besblick jenes geheimnißvollen Wesens am Beichtstuhl, das ich oft in süßen Träumen sah. "Können Sie mir jemals verzeihen!" lispelte Aurelie. Da stürzte ich wahnsinnig vor namenlosem Entzücken vor ihr hin, ich ergriff ihre Hände! -- "Aurelie ... Aurelie ... für Marter! ... Tod!" Ich fühlte mich sanft emporgehoben -- Aurelie sank an mei¬ ne Brust, ich schwelgte in glühenden Küssen. Aufgeschreckt durch ein nahes Ge¬ räusch, wand sie sich endlich los aus meinen Armen, ich durfte sie nicht zurückhalten. "Erfüllt ist all' mein Sehnen und Hoffen" sprach sie leise, und in dem Augenblick sah' ich die Fürstin den Gang heraufkommen. Ich trat hinein in das Gebüsch, und wurde nun gewahr, daß ich wunderlicher Weise einen dürren grauen Stamm für ein Cruzifix ge¬ halten.
Ich fühlte keine Ermattung mehr, Aure¬ liens Küße durchglühten mich mit neuer Le¬ benskraft; es war mir, als sey jetzt hell und
besblick jenes geheimnißvollen Weſens am Beichtſtuhl, das ich oft in ſuͤßen Traͤumen ſah. „Koͤnnen Sie mir jemals verzeihen!“ lispelte Aurelie. Da ſtuͤrzte ich wahnſinnig vor namenloſem Entzuͤcken vor ihr hin, ich ergriff ihre Haͤnde! — „Aurelie ... Aurelie ... fuͤr Marter! ... Tod!“ Ich fuͤhlte mich ſanft emporgehoben — Aurelie ſank an mei¬ ne Bruſt, ich ſchwelgte in gluͤhenden Kuͤſſen. Aufgeſchreckt durch ein nahes Ge¬ raͤuſch, wand ſie ſich endlich los aus meinen Armen, ich durfte ſie nicht zuruͤckhalten. „Erfuͤllt iſt all' mein Sehnen und Hoffen“ ſprach ſie leiſe, und in dem Augenblick ſah' ich die Fuͤrſtin den Gang heraufkommen. Ich trat hinein in das Gebuͤſch, und wurde nun gewahr, daß ich wunderlicher Weiſe einen duͤrren grauen Stamm fuͤr ein Cruzifix ge¬ halten.
Ich fuͤhlte keine Ermattung mehr, Aure¬ liens Kuͤße durchgluͤhten mich mit neuer Le¬ benskraft; es war mir, als ſey jetzt hell und
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besblick jenes geheimnißvollen Weſens am
Beichtſtuhl, das ich oft in ſuͤßen Traͤumen
ſah. „Koͤnnen Sie mir jemals verzeihen!“
lispelte Aurelie. Da ſtuͤrzte ich wahnſinnig
vor namenloſem Entzuͤcken vor ihr hin, ich
ergriff ihre Haͤnde! — „Aurelie ... Aurelie
... fuͤr Marter! ... Tod!“ Ich fuͤhlte mich
ſanft emporgehoben — Aurelie ſank an mei¬
ne Bruſt, ich ſchwelgte in gluͤhenden
Kuͤſſen. Aufgeſchreckt durch ein nahes Ge¬
raͤuſch, wand ſie ſich endlich los aus meinen
Armen, ich durfte ſie nicht zuruͤckhalten.
„Erfuͤllt iſt all' mein Sehnen und Hoffen“
ſprach ſie leiſe, und in dem Augenblick ſah'
ich die Fuͤrſtin den Gang heraufkommen. Ich
trat hinein in das Gebuͤſch, und wurde nun
gewahr, daß ich wunderlicher Weiſe einen
duͤrren grauen Stamm fuͤr ein Cruzifix ge¬
halten.
Ich fuͤhlte keine Ermattung mehr, Aure¬
liens Kuͤße durchgluͤhten mich mit neuer Le¬
benskraft; es war mir, als ſey jetzt hell und
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/95>, abgerufen am 03.05.2024.
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