Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.den, gedacht und wie sie zuletzt auf ihre verstorbene "Sie wissen," so sprach die Alte, "Sie wissen, den, gedacht und wie ſie zuletzt auf ihre verſtorbene »Sie wiſſen,» ſo ſprach die Alte, »Sie wiſſen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0162" n="157"/> den, gedacht und wie ſie zuletzt auf ihre verſtorbene<lb/> Verwandten gekommen.</p><lb/> <p>»Sie wiſſen,» ſo ſprach die Alte, »Sie wiſſen,<lb/> »lieber Herr Tyß, daß mir nichts über meine ſelige<lb/> »Frau Muhme, die Katundruckerfrau geht. Sie<lb/> »war in Mainz und ich glaube gar, auch in Indien<lb/> »geweſen und konnte franzöſiſch beten und ſingen.<lb/> »Habe ich dieſer Frau Muhme den unchriſtlichen Na¬<lb/> »men Aline zu verdanken, ſo will ich ihr das gern im<lb/> »Grabe verzeihen, da ich, was die feine Lebensart,<lb/> »die Manierlichkeit, den Verſtand die Worte hübſch<lb/> »zu ſetzen, allein von ihr profitirt habe. Als ich<lb/> »nun recht viel von der Frau Muhme erzählte, fragte<lb/> »die kleine Prinzeſſin nach meinen Eltern, Großeltern<lb/> »und immer ſo weiter und weiter in die Familie hin¬<lb/> »ein. Ich ſchüttete mein Herz aus, ich ſprach ganz<lb/> »ohne Rückhalt davon, daß meine Mutter beinahe<lb/> »eben ſo ſchön geweſen ſey, als ich, wiewohl ich ſie,<lb/> »in Anſehung der Naſe übertreffe die vom Vater ab¬<lb/> »ſtamme und überhaupt nach der Form in der Fa¬<lb/> »milie gebräuchlich ſey, ſchon ſeit Menſchengedenken.<lb/> »Da kam ich denn auch auf die Kirchweihe zu reden,<lb/> »als ich den Deutſchen tanzte mit dem Sergeanten<lb/> »Häberpiep und die himmelblauen Strümpfe angezo¬<lb/> »gen hatte mit den rothen Zwickeln. — Nun! lieber<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [157/0162]
den, gedacht und wie ſie zuletzt auf ihre verſtorbene
Verwandten gekommen.
»Sie wiſſen,» ſo ſprach die Alte, »Sie wiſſen,
»lieber Herr Tyß, daß mir nichts über meine ſelige
»Frau Muhme, die Katundruckerfrau geht. Sie
»war in Mainz und ich glaube gar, auch in Indien
»geweſen und konnte franzöſiſch beten und ſingen.
»Habe ich dieſer Frau Muhme den unchriſtlichen Na¬
»men Aline zu verdanken, ſo will ich ihr das gern im
»Grabe verzeihen, da ich, was die feine Lebensart,
»die Manierlichkeit, den Verſtand die Worte hübſch
»zu ſetzen, allein von ihr profitirt habe. Als ich
»nun recht viel von der Frau Muhme erzählte, fragte
»die kleine Prinzeſſin nach meinen Eltern, Großeltern
»und immer ſo weiter und weiter in die Familie hin¬
»ein. Ich ſchüttete mein Herz aus, ich ſprach ganz
»ohne Rückhalt davon, daß meine Mutter beinahe
»eben ſo ſchön geweſen ſey, als ich, wiewohl ich ſie,
»in Anſehung der Naſe übertreffe die vom Vater ab¬
»ſtamme und überhaupt nach der Form in der Fa¬
»milie gebräuchlich ſey, ſchon ſeit Menſchengedenken.
»Da kam ich denn auch auf die Kirchweihe zu reden,
»als ich den Deutſchen tanzte mit dem Sergeanten
»Häberpiep und die himmelblauen Strümpfe angezo¬
»gen hatte mit den rothen Zwickeln. — Nun! lieber
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