sagt mir nun, wenn, wie es der Himmel verhü¬ ten möge! Euch unterdessen ein Unglück zustoßen sollte, so daß ihr nicht mehr zurückkehrtet in mein Haus, wohin soll ich dann das Kistchen abliefern, und wie lange soll ich auf Euch war¬ ten, ehe ich die Juwelen dem einhändige, den ihr mir nennen werdet, so wie ich Euch jetzt um Euern Namen bitte?" "Ich heiße," erwiederte der Fremde, "Ignaz Denner, und bin, wie ihr schon wisset, Kauf- und Handelsmann. Ich habe weder Weib, noch Kinder, und meine Ver¬ wandte wohnen im Walliser Lande. Die kann ich aber keinesweges lieben und achten, da sie sich, als ich noch arm und bedürftig war, um mich gar nicht gekümmert haben. Sollte ich in drei Jahren mich nicht sehen lassen, so behal¬ tet das Kistchen ruhig an Euch und, da ich wohl weiß, daß beide, Ihr und Giorgina, Euch sträuben werdet, das reiche Vermächtniß von mir anzunehmen, so schenke ich in jenem Fall das Kästchen mit Kleinodien Euerm Knaben, dem ich,
ſagt mir nun, wenn, wie es der Himmel verhuͤ¬ ten moͤge! Euch unterdeſſen ein Ungluͤck zuſtoßen ſollte, ſo daß ihr nicht mehr zuruͤckkehrtet in mein Haus, wohin ſoll ich dann das Kiſtchen abliefern, und wie lange ſoll ich auf Euch war¬ ten, ehe ich die Juwelen dem einhaͤndige, den ihr mir nennen werdet, ſo wie ich Euch jetzt um Euern Namen bitte?“ „Ich heiße,“ erwiederte der Fremde, „Ignaz Denner, und bin, wie ihr ſchon wiſſet, Kauf- und Handelsmann. Ich habe weder Weib, noch Kinder, und meine Ver¬ wandte wohnen im Walliſer Lande. Die kann ich aber keinesweges lieben und achten, da ſie ſich, als ich noch arm und beduͤrftig war, um mich gar nicht gekuͤmmert haben. Sollte ich in drei Jahren mich nicht ſehen laſſen, ſo behal¬ tet das Kiſtchen ruhig an Euch und, da ich wohl weiß, daß beide, Ihr und Giorgina, Euch ſtraͤuben werdet, das reiche Vermaͤchtniß von mir anzunehmen, ſo ſchenke ich in jenem Fall das Kaͤſtchen mit Kleinodien Euerm Knaben, dem ich,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0111"n="103"/>ſagt mir nun, wenn, wie es der Himmel verhuͤ¬<lb/>
ten moͤge! Euch unterdeſſen ein Ungluͤck zuſtoßen<lb/>ſollte, ſo daß ihr nicht mehr zuruͤckkehrtet in<lb/>
mein Haus, wohin ſoll ich dann das Kiſtchen<lb/>
abliefern, und wie lange ſoll ich auf Euch war¬<lb/>
ten, ehe ich die Juwelen <hirendition="#g">dem</hi> einhaͤndige, den<lb/>
ihr mir nennen werdet, ſo wie ich Euch jetzt um<lb/>
Euern Namen bitte?“„Ich heiße,“ erwiederte<lb/>
der Fremde, „<hirendition="#g">Ignaz Denner</hi>, und bin, wie<lb/>
ihr ſchon wiſſet, Kauf- und Handelsmann. Ich<lb/>
habe weder Weib, noch Kinder, und meine Ver¬<lb/>
wandte wohnen im Walliſer Lande. <hirendition="#g">Die</hi> kann<lb/>
ich aber keinesweges lieben und achten, da ſie<lb/>ſich, als ich noch arm und beduͤrftig war, um<lb/>
mich gar nicht gekuͤmmert haben. Sollte ich<lb/>
in drei Jahren mich nicht ſehen laſſen, ſo behal¬<lb/>
tet das Kiſtchen ruhig an Euch und, da ich wohl<lb/>
weiß, daß beide, Ihr und <hirendition="#g">Giorgina</hi>, Euch<lb/>ſtraͤuben werdet, das reiche Vermaͤchtniß von mir<lb/>
anzunehmen, ſo ſchenke ich in jenem Fall das<lb/>
Kaͤſtchen mit Kleinodien Euerm Knaben, dem ich,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[103/0111]
ſagt mir nun, wenn, wie es der Himmel verhuͤ¬
ten moͤge! Euch unterdeſſen ein Ungluͤck zuſtoßen
ſollte, ſo daß ihr nicht mehr zuruͤckkehrtet in
mein Haus, wohin ſoll ich dann das Kiſtchen
abliefern, und wie lange ſoll ich auf Euch war¬
ten, ehe ich die Juwelen dem einhaͤndige, den
ihr mir nennen werdet, ſo wie ich Euch jetzt um
Euern Namen bitte?“ „Ich heiße,“ erwiederte
der Fremde, „Ignaz Denner, und bin, wie
ihr ſchon wiſſet, Kauf- und Handelsmann. Ich
habe weder Weib, noch Kinder, und meine Ver¬
wandte wohnen im Walliſer Lande. Die kann
ich aber keinesweges lieben und achten, da ſie
ſich, als ich noch arm und beduͤrftig war, um
mich gar nicht gekuͤmmert haben. Sollte ich
in drei Jahren mich nicht ſehen laſſen, ſo behal¬
tet das Kiſtchen ruhig an Euch und, da ich wohl
weiß, daß beide, Ihr und Giorgina, Euch
ſtraͤuben werdet, das reiche Vermaͤchtniß von mir
anzunehmen, ſo ſchenke ich in jenem Fall das
Kaͤſtchen mit Kleinodien Euerm Knaben, dem ich,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/111>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.