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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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gehen, wenn Ihr Rom nicht alsbald verlas¬
set. Auf verschiedene verdächtigte Weise er¬
kundigte man sich nach Euch, während der
Zeit als Ihr krank lagt, und nur meiner
Wachsamkeit und der Einigkeit der frommge¬
sinnten Brüder möget Ihr es verdanken, daß
Euch der Mord nicht bis in Eure Zelle ver¬
folgte. So wie Ihr überhaupt mir ein verwun¬
derlicher Mann zu seyn scheint, den überall
verhängnißvolle Bande umschlingen, so seyd
Ihr auch seit der kurzen Zeit Eures Aufent¬
halts in Rom gewiß wider Euern Willen
viel zu merkwürdig geworden, als daß es ge¬
wissen Personen nicht wünschenswerth seyn
sollte, Euch aus dem Wege zu räumen. Kehrt
zurück in Euer Vaterland, in Euer Kloster!
-- Friede sey mit Euch!" --

Ich fühlte wohl, daß, so lange ich mich
in Rom befände, mein Leben in steter Ge¬
fahr bleiben müsse, aber zu dem peinigen¬
den Andenken an alle begangene Frevel, das
die strengste Buße nicht zu vertilgen vermocht

gehen, wenn Ihr Rom nicht alsbald verlaſ¬
ſet. Auf verſchiedene verdaͤchtigte Weiſe er¬
kundigte man ſich nach Euch, waͤhrend der
Zeit als Ihr krank lagt, und nur meiner
Wachſamkeit und der Einigkeit der frommge¬
ſinnten Bruͤder moͤget Ihr es verdanken, daß
Euch der Mord nicht bis in Eure Zelle ver¬
folgte. So wie Ihr uͤberhaupt mir ein verwun¬
derlicher Mann zu ſeyn ſcheint, den uͤberall
verhaͤngnißvolle Bande umſchlingen, ſo ſeyd
Ihr auch ſeit der kurzen Zeit Eures Aufent¬
halts in Rom gewiß wider Euern Willen
viel zu merkwuͤrdig geworden, als daß es ge¬
wiſſen Perſonen nicht wuͤnſchenswerth ſeyn
ſollte, Euch aus dem Wege zu raͤumen. Kehrt
zuruͤck in Euer Vaterland, in Euer Kloſter!
— Friede ſey mit Euch!“ —

Ich fuͤhlte wohl, daß, ſo lange ich mich
in Rom befaͤnde, mein Leben in ſteter Ge¬
fahr bleiben muͤſſe, aber zu dem peinigen¬
den Andenken an alle begangene Frevel, das
die ſtrengſte Buße nicht zu vertilgen vermocht

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[285/0293] gehen, wenn Ihr Rom nicht alsbald verlaſ¬ ſet. Auf verſchiedene verdaͤchtigte Weiſe er¬ kundigte man ſich nach Euch, waͤhrend der Zeit als Ihr krank lagt, und nur meiner Wachſamkeit und der Einigkeit der frommge¬ ſinnten Bruͤder moͤget Ihr es verdanken, daß Euch der Mord nicht bis in Eure Zelle ver¬ folgte. So wie Ihr uͤberhaupt mir ein verwun¬ derlicher Mann zu ſeyn ſcheint, den uͤberall verhaͤngnißvolle Bande umſchlingen, ſo ſeyd Ihr auch ſeit der kurzen Zeit Eures Aufent¬ halts in Rom gewiß wider Euern Willen viel zu merkwuͤrdig geworden, als daß es ge¬ wiſſen Perſonen nicht wuͤnſchenswerth ſeyn ſollte, Euch aus dem Wege zu raͤumen. Kehrt zuruͤck in Euer Vaterland, in Euer Kloſter! — Friede ſey mit Euch!“ — Ich fuͤhlte wohl, daß, ſo lange ich mich in Rom befaͤnde, mein Leben in ſteter Ge¬ fahr bleiben muͤſſe, aber zu dem peinigen¬ den Andenken an alle begangene Frevel, das die ſtrengſte Buße nicht zu vertilgen vermocht

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/293>, abgerufen am 23.11.2024.