war. -- Höre, welches besonderen Umstan¬ des halber ich später glauben mußte, daß es in der That Graf Viktorin war, der als Capuziner auf dem Schlosse des Barons von F. erschien! -- Nicht gar zu lange ist es her, als Bruder Sebastianus der Pförtner, durch ein Aechzen und Stöhnen, das den Seufzern eines Sterbenden glich, geweckt wurde. Der Morgen war schon angebro¬ chen, er stand auf, öffnete die Kloster¬ pforte und fand einen Menschen, der dicht vor derselben, halb erstarrt vor Kälte, lag und mühsam die Worte herausbrachte: er sey Medardus, der aus unserm Kloster entflohe¬ ne Mönch. -- Sebastianus meldete mir ganz er¬ schrocken, was sich unten zugetragen; ich stieg mit den Brüdern hinab, wir brachten den ohnmächtigen Mann in das Refektorium. Trotz des bis zum Grausen entstellten Ge¬ sichts des Mannes, glaubten wir doch Deine Züge zu erkennen, und Mehrere meinten, daß wohl nur die veränderte Tracht den wohlbe¬
war. — Hoͤre, welches beſonderen Umſtan¬ des halber ich ſpaͤter glauben mußte, daß es in der That Graf Viktorin war, der als Capuziner auf dem Schloſſe des Barons von F. erſchien! — Nicht gar zu lange iſt es her, als Bruder Sebaſtianus der Pfoͤrtner, durch ein Aechzen und Stoͤhnen, das den Seufzern eines Sterbenden glich, geweckt wurde. Der Morgen war ſchon angebro¬ chen, er ſtand auf, oͤffnete die Kloſter¬ pforte und fand einen Menſchen, der dicht vor derſelben, halb erſtarrt vor Kaͤlte, lag und muͤhſam die Worte herausbrachte: er ſey Medardus, der aus unſerm Kloſter entflohe¬ ne Moͤnch. — Sebaſtianus meldete mir ganz er¬ ſchrocken, was ſich unten zugetragen; ich ſtieg mit den Bruͤdern hinab, wir brachten den ohnmaͤchtigen Mann in das Refektorium. Trotz des bis zum Grauſen entſtellten Ge¬ ſichts des Mannes, glaubten wir doch Deine Zuͤge zu erkennen, und Mehrere meinten, daß wohl nur die veraͤnderte Tracht den wohlbe¬
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war. — Hoͤre, welches beſonderen Umſtan¬
des halber ich ſpaͤter glauben mußte, daß es
in der That Graf Viktorin war, der als
Capuziner auf dem Schloſſe des Barons von
F. erſchien! — Nicht gar zu lange iſt es
her, als Bruder Sebaſtianus der Pfoͤrtner,
durch ein Aechzen und Stoͤhnen, das den
Seufzern eines Sterbenden glich, geweckt
wurde. Der Morgen war ſchon angebro¬
chen, er ſtand auf, oͤffnete die Kloſter¬
pforte und fand einen Menſchen, der dicht
vor derſelben, halb erſtarrt vor Kaͤlte, lag
und muͤhſam die Worte herausbrachte: er ſey
Medardus, der aus unſerm Kloſter entflohe¬
ne Moͤnch. — Sebaſtianus meldete mir ganz er¬
ſchrocken, was ſich unten zugetragen; ich ſtieg
mit den Bruͤdern hinab, wir brachten den
ohnmaͤchtigen Mann in das Refektorium.
Trotz des bis zum Grauſen entſtellten Ge¬
ſichts des Mannes, glaubten wir doch Deine
Zuͤge zu erkennen, und Mehrere meinten, daß
wohl nur die veraͤnderte Tracht den wohlbe¬
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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/333>, abgerufen am 25.11.2024.
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