Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

"dich in der verhängnißvollen Stunde? -- Auf denn,
"durchbohre diese Brust, oder falle von meiner Hand!"

Damit riß Pepusch ein Paar Pistolen aus der
Tasche, gab ein Pistol dem Peregrinus in die Hand,
und stellte sich mit dem andern in Positur, indem er
rief: schieße, feige Memme!

Peregrinus stellte sich, versicherte aber, daß nichts
ihn zu dem heillosen Wahnsinn bringen würde, sich
mit seinem einzigen Freunde in einen Zweikampf ein¬
zulassen ohne die Ursache auch nur zu ahnen. We¬
nigstens würde er in keinem Fall den Freund zuerst
mörderisch angreifen.

Da schlug aber Pepusch ein wildes Gelächter auf
und in dem Augenblick schlug auch die Kugel aus dem
Pistol, das Pepusch abgedrückt, durch den Hut des
Peregrinus. Dieser starrte, ohne den Hut, der zur
Erde gefallen, aufzuheben, den Freund an in tiefem
Schweigen. Pepusch näherte sich dem Peregrinus bis
auf wenige Schritte und murmelte dann dumpf:
Schieße!

Da drückte Peregrinus das Pistol schnell ab in
die Luft.

Laut aufheulend wie ein Rasender, stürzte Ge¬
orge Pepusch nun an die Brust des Freundes und
schrie mit herzzerschneidendem Ton: Sie stirbt -- sie

»dich in der verhängnißvollen Stunde? — Auf denn,
»durchbohre dieſe Bruſt, oder falle von meiner Hand!»

Damit riß Pepuſch ein Paar Piſtolen aus der
Taſche, gab ein Piſtol dem Peregrinus in die Hand,
und ſtellte ſich mit dem andern in Poſitur, indem er
rief: ſchieße, feige Memme!

Peregrinus ſtellte ſich, verſicherte aber, daß nichts
ihn zu dem heilloſen Wahnſinn bringen würde, ſich
mit ſeinem einzigen Freunde in einen Zweikampf ein¬
zulaſſen ohne die Urſache auch nur zu ahnen. We¬
nigſtens würde er in keinem Fall den Freund zuerſt
mörderiſch angreifen.

Da ſchlug aber Pepuſch ein wildes Gelächter auf
und in dem Augenblick ſchlug auch die Kugel aus dem
Piſtol, das Pepuſch abgedrückt, durch den Hut des
Peregrinus. Dieſer ſtarrte, ohne den Hut, der zur
Erde gefallen, aufzuheben, den Freund an in tiefem
Schweigen. Pepuſch näherte ſich dem Peregrinus bis
auf wenige Schritte und murmelte dann dumpf:
Schieße!

Da drückte Peregrinus das Piſtol ſchnell ab in
die Luft.

Laut aufheulend wie ein Raſender, ſtürzte Ge¬
orge Pepuſch nun an die Bruſt des Freundes und
ſchrie mit herzzerſchneidendem Ton: Sie ſtirbt — ſie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0173" n="168"/>
»dich in der verhängnißvollen Stunde? &#x2014; Auf denn,<lb/>
»durchbohre die&#x017F;e Bru&#x017F;t, oder falle von meiner Hand!»</p><lb/>
          <p>Damit riß Pepu&#x017F;ch ein Paar Pi&#x017F;tolen aus der<lb/>
Ta&#x017F;che, gab ein Pi&#x017F;tol dem Peregrinus in die Hand,<lb/>
und &#x017F;tellte &#x017F;ich mit dem andern in Po&#x017F;itur, indem er<lb/>
rief: &#x017F;chieße, feige Memme!</p><lb/>
          <p>Peregrinus &#x017F;tellte &#x017F;ich, ver&#x017F;icherte aber, daß nichts<lb/>
ihn zu dem heillo&#x017F;en Wahn&#x017F;inn bringen würde, &#x017F;ich<lb/>
mit &#x017F;einem einzigen Freunde in einen Zweikampf ein¬<lb/>
zula&#x017F;&#x017F;en ohne die Ur&#x017F;ache auch nur zu ahnen. We¬<lb/>
nig&#x017F;tens würde er in keinem Fall den Freund zuer&#x017F;t<lb/>
mörderi&#x017F;ch angreifen.</p><lb/>
          <p>Da &#x017F;chlug aber Pepu&#x017F;ch ein wildes Gelächter auf<lb/>
und in dem Augenblick &#x017F;chlug auch die Kugel aus dem<lb/>
Pi&#x017F;tol, das Pepu&#x017F;ch abgedrückt, durch den Hut des<lb/>
Peregrinus. Die&#x017F;er &#x017F;tarrte, ohne den Hut, der zur<lb/>
Erde gefallen, aufzuheben, den Freund an in tiefem<lb/>
Schweigen. Pepu&#x017F;ch näherte &#x017F;ich dem Peregrinus bis<lb/>
auf wenige Schritte und murmelte dann dumpf:<lb/>
Schieße!</p><lb/>
          <p>Da drückte Peregrinus das Pi&#x017F;tol &#x017F;chnell ab in<lb/>
die Luft.</p><lb/>
          <p>Laut aufheulend wie ein Ra&#x017F;ender, &#x017F;türzte Ge¬<lb/>
orge Pepu&#x017F;ch nun an die Bru&#x017F;t des Freundes und<lb/>
&#x017F;chrie mit herzzer&#x017F;chneidendem Ton: Sie &#x017F;tirbt &#x2014; &#x017F;ie<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0173] »dich in der verhängnißvollen Stunde? — Auf denn, »durchbohre dieſe Bruſt, oder falle von meiner Hand!» Damit riß Pepuſch ein Paar Piſtolen aus der Taſche, gab ein Piſtol dem Peregrinus in die Hand, und ſtellte ſich mit dem andern in Poſitur, indem er rief: ſchieße, feige Memme! Peregrinus ſtellte ſich, verſicherte aber, daß nichts ihn zu dem heilloſen Wahnſinn bringen würde, ſich mit ſeinem einzigen Freunde in einen Zweikampf ein¬ zulaſſen ohne die Urſache auch nur zu ahnen. We¬ nigſtens würde er in keinem Fall den Freund zuerſt mörderiſch angreifen. Da ſchlug aber Pepuſch ein wildes Gelächter auf und in dem Augenblick ſchlug auch die Kugel aus dem Piſtol, das Pepuſch abgedrückt, durch den Hut des Peregrinus. Dieſer ſtarrte, ohne den Hut, der zur Erde gefallen, aufzuheben, den Freund an in tiefem Schweigen. Pepuſch näherte ſich dem Peregrinus bis auf wenige Schritte und murmelte dann dumpf: Schieße! Da drückte Peregrinus das Piſtol ſchnell ab in die Luft. Laut aufheulend wie ein Raſender, ſtürzte Ge¬ orge Pepuſch nun an die Bruſt des Freundes und ſchrie mit herzzerſchneidendem Ton: Sie ſtirbt — ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/173
Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/173>, abgerufen am 23.11.2024.