Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite

"aus der Furcht, mich zu verlieren, läßt sich der schwarze
"Undank erklären, mit dem Gamaheh meine Liebe
"lohnte. Sie lieferte mich nämlich ohne Weiteres
"dem abscheulichen Quälgeist, dem Leuwenhöck aus,
"der mich in stärkere Feßeln schlug, als ich sie je ge¬
"tragen, jedoch zu seinem eignen Verderben. -- Trotz
"aller Vorsicht des alten Leuwenhöck und der schönen
"Gamaheh gelang es mir endlich dennoch, in einer
"unbewachten Stunde aus meinem Kerker zu ent¬
"springen. Hinderten mich auch die schweren Rei¬
"terstiefel, die ich nicht Zeit hatte von den Füßen
"abzustreifen, sehr an der Flucht, so kam ich doch
"glücklich bis in die Bude des Spielsachenkrämers bei
"dem Ihr Waaren einkauftet. Nicht lange dauerte
"es, so trat, zu meinem nicht geringen Schreck,
"auch Gamaheh in den Laden. Ich hielt mich für
"verloren, Ihr allein konntet mich retten, edler Herr
"Peregrinus; ich klagte Euch leise meine Noth und
"Ihr wart gütig genug, mir eine Schachtel zu öffnen,
"in die ich schnell hineinhüpfte und die Ihr dann eben
"so schnell mit Euch nahmet; Gamaheh suchte mich
"vergebens und erfuhr erst viel später, wie und
"wohin ich geflüchtet. So wie ich in Freiheit war,
"hatte Leuwenhöck auch die Macht über mein Völk¬
"lein verloren. Alle befreiten sich, entschlüpften und

»aus der Furcht, mich zu verlieren, läßt ſich der ſchwarze
»Undank erklären, mit dem Gamaheh meine Liebe
»lohnte. Sie lieferte mich nämlich ohne Weiteres
»dem abſcheulichen Quälgeiſt, dem Leuwenhöck aus,
»der mich in ſtärkere Feßeln ſchlug, als ich ſie je ge¬
»tragen, jedoch zu ſeinem eignen Verderben. — Trotz
»aller Vorſicht des alten Leuwenhöck und der ſchönen
»Gamaheh gelang es mir endlich dennoch, in einer
»unbewachten Stunde aus meinem Kerker zu ent¬
»ſpringen. Hinderten mich auch die ſchweren Rei¬
»terſtiefel, die ich nicht Zeit hatte von den Füßen
»abzuſtreifen, ſehr an der Flucht, ſo kam ich doch
»glücklich bis in die Bude des Spielſachenkrämers bei
»dem Ihr Waaren einkauftet. Nicht lange dauerte
»es, ſo trat, zu meinem nicht geringen Schreck,
»auch Gamaheh in den Laden. Ich hielt mich für
»verloren, Ihr allein konntet mich retten, edler Herr
»Peregrinus; ich klagte Euch leiſe meine Noth und
»Ihr wart gütig genug, mir eine Schachtel zu öffnen,
»in die ich ſchnell hineinhüpfte und die Ihr dann eben
»ſo ſchnell mit Euch nahmet; Gamaheh ſuchte mich
»vergebens und erfuhr erſt viel ſpäter, wie und
»wohin ich geflüchtet. So wie ich in Freiheit war,
»hatte Leuwenhöck auch die Macht über mein Völk¬
»lein verloren. Alle befreiten ſich, entſchlüpften und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0100" n="95"/>
»aus der Furcht, mich zu verlieren, läßt &#x017F;ich der &#x017F;chwarze<lb/>
»Undank erklären, mit dem Gamaheh meine Liebe<lb/>
»lohnte. Sie lieferte mich nämlich ohne Weiteres<lb/>
»dem ab&#x017F;cheulichen Quälgei&#x017F;t, dem Leuwenhöck aus,<lb/>
»der mich in &#x017F;tärkere Feßeln &#x017F;chlug, als ich &#x017F;ie je ge¬<lb/>
»tragen, jedoch zu &#x017F;einem eignen Verderben. &#x2014; Trotz<lb/>
»aller Vor&#x017F;icht des alten Leuwenhöck und der &#x017F;chönen<lb/>
»Gamaheh gelang es mir endlich dennoch, in einer<lb/>
»unbewachten Stunde aus meinem Kerker zu ent¬<lb/>
»&#x017F;pringen. Hinderten mich auch die &#x017F;chweren Rei¬<lb/>
»ter&#x017F;tiefel, die ich nicht Zeit hatte von den Füßen<lb/>
»abzu&#x017F;treifen, &#x017F;ehr an der Flucht, &#x017F;o kam ich doch<lb/>
»glücklich bis in die Bude des Spiel&#x017F;achenkrämers bei<lb/>
»dem Ihr Waaren einkauftet. Nicht lange dauerte<lb/>
»es, &#x017F;o trat, zu meinem nicht geringen Schreck,<lb/>
»auch Gamaheh in den Laden. Ich hielt mich für<lb/>
»verloren, Ihr allein konntet mich retten, edler Herr<lb/>
»Peregrinus; ich klagte Euch lei&#x017F;e meine Noth und<lb/>
»Ihr wart gütig genug, mir eine Schachtel zu öffnen,<lb/>
»in die ich &#x017F;chnell hineinhüpfte und die Ihr dann eben<lb/>
»&#x017F;o &#x017F;chnell mit Euch nahmet; Gamaheh &#x017F;uchte mich<lb/>
»vergebens und erfuhr er&#x017F;t viel &#x017F;päter, wie und<lb/>
»wohin ich geflüchtet. So wie ich in Freiheit war,<lb/>
»hatte Leuwenhöck auch die Macht über mein Völk¬<lb/>
»lein verloren. Alle befreiten &#x017F;ich, ent&#x017F;chlüpften und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0100] »aus der Furcht, mich zu verlieren, läßt ſich der ſchwarze »Undank erklären, mit dem Gamaheh meine Liebe »lohnte. Sie lieferte mich nämlich ohne Weiteres »dem abſcheulichen Quälgeiſt, dem Leuwenhöck aus, »der mich in ſtärkere Feßeln ſchlug, als ich ſie je ge¬ »tragen, jedoch zu ſeinem eignen Verderben. — Trotz »aller Vorſicht des alten Leuwenhöck und der ſchönen »Gamaheh gelang es mir endlich dennoch, in einer »unbewachten Stunde aus meinem Kerker zu ent¬ »ſpringen. Hinderten mich auch die ſchweren Rei¬ »terſtiefel, die ich nicht Zeit hatte von den Füßen »abzuſtreifen, ſehr an der Flucht, ſo kam ich doch »glücklich bis in die Bude des Spielſachenkrämers bei »dem Ihr Waaren einkauftet. Nicht lange dauerte »es, ſo trat, zu meinem nicht geringen Schreck, »auch Gamaheh in den Laden. Ich hielt mich für »verloren, Ihr allein konntet mich retten, edler Herr »Peregrinus; ich klagte Euch leiſe meine Noth und »Ihr wart gütig genug, mir eine Schachtel zu öffnen, »in die ich ſchnell hineinhüpfte und die Ihr dann eben »ſo ſchnell mit Euch nahmet; Gamaheh ſuchte mich »vergebens und erfuhr erſt viel ſpäter, wie und »wohin ich geflüchtet. So wie ich in Freiheit war, »hatte Leuwenhöck auch die Macht über mein Völk¬ »lein verloren. Alle befreiten ſich, entſchlüpften und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/100
Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/100>, abgerufen am 21.11.2024.