seine Tölpelei ein und wollte die Dame in seinen Man¬ tel hüllen. Die Dame wehrte dies indessen ab, in¬ dem sie jammerte: "Nein, mein lieber Peregrin! das hilft mir nichts! -- Meine Füße -- ach meine Füße, umkommen muß ich vor fürchterlichem Schmerz." --
Halb ohnmächtig wollte die Dame zusammensin¬ ken, indem sie mit ersterbender Stimme rief: "Trage mich, trage mich, mein holder Freund!" --
Da nahm ohne Weiteres Peregrinus das feder¬ leichte Dämchen auf den Arm, wie ein Kind und wik¬ kelte sie sorglich ein in den weiten Mantel. Kaum war er aber eine kleine Strecke mit der süßen Last fort¬ geschritten; als ihn stärker und stärker der wilde Tau¬ mel brünstiger Lust erfaßte. Er bedeckte Nacken, Bu¬ sen des holden Wesens, das sich fest an seine Brust geschmiegt hatte, mit glühenden Küßen, indem er halb sinnlos fortrannte durch die Straßen. Endlich war es ihm, als erwache er mit einem Ruck aus dem Traum; er befand sich dicht vor einer Hausthüre und aufschauend erkannte er sein Haus auf dem Roßmarkt. Nun erst fiel ihm ein, daß er die Dame ja gar nicht nach ihrer Wohnung gefragt, mit Gewalt nahm er sich zusammen, und fragte: "Fräulein! -- himmli¬ sches göttliches Wesen, wo wohnen Sie?" "Ey," erwiederte die Dame, indem sie das Köpfchen empor¬
ſeine Tölpelei ein und wollte die Dame in ſeinen Man¬ tel hüllen. Die Dame wehrte dies indeſſen ab, in¬ dem ſie jammerte: »Nein, mein lieber Peregrin! das hilft mir nichts! — Meine Füße — ach meine Füße, umkommen muß ich vor fürchterlichem Schmerz.» —
Da nahm ohne Weiteres Peregrinus das feder¬ leichte Dämchen auf den Arm, wie ein Kind und wik¬ kelte ſie ſorglich ein in den weiten Mantel. Kaum war er aber eine kleine Strecke mit der ſüßen Laſt fort¬ geſchritten; als ihn ſtärker und ſtärker der wilde Tau¬ mel brünſtiger Luſt erfaßte. Er bedeckte Nacken, Bu¬ ſen des holden Weſens, das ſich feſt an ſeine Bruſt geſchmiegt hatte, mit glühenden Küßen, indem er halb ſinnlos fortrannte durch die Straßen. Endlich war es ihm, als erwache er mit einem Ruck aus dem Traum; er befand ſich dicht vor einer Hausthüre und aufſchauend erkannte er ſein Haus auf dem Roßmarkt. Nun erſt fiel ihm ein, daß er die Dame ja gar nicht nach ihrer Wohnung gefragt, mit Gewalt nahm er ſich zuſammen, und fragte: »Fräulein! — himmli¬ ſches göttliches Weſen, wo wohnen Sie?» »Ey,» erwiederte die Dame, indem ſie das Köpfchen empor¬
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ſeine Tölpelei ein und wollte die Dame in ſeinen Man¬
tel hüllen. Die Dame wehrte dies indeſſen ab, in¬
dem ſie jammerte: »Nein, mein lieber Peregrin!
das hilft mir nichts! — Meine Füße — ach meine Füße,
umkommen muß ich vor fürchterlichem Schmerz.» —
Halb ohnmächtig wollte die Dame zuſammenſin¬
ken, indem ſie mit erſterbender Stimme rief: »Trage
mich, trage mich, mein holder Freund!» —
Da nahm ohne Weiteres Peregrinus das feder¬
leichte Dämchen auf den Arm, wie ein Kind und wik¬
kelte ſie ſorglich ein in den weiten Mantel. Kaum
war er aber eine kleine Strecke mit der ſüßen Laſt fort¬
geſchritten; als ihn ſtärker und ſtärker der wilde Tau¬
mel brünſtiger Luſt erfaßte. Er bedeckte Nacken, Bu¬
ſen des holden Weſens, das ſich feſt an ſeine Bruſt
geſchmiegt hatte, mit glühenden Küßen, indem er
halb ſinnlos fortrannte durch die Straßen. Endlich
war es ihm, als erwache er mit einem Ruck aus dem
Traum; er befand ſich dicht vor einer Hausthüre und
aufſchauend erkannte er ſein Haus auf dem Roßmarkt.
Nun erſt fiel ihm ein, daß er die Dame ja gar nicht
nach ihrer Wohnung gefragt, mit Gewalt nahm er
ſich zuſammen, und fragte: »Fräulein! — himmli¬
ſches göttliches Weſen, wo wohnen Sie?» »Ey,»
erwiederte die Dame, indem ſie das Köpfchen empor¬
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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/44>, abgerufen am 16.07.2024.
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