ze der Vögel, in das fröhliche Sumsen und Schwirren bunter Insekten.
Ja! -- ein schwerer Traum dünkte mir, nicht nur die letzt vergangene Zeit, sondern mein ganzes Leben, seitdem ich das Kloster verlassen, als ich mich in einem von dunk¬ len Platanen beschatteten Gange befand. -- Ich war im Garten der Capuziner zu B. Aus dem fernen Gebüsch ragte schon das hohe Kreuz hervor, an dem ich sonst oft mit tiefer Inbrunst flehte, um Kraft, aller Versuchung zu widerstehen. -- Das Kreuz schien mir nun das Ziel zu seyn, wo ich hinwallen müsse, um, in den Staub niederge¬ worfen, zu bereuen und zu büßen den Fre¬ vel sündhafter Träume, die mir der Satan vorgegaukelt; und ich schritt fort mit gefal¬ teten emporgehobenen Händen, den Blick nach dem Kreuz gerichtet. -- Stärker und stärker zog der Luftstrom -- ich glaubte die Hymnen der Brüder zu vernehmen, aber es waren nur des Waldes wunderbare Klänge,
ze der Voͤgel, in das froͤhliche Sumſen und Schwirren bunter Inſekten.
Ja! — ein ſchwerer Traum duͤnkte mir, nicht nur die letzt vergangene Zeit, ſondern mein ganzes Leben, ſeitdem ich das Kloſter verlaſſen, als ich mich in einem von dunk¬ len Platanen beſchatteten Gange befand. — Ich war im Garten der Capuziner zu B. Aus dem fernen Gebuͤſch ragte ſchon das hohe Kreuz hervor, an dem ich ſonſt oft mit tiefer Inbrunſt flehte, um Kraft, aller Verſuchung zu widerſtehen. — Das Kreuz ſchien mir nun das Ziel zu ſeyn, wo ich hinwallen muͤſſe, um, in den Staub niederge¬ worfen, zu bereuen und zu buͤßen den Fre¬ vel ſuͤndhafter Traͤume, die mir der Satan vorgegaukelt; und ich ſchritt fort mit gefal¬ teten emporgehobenen Haͤnden, den Blick nach dem Kreuz gerichtet. — Staͤrker und ſtaͤrker zog der Luftſtrom — ich glaubte die Hymnen der Bruͤder zu vernehmen, aber es waren nur des Waldes wunderbare Klaͤnge,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0093"n="85"/>
ze der Voͤgel, in das froͤhliche Sumſen und<lb/>
Schwirren bunter Inſekten.</p><lb/><p>Ja! — ein ſchwerer Traum duͤnkte mir,<lb/>
nicht nur die letzt vergangene Zeit, ſondern<lb/>
mein ganzes Leben, ſeitdem ich das Kloſter<lb/>
verlaſſen, als ich mich in einem von dunk¬<lb/>
len Platanen beſchatteten Gange befand. —<lb/>
Ich war im Garten der Capuziner zu B.<lb/>
Aus dem fernen Gebuͤſch ragte ſchon das<lb/>
hohe Kreuz hervor, an dem ich ſonſt oft<lb/>
mit tiefer Inbrunſt flehte, um Kraft, aller<lb/>
Verſuchung zu widerſtehen. — Das Kreuz<lb/>ſchien mir nun das Ziel zu ſeyn, wo ich<lb/>
hinwallen muͤſſe, um, in den Staub niederge¬<lb/>
worfen, zu bereuen und zu buͤßen den Fre¬<lb/>
vel ſuͤndhafter Traͤume, die mir der Satan<lb/>
vorgegaukelt; <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> ich ſchritt fort mit gefal¬<lb/>
teten emporgehobenen Haͤnden, den Blick<lb/>
nach dem Kreuz gerichtet. — Staͤrker und<lb/>ſtaͤrker zog der Luftſtrom — ich glaubte die<lb/>
Hymnen der Bruͤder zu vernehmen, aber es<lb/>
waren nur des Waldes wunderbare Klaͤnge,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[85/0093]
ze der Voͤgel, in das froͤhliche Sumſen und
Schwirren bunter Inſekten.
Ja! — ein ſchwerer Traum duͤnkte mir,
nicht nur die letzt vergangene Zeit, ſondern
mein ganzes Leben, ſeitdem ich das Kloſter
verlaſſen, als ich mich in einem von dunk¬
len Platanen beſchatteten Gange befand. —
Ich war im Garten der Capuziner zu B.
Aus dem fernen Gebuͤſch ragte ſchon das
hohe Kreuz hervor, an dem ich ſonſt oft
mit tiefer Inbrunſt flehte, um Kraft, aller
Verſuchung zu widerſtehen. — Das Kreuz
ſchien mir nun das Ziel zu ſeyn, wo ich
hinwallen muͤſſe, um, in den Staub niederge¬
worfen, zu bereuen und zu buͤßen den Fre¬
vel ſuͤndhafter Traͤume, die mir der Satan
vorgegaukelt; und ich ſchritt fort mit gefal¬
teten emporgehobenen Haͤnden, den Blick
nach dem Kreuz gerichtet. — Staͤrker und
ſtaͤrker zog der Luftſtrom — ich glaubte die
Hymnen der Bruͤder zu vernehmen, aber es
waren nur des Waldes wunderbare Klaͤnge,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/93>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.