Hauſe geahnet. Das Kind habe er denn allemal, nachdem es neun Wochen, oder neun Monate alt worden, unter beſonderen Zu¬ ruͤſtungen und Feierlichkeiten auf unmenſchliche Weiſe geſchlachtet, indem er ihm die Bruſt auf¬
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ſie, als ſie eben ein feſtverſchloſſenes kleines Kiſt¬
chen forttragen wollte, in dem man kleine Phio¬
len fand, die mit den Namen von allerlei Arz¬
neimitteln verſehen waren, unerachtet ſie fluͤſſi¬
ges Gift enthielten. Die Alte wollte nichts ein¬
geſtehen; als man ihr indeſſen mit der Tortur
drohte, da bekannte ſie, daß der Doktor Tra¬
bacchio ſchon ſeit vielen Jahren jenes kuͤnſtliche
Gift, das unter dem Namen Aqua Toffana
bekannt ſei, bereite, und daß der geheime Ver¬
kauf dieſes Gifts, der durch ſie bewirkt worden,
beſtaͤndig ſeine reichſte Erwerbsquelle geweſen.
Ferner ſei es nur zu gewiß, daß er mit dem
Satan im Buͤndniß ſtehe, der in verſchiedenen
Geſtalten bei ihm einkehre. Jedes ſeiner Weiber
habe ihm ein Kind geboren, ohne daß es jemand
außer dem Hauſe geahnet. Das Kind habe er
denn allemal, nachdem es neun Wochen, oder
neun Monate alt worden, unter beſonderen Zu¬
ruͤſtungen und Feierlichkeiten auf unmenſchliche
Weiſe geſchlachtet, indem er ihm die Bruſt auf¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/191>, abgerufen am 28.11.2024.
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