unglücklichen Cyrill warfen mich in einen betäubten Zustand, so daß ich mich ohne zu widerstehen hingab, als man mich aus dem Wagen heraus riß und ziemlich unsanft auf den Boden fallen ließ. Der Morgen brach an, und ich sah mich an der Pforte des Capuzinerklosters liegen, dessen Glocke ich, als ich mich aufgerichtet hatte, anzog. Der Pförtner erschrack über mein bleiches, verstörtes Ansehen und mochte dem Prior die Art, wie ich zurückgekommen, gemeldet haben, denn gleich nach der Frühmesse trat dieser mit besorglichem Blick in meine Zelle. Auf sein Fragen erwiederte ich nur im All¬ gemeinen, daß der Tod dessen, den ich ab¬ solviren müssen, zu gräßlich gewesen sey um mich nicht im Innersten aufzuregen, aber bald konnte ich vor dem wüthenden Schmerz, den ich am linken Arme empfand, nicht wei¬ ter reden, ich schrie laut auf. Der Wund¬ arzt des Klosters kam, man riß mir den fest an dem Fleisch klebenden Ermel herab, und
ungluͤcklichen Cyrill warfen mich in einen betaͤubten Zuſtand, ſo daß ich mich ohne zu widerſtehen hingab, als man mich aus dem Wagen heraus riß und ziemlich unſanft auf den Boden fallen ließ. Der Morgen brach an, und ich ſah mich an der Pforte des Capuzinerkloſters liegen, deſſen Glocke ich, als ich mich aufgerichtet hatte, anzog. Der Pfoͤrtner erſchrack uͤber mein bleiches, verſtoͤrtes Anſehen und mochte dem Prior die Art, wie ich zuruͤckgekommen, gemeldet haben, denn gleich nach der Fruͤhmeſſe trat dieſer mit beſorglichem Blick in meine Zelle. Auf ſein Fragen erwiederte ich nur im All¬ gemeinen, daß der Tod deſſen, den ich ab¬ ſolviren muͤſſen, zu graͤßlich geweſen ſey um mich nicht im Innerſten aufzuregen, aber bald konnte ich vor dem wuͤthenden Schmerz, den ich am linken Arme empfand, nicht wei¬ ter reden, ich ſchrie laut auf. Der Wund¬ arzt des Kloſters kam, man riß mir den feſt an dem Fleiſch klebenden Ermel herab, und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0291"n="283"/>
ungluͤcklichen Cyrill warfen mich in einen<lb/>
betaͤubten Zuſtand, ſo daß ich mich ohne zu<lb/>
widerſtehen hingab, als man mich aus dem<lb/>
Wagen heraus riß und ziemlich unſanft<lb/>
auf den Boden fallen ließ. Der Morgen<lb/>
brach an, und ich ſah mich an der Pforte<lb/>
des Capuzinerkloſters liegen, deſſen Glocke<lb/>
ich, als ich mich aufgerichtet hatte, anzog.<lb/>
Der Pfoͤrtner erſchrack uͤber mein bleiches,<lb/>
verſtoͤrtes Anſehen und mochte dem Prior<lb/>
die Art, wie ich zuruͤckgekommen, gemeldet<lb/>
haben, denn gleich nach der Fruͤhmeſſe trat<lb/>
dieſer mit beſorglichem Blick in meine Zelle.<lb/>
Auf ſein Fragen erwiederte ich nur im All¬<lb/>
gemeinen, daß der Tod deſſen, den ich ab¬<lb/>ſolviren muͤſſen, zu graͤßlich geweſen ſey um<lb/>
mich nicht im Innerſten aufzuregen, aber<lb/>
bald konnte ich vor dem wuͤthenden Schmerz,<lb/>
den ich am linken Arme empfand, nicht wei¬<lb/>
ter reden, ich ſchrie laut auf. Der Wund¬<lb/>
arzt des Kloſters kam, man riß mir den feſt<lb/>
an dem Fleiſch klebenden Ermel herab, und<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[283/0291]
ungluͤcklichen Cyrill warfen mich in einen
betaͤubten Zuſtand, ſo daß ich mich ohne zu
widerſtehen hingab, als man mich aus dem
Wagen heraus riß und ziemlich unſanft
auf den Boden fallen ließ. Der Morgen
brach an, und ich ſah mich an der Pforte
des Capuzinerkloſters liegen, deſſen Glocke
ich, als ich mich aufgerichtet hatte, anzog.
Der Pfoͤrtner erſchrack uͤber mein bleiches,
verſtoͤrtes Anſehen und mochte dem Prior
die Art, wie ich zuruͤckgekommen, gemeldet
haben, denn gleich nach der Fruͤhmeſſe trat
dieſer mit beſorglichem Blick in meine Zelle.
Auf ſein Fragen erwiederte ich nur im All¬
gemeinen, daß der Tod deſſen, den ich ab¬
ſolviren muͤſſen, zu graͤßlich geweſen ſey um
mich nicht im Innerſten aufzuregen, aber
bald konnte ich vor dem wuͤthenden Schmerz,
den ich am linken Arme empfand, nicht wei¬
ter reden, ich ſchrie laut auf. Der Wund¬
arzt des Kloſters kam, man riß mir den feſt
an dem Fleiſch klebenden Ermel herab, und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/291>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.