wenn Ihr ihn firmeln laßt, den Namen Igna¬ tius beizugeben bitte." Andres wußte in der That nicht, was er aus der seltenen Freigebigkeit und Großmuth des fremden Mannes machen soll¬ te. Er stand ganz verstummt vor ihm, indeß Giorgina ihm für seinen guten Willen dankte und versicherte, zu Gott und den Heiligen fleißig beten zu wollen, daß sie ihn auf seinen weiten beschwerlichen Reisen beschützen und ihn stets glücklich in ihr Haus zurückführen möchten. Der Fremde lächelte, so wie es seine Art war, auf seltsame Weise und meinte, daß wol das Gebet einer schönen Frau mehr Kraft haben möge, als das seinige. Das Beten wolle er daher ihr überlas¬ sen und übrigens seinem kräftigen abgehärteten Körper und seinen guten Waffen vertrauen.
Dem frommen Andres mißfiel diese Aeuße¬ rung des Fremden höchlich; indessen verschwieg er das, was er darauf zu erwiedern schon im Begriff stand, und trieb vielmehr den Fremden an, jetzt die Wanderung durch den Forst zu
wenn Ihr ihn firmeln laßt, den Namen Igna¬ tius beizugeben bitte.“ Andres wußte in der That nicht, was er aus der ſeltenen Freigebigkeit und Großmuth des fremden Mannes machen ſoll¬ te. Er ſtand ganz verſtummt vor ihm, indeß Giorgina ihm fuͤr ſeinen guten Willen dankte und verſicherte, zu Gott und den Heiligen fleißig beten zu wollen, daß ſie ihn auf ſeinen weiten beſchwerlichen Reiſen beſchuͤtzen und ihn ſtets gluͤcklich in ihr Haus zuruͤckfuͤhren moͤchten. Der Fremde laͤchelte, ſo wie es ſeine Art war, auf ſeltſame Weiſe und meinte, daß wol das Gebet einer ſchoͤnen Frau mehr Kraft haben moͤge, als das ſeinige. Das Beten wolle er daher ihr uͤberlaſ¬ ſen und uͤbrigens ſeinem kraͤftigen abgehaͤrteten Koͤrper und ſeinen guten Waffen vertrauen.
Dem frommen Andres mißfiel dieſe Aeuße¬ rung des Fremden hoͤchlich; indeſſen verſchwieg er das, was er darauf zu erwiedern ſchon im Begriff ſtand, und trieb vielmehr den Fremden an, jetzt die Wanderung durch den Forſt zu
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wenn Ihr ihn firmeln laßt, den Namen Igna¬
tius beizugeben bitte.“ Andres wußte in der
That nicht, was er aus der ſeltenen Freigebigkeit
und Großmuth des fremden Mannes machen ſoll¬
te. Er ſtand ganz verſtummt vor ihm, indeß
Giorgina ihm fuͤr ſeinen guten Willen dankte
und verſicherte, zu Gott und den Heiligen fleißig
beten zu wollen, daß ſie ihn auf ſeinen weiten
beſchwerlichen Reiſen beſchuͤtzen und ihn ſtets
gluͤcklich in ihr Haus zuruͤckfuͤhren moͤchten. Der
Fremde laͤchelte, ſo wie es ſeine Art war, auf
ſeltſame Weiſe und meinte, daß wol das Gebet
einer ſchoͤnen Frau mehr Kraft haben moͤge, als das
ſeinige. Das Beten wolle er daher ihr uͤberlaſ¬
ſen und uͤbrigens ſeinem kraͤftigen abgehaͤrteten
Koͤrper und ſeinen guten Waffen vertrauen.
Dem frommen Andres mißfiel dieſe Aeuße¬
rung des Fremden hoͤchlich; indeſſen verſchwieg
er das, was er darauf zu erwiedern ſchon im
Begriff ſtand, und trieb vielmehr den Fremden
an, jetzt die Wanderung durch den Forſt zu
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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/112>, abgerufen am 25.11.2024.
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