Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822."Sonnenlicht aufgehen sollte, das alle Geheimnisse Als Peregrinus an Lämmerhirts Thüre pochte, -- Mag es dem geneigten Leser genügen, wenn So wie Peregrinus der holden Jungfrau ins »Sonnenlicht aufgehen ſollte, das alle Geheimniſſe Als Peregrinus an Lämmerhirts Thüre pochte, — Mag es dem geneigten Leſer genügen, wenn So wie Peregrinus der holden Jungfrau ins <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0234" n="229"/> »Sonnenlicht aufgehen ſollte, das alle Geheimniſſe<lb/> »aufklärt.»</p><lb/> <p>Als Peregrinus an Lämmerhirts Thüre pochte,<lb/> rief eine <choice><sic>fanfte</sic><corr>ſanfte</corr></choice> weibliche Stimme: Herein! Er öff¬<lb/> nete die Thüre, ein Mädchen, die ſich allein in der<lb/> Stube befand, trat ihm entgegen und fragte ihn<lb/> freundlich, was ihm zu Dienſten ſtehe?</p><lb/> <p>— Mag es dem geneigten Leſer genügen, wenn<lb/> geſagt wird, daß das Mädchen ungefähr achtzehn<lb/> Jahre alt ſeyn mochte, daß ſie mehr groß als klein<lb/> und ſchlank im reinſten Ebenmaaß der Glieder gewach¬<lb/> ſen war, daß ſie hellbraunes Haar und dunkelblaue<lb/> Augen und eine Haut hatte, die das zarte Flockenge¬<lb/> webe ſchien von Lilien und Roſen. Mehr als alles<lb/> dieß wollte aber gelten, daß des Mädchens Antlitz<lb/> jenes zarte Geheimniß jungfräulicher Reinheit, ho¬<lb/> hen himmliſchen Liebreizes ausſprach, wie es man¬<lb/> cher alte deutſche Maler in ſeinen Gebilden erfaßt. —</p><lb/> <p>So wie Peregrinus der holden Jungfrau ins<lb/> Auge blickte, war es ihm, als habe er in ſchwerla¬<lb/> ſtenden Banden gelegen, die eine wohlthätige Macht<lb/> gelöſt und der Engel des Lichts ſtehe vor ihm, an deſ¬<lb/> ſen Hand er eingehen werde in das Reich namenlo¬<lb/> ſer Liebeswonne und Sehnſucht. — Das Mädchen<lb/> wiederholte, indem ſie vor Peregrinus ſtarrem Blick<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0234]
»Sonnenlicht aufgehen ſollte, das alle Geheimniſſe
»aufklärt.»
Als Peregrinus an Lämmerhirts Thüre pochte,
rief eine ſanfte weibliche Stimme: Herein! Er öff¬
nete die Thüre, ein Mädchen, die ſich allein in der
Stube befand, trat ihm entgegen und fragte ihn
freundlich, was ihm zu Dienſten ſtehe?
— Mag es dem geneigten Leſer genügen, wenn
geſagt wird, daß das Mädchen ungefähr achtzehn
Jahre alt ſeyn mochte, daß ſie mehr groß als klein
und ſchlank im reinſten Ebenmaaß der Glieder gewach¬
ſen war, daß ſie hellbraunes Haar und dunkelblaue
Augen und eine Haut hatte, die das zarte Flockenge¬
webe ſchien von Lilien und Roſen. Mehr als alles
dieß wollte aber gelten, daß des Mädchens Antlitz
jenes zarte Geheimniß jungfräulicher Reinheit, ho¬
hen himmliſchen Liebreizes ausſprach, wie es man¬
cher alte deutſche Maler in ſeinen Gebilden erfaßt. —
So wie Peregrinus der holden Jungfrau ins
Auge blickte, war es ihm, als habe er in ſchwerla¬
ſtenden Banden gelegen, die eine wohlthätige Macht
gelöſt und der Engel des Lichts ſtehe vor ihm, an deſ¬
ſen Hand er eingehen werde in das Reich namenlo¬
ſer Liebeswonne und Sehnſucht. — Das Mädchen
wiederholte, indem ſie vor Peregrinus ſtarrem Blick
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