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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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"Gott, wir sind alle schwache, sündige Menschen. --
"Doch Herr Tyß, Sie sollten nun selbst gesehen ha¬
"ben, wie die kleine Prinzeß, die erst gekickert und
"gelacht hatte, daß es eine Lust war, immer stiller
"und stiller wurde und mich anstarrte mit solchen selt¬
"samen Blicken, daß mir in der That ganz graulich
"zu Muthe wurde. -- Und, denken Sie sich, Herr
"Tyß, plötzlich, ehe ich mirs versehen, liegt die kleine
"Prinzeß vor mir auf den Knien und will mir durch¬
"aus die Hand küssen, und ruft: Ja, du bist es,
"nun erst erkenne ich dich, ja du bist es selbst! --
"Und als ich nun ganz erstaunt frage, was das heis¬
"sen soll" --

Die Alte stockte, und als Peregrinus in sie drang,
doch nur weiter zu reden, nahm sie ganz ernst und
bedächtig eine große Prise und sprach: Wirst es zeitig
genug erfahren, mein Söhnchen, was sich nun wei¬
ter begab. Jedes Ding hat seine Zeit und seine
Stunde!

Peregrinus wollte eben noch schärfer in die Alte
dringen, ihm mehr zu sagen, als diese in ein gellen¬
des Gelächter ausbrach. Peregrinus mahnte sie mit
finstrem Gesicht daran, daß sein Zimmer eben nicht
der Ort sey, wo sie mit ihm Narrenspossen treiben
dürfe. Doch die Alte schien, beide Fäuste in die

»Gott, wir ſind alle ſchwache, ſündige Menſchen. —
»Doch Herr Tyß, Sie ſollten nun ſelbſt geſehen ha¬
»ben, wie die kleine Prinzeß, die erſt gekickert und
»gelacht hatte, daß es eine Luſt war, immer ſtiller
»und ſtiller wurde und mich anſtarrte mit ſolchen ſelt¬
»ſamen Blicken, daß mir in der That ganz graulich
»zu Muthe wurde. — Und, denken Sie ſich, Herr
»Tyß, plötzlich, ehe ich mirs verſehen, liegt die kleine
»Prinzeß vor mir auf den Knien und will mir durch¬
»aus die Hand küſſen, und ruft: Ja, du biſt es,
»nun erſt erkenne ich dich, ja du biſt es ſelbſt! —
»Und als ich nun ganz erſtaunt frage, was das heiſ¬
»ſen ſoll» —

Die Alte ſtockte, und als Peregrinus in ſie drang,
doch nur weiter zu reden, nahm ſie ganz ernſt und
bedächtig eine große Priſe und ſprach: Wirſt es zeitig
genug erfahren, mein Söhnchen, was ſich nun wei¬
ter begab. Jedes Ding hat ſeine Zeit und ſeine
Stunde!

Peregrinus wollte eben noch ſchärfer in die Alte
dringen, ihm mehr zu ſagen, als dieſe in ein gellen¬
des Gelächter ausbrach. Peregrinus mahnte ſie mit
finſtrem Geſicht daran, daß ſein Zimmer eben nicht
der Ort ſey, wo ſie mit ihm Narrenspoſſen treiben
dürfe. Doch die Alte ſchien, beide Fäuſte in die

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[158/0163] »Gott, wir ſind alle ſchwache, ſündige Menſchen. — »Doch Herr Tyß, Sie ſollten nun ſelbſt geſehen ha¬ »ben, wie die kleine Prinzeß, die erſt gekickert und »gelacht hatte, daß es eine Luſt war, immer ſtiller »und ſtiller wurde und mich anſtarrte mit ſolchen ſelt¬ »ſamen Blicken, daß mir in der That ganz graulich »zu Muthe wurde. — Und, denken Sie ſich, Herr »Tyß, plötzlich, ehe ich mirs verſehen, liegt die kleine »Prinzeß vor mir auf den Knien und will mir durch¬ »aus die Hand küſſen, und ruft: Ja, du biſt es, »nun erſt erkenne ich dich, ja du biſt es ſelbſt! — »Und als ich nun ganz erſtaunt frage, was das heiſ¬ »ſen ſoll» — Die Alte ſtockte, und als Peregrinus in ſie drang, doch nur weiter zu reden, nahm ſie ganz ernſt und bedächtig eine große Priſe und ſprach: Wirſt es zeitig genug erfahren, mein Söhnchen, was ſich nun wei¬ ter begab. Jedes Ding hat ſeine Zeit und ſeine Stunde! Peregrinus wollte eben noch ſchärfer in die Alte dringen, ihm mehr zu ſagen, als dieſe in ein gellen¬ des Gelächter ausbrach. Peregrinus mahnte ſie mit finſtrem Geſicht daran, daß ſein Zimmer eben nicht der Ort ſey, wo ſie mit ihm Narrenspoſſen treiben dürfe. Doch die Alte ſchien, beide Fäuſte in die

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/163>, abgerufen am 27.11.2024.