So wie mich der Richter mit recht in das Herz dringender Gutmüthigkeit anblickte, war es mir, als müsse ich nun, da man an meiner Unschuld glaubte und mich frei las¬ sen wollte, allen verruchten Frevel, den ich begangen, frei gestehen und dann mir das Messer in das Herz stoßen. -- Ich wollte re¬ den -- der Richter schien meine Entfernung zu wünschen. Ich ging nach der Thüre, da kam er mir nach, und sagte leise: "Nun habe ich aufgehört Richter zu seyn; von dem er¬ sten Augenblick, als ich Sie sah, interessir¬ ten Sie mich auf das höchste. So sehr, wie (Sie werden dies selbst zugeben müssen) der Schein wider Sie war, so wünschte ich doch gleich, daß Sie in der That nicht der ab¬ scheuliche, verbrecherische Mönch seyn möch¬ ten, für den man Sie hielt. Jetzt darf ich Ihnen zutraulich sagen ... Sie sind kein Pole. Sie sind nicht in Kwiecziczewo geboren. Sie heißen nicht Leonard von Krcszinski." -- Mit Ruhe und Festigkeit ant¬
So wie mich der Richter mit recht in das Herz dringender Gutmuͤthigkeit anblickte, war es mir, als muͤſſe ich nun, da man an meiner Unſchuld glaubte und mich frei laſ¬ ſen wollte, allen verruchten Frevel, den ich begangen, frei geſtehen und dann mir das Meſſer in das Herz ſtoßen. — Ich wollte re¬ den — der Richter ſchien meine Entfernung zu wuͤnſchen. Ich ging nach der Thuͤre, da kam er mir nach, und ſagte leiſe: „Nun habe ich aufgehoͤrt Richter zu ſeyn; von dem er¬ ſten Augenblick, als ich Sie ſah, intereſſir¬ ten Sie mich auf das hoͤchſte. So ſehr, wie (Sie werden dies ſelbſt zugeben muͤſſen) der Schein wider Sie war, ſo wuͤnſchte ich doch gleich, daß Sie in der That nicht der ab¬ ſcheuliche, verbrecheriſche Moͤnch ſeyn moͤch¬ ten, fuͤr den man Sie hielt. Jetzt darf ich Ihnen zutraulich ſagen ... Sie ſind kein Pole. Sie ſind nicht in Kwiecziczewo geboren. Sie heißen nicht Leonard von Krcszinski.“ — Mit Ruhe und Feſtigkeit ant¬
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So wie mich der Richter mit recht in das
Herz dringender Gutmuͤthigkeit anblickte,
war es mir, als muͤſſe ich nun, da man an
meiner Unſchuld glaubte und mich frei laſ¬
ſen wollte, allen verruchten Frevel, den ich
begangen, frei geſtehen und dann mir das
Meſſer in das Herz ſtoßen. — Ich wollte re¬
den — der Richter ſchien meine Entfernung
zu wuͤnſchen. Ich ging nach der Thuͤre, da
kam er mir nach, und ſagte leiſe: „Nun habe
ich aufgehoͤrt Richter zu ſeyn; von dem er¬
ſten Augenblick, als ich Sie ſah, intereſſir¬
ten Sie mich auf das hoͤchſte. So ſehr, wie
(Sie werden dies ſelbſt zugeben muͤſſen) der
Schein wider Sie war, ſo wuͤnſchte ich doch
gleich, daß Sie in der That nicht der ab¬
ſcheuliche, verbrecheriſche Moͤnch ſeyn moͤch¬
ten, fuͤr den man Sie hielt. Jetzt darf ich
Ihnen zutraulich ſagen ... Sie ſind kein
Pole. Sie ſind nicht in Kwiecziczewo
geboren. Sie heißen nicht Leonard von
Krcszinski.“ — Mit Ruhe und Feſtigkeit ant¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/76>, abgerufen am 30.11.2024.
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