zwölfjährig hätte halten können. Eben bei diesem Gastmahl äußerte der Doktor Trabacchio, daß, da nunmehr sein Wunsch, einen Sohn zu haben, erreicht sei, er nicht mehr heirathen werde. Sein übermäßiger Reichthum, aber noch mehr sein geheimnißvolles Wesen, seine wunderbaren Curen, die bis ins Unglaubliche gingen, da blos einigen von ihm bereiteten und eingeflößten Tropfen, ja oft blos seiner Betastung, seinem Blick, die hart¬ näckigsten Krankheiten wichen, gaben endlich An¬ laß zu allerlei seltsamen Gerüchten, die sich in Neapel verbreiteten. Man hielt den Doktor Trabacchio für einen Alchymisten, für einen Teufelsbeschwörer, ja man gab ihm endlich Schuld, daß er mit dem Satan im Bündniß stehe. Die letzte Sage entstand aus einer seltsamen Begeben¬ heit, die sich mit einigen Edelleuten in Neapel zutrug. Diese kehrten einst spät in der Nacht von einem Gastmahl zurück und geriethen, da sie im Weinrausch den Weg verfehlt, in eine ein¬ same verdächtige Gegend. Da rauschte und ra¬
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zwoͤlfjaͤhrig haͤtte halten koͤnnen. Eben bei dieſem Gaſtmahl aͤußerte der Doktor Trabacchio, daß, da nunmehr ſein Wunſch, einen Sohn zu haben, erreicht ſei, er nicht mehr heirathen werde. Sein uͤbermaͤßiger Reichthum, aber noch mehr ſein geheimnißvolles Weſen, ſeine wunderbaren Curen, die bis ins Unglaubliche gingen, da blos einigen von ihm bereiteten und eingefloͤßten Tropfen, ja oft blos ſeiner Betaſtung, ſeinem Blick, die hart¬ naͤckigſten Krankheiten wichen, gaben endlich An¬ laß zu allerlei ſeltſamen Geruͤchten, die ſich in Neapel verbreiteten. Man hielt den Doktor Trabacchio fuͤr einen Alchymiſten, fuͤr einen Teufelsbeſchwoͤrer, ja man gab ihm endlich Schuld, daß er mit dem Satan im Buͤndniß ſtehe. Die letzte Sage entſtand aus einer ſeltſamen Begeben¬ heit, die ſich mit einigen Edelleuten in Neapel zutrug. Dieſe kehrten einſt ſpaͤt in der Nacht von einem Gaſtmahl zuruͤck und geriethen, da ſie im Weinrauſch den Weg verfehlt, in eine ein¬ ſame verdaͤchtige Gegend. Da rauſchte und ra¬
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zwoͤlfjaͤhrig haͤtte halten koͤnnen. Eben bei dieſem
Gaſtmahl aͤußerte der Doktor Trabacchio, daß,
da nunmehr ſein Wunſch, einen Sohn zu haben,
erreicht ſei, er nicht mehr heirathen werde. Sein
uͤbermaͤßiger Reichthum, aber noch mehr ſein
geheimnißvolles Weſen, ſeine wunderbaren Curen,
die bis ins Unglaubliche gingen, da blos einigen
von ihm bereiteten und eingefloͤßten Tropfen, ja
oft blos ſeiner Betaſtung, ſeinem Blick, die hart¬
naͤckigſten Krankheiten wichen, gaben endlich An¬
laß zu allerlei ſeltſamen Geruͤchten, die ſich in
Neapel verbreiteten. Man hielt den Doktor
Trabacchio fuͤr einen Alchymiſten, fuͤr einen
Teufelsbeſchwoͤrer, ja man gab ihm endlich Schuld,
daß er mit dem Satan im Buͤndniß ſtehe. Die
letzte Sage entſtand aus einer ſeltſamen Begeben¬
heit, die ſich mit einigen Edelleuten in Neapel
zutrug. Dieſe kehrten einſt ſpaͤt in der Nacht
von einem Gaſtmahl zuruͤck und geriethen, da
ſie im Weinrauſch den Weg verfehlt, in eine ein¬
ſame verdaͤchtige Gegend. Da rauſchte und ra¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/187>, abgerufen am 28.11.2024.
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